GesteinsPerspektiven 01/22
Die GP GesteinsPerspektiven ist offizielles Organ des Bundesverbandes Mineralische Rohstoffe e.V. (MIRO). Thematische Schwerpunkte sind Fachartikel, Berichte und Reportagen. Folgende Bereiche werden publizistisch abgedeckt: Wirtschaft, Politik und Recht mit Auswirkungen auf die Roh- und Baustoffindustrie, Prospektion, Lagerstättenerkundung, Lagerstättenbewertung, Betriebsplanung und Abbautechnik, Gewinnung und Verarbeitung mineralischer Rohstoffe, Aufbereitung: Zerkleinerung, Klassierung, Sortierung, Materialreinigung, Veredelung: Transportbeton, Asphalt, Wiedernutzbarmachung durch Rekultivierung und/oder Renaturierung, Genehmigungsverfahren und Genehmigungspraxis, Forschung sowie Aus- und Weiterbildung.
Die GP GesteinsPerspektiven ist offizielles Organ des Bundesverbandes Mineralische Rohstoffe e.V. (MIRO). Thematische Schwerpunkte sind Fachartikel, Berichte und Reportagen. Folgende Bereiche werden publizistisch abgedeckt: Wirtschaft, Politik und Recht mit Auswirkungen auf die Roh- und Baustoffindustrie, Prospektion, Lagerstättenerkundung, Lagerstättenbewertung, Betriebsplanung und Abbautechnik, Gewinnung und Verarbeitung mineralischer Rohstoffe, Aufbereitung: Zerkleinerung, Klassierung, Sortierung, Materialreinigung, Veredelung: Transportbeton, Asphalt, Wiedernutzbarmachung durch Rekultivierung und/oder Renaturierung, Genehmigungsverfahren und Genehmigungspraxis, Forschung sowie Aus- und Weiterbildung.
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TREFFPUNKT<br />
55<br />
menhang auch die Vorteile von Vorwäldern, der Einsatz von<br />
Anwuchshilfen sowie von Hilfspflanzendecken. Für die Pflegephase<br />
nach Etablierung empfiehlt es sich, auf klimatolerante<br />
Baumarten hin zu pflegen, um eine konsequente Förderung<br />
der Zukunftsbäume zu erreichen. Ferner lebt die Bestandsstabilität<br />
von der Integration natürlicher Prozesse (Naturverjüngung).<br />
Kurz: Setzt Waldbau bei Unsicherheit auf Diversifizierung,<br />
kann fast nichts schiefgehen. Wenn sie prächtig<br />
herangewachsen sind, die neuen Nutzholzwälder, kann möglicherweise<br />
auch mit etwas mehr Berechtigung über das Thema<br />
Holzbau philosophiert werden.<br />
Unter der Überschrift: „Heimische Rohstoffe nutzen: Stein<br />
und Holz – Versuch einer realistischen Abschätzung der Potenziale<br />
für eine glaubwürdige Politikberatung“, wurde die Frage<br />
aufgeworfen, ob der (Wohnungs-)Bau in Bezug auf den Holz-<br />
Hype vielleicht auf dem Holzweg ist.<br />
Zuerst die Statistik: Etwa 31 % der Landesfläche in<br />
Deutschland sind Wald, Seit 1992 hat die Fläche um knapp<br />
2 % zugenommen. 91 % der Waldfläche sind nutzbar, 4 %<br />
aus Schutz- und anderen Gründen nicht. Ansinnen der Holzbauunterstützung<br />
ist es, „klimaschädliche“ mineralische Baustoffe<br />
zurückzudrängen. Kleine Bilanz: Auf Ein- und Zweifamilienhäuser<br />
entfallen etwa 11 %, auf Mehrfamilienhäuser<br />
etwa 21 % des Zementverbrauchs in Deutschland.<br />
Die Beurteilung des Rohholzpotenzials ist entscheidend<br />
dafür, was beim Holzbau überhaupt ohne Importe geht. Sie<br />
wurde anhand von drei Waldbewirtschaftungsszenarien bis<br />
zum Jahr 2052 dargestellt: Das Basisszenario steht im Wesentlichen<br />
für ein „weiter so wie jetzt“, das Holzpräferenzszenario<br />
(Förderszenario) hieße die Anteile schnell wachsender<br />
Nadelhölzer zu erhöhen und naturschutzfachliche Maßnahmen<br />
zu ignorieren, während das Naturschutzszenario (Restriktionsszenario)<br />
auf höhere Anteile an Laubholz setzt und<br />
größere Nutzungseinschränkungen vorsieht.<br />
Unter der Annahme, dass zusätzliche Holzmengen ausschließlich<br />
im Holzbau verwendet würden, ergäben sich verschiedene<br />
Substitutionsquoten für Beton zwischen 1 und<br />
79 % – Letzeres freilich lediglich im Präferenzfall. Ohne Importe<br />
hieße das: Substitution konstruktiver Holzbauprodukte<br />
aus Nadelholz durch Laubholz (Basis-/Naturschutzpräferenzszenario).<br />
Dafür fehlen derzeit allerdings die nötigen baurechtlichen<br />
Regelungen. Wenig realistisch dürfte eine Vergrößerung<br />
der forstwirtschaftlichen Flächen im Inland sein.<br />
Auch bei einer Steigerung der Holzverfügbarkeit bis 2052<br />
ohne zusätzliche Importe konkurrieren verschiedene Industrien<br />
um den Rohstoff. Dass Zuwächse nur im Bau verwendet<br />
werden können, ist unwahrscheinlich. Und: Selbst bei einer<br />
Verdopplung der derzeitigen Holzbauquote wäre im Hochbau<br />
mit einem Rückgang des Betonvolumens von lediglich 4 % zu<br />
rechnen. Beim Vergleich des Flächenbedarfs zur Gewinnung<br />
von mineralischen Rohstoffen und Holz-Baustoff je Hektar –<br />
500.000 m³ Gesteinsbaustoff stehen hier 1000 m³ Nutzholz<br />
gegenüber – sollte endgültig klar werden, dass die Pro-Holzbau-Brechstange<br />
möglicherweise schief angesetzt wird.<br />
Dennoch: Beton steht im Klimafokus. Hier schließt sich der<br />
Kreis zu den ersten Vorträgen der Workshopreihe A, mit den<br />
geschilderten Möglichkeiten über CO 2 -Senkungsmaßnahmen<br />
bei der Zementproduktion auch den Beton absehbar<br />
„klimaneutral“ zu produzieren. Technologieoffenheit zu<br />
erhalten, ist dafür aber ein wichtiger Schlüssel – und Grundlage<br />
eines fairen Wettbewerbs.<br />
GUTE ATMOSPHÄRE: Der lange vermisste Austausch wurde intensiv<br />
nachgeholt. Das traf für die Pausengespräche ebenso zu wie für die rege<br />
Diskussion im Anschluss an die Vorträge.