AUTOINSIDE Ausgabe 5 – Mai 2022
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FOKUS ELEKTROMOBILITÄT<br />
Besondere Vorsicht ist in der Werkstatt im Umgang mit Elektrofahrzeugen geboten. Foto: Attraco<br />
Die zunehmende Elektrifizierung<br />
des Fuhrparks sieht Arnd Franz als<br />
Chance auch für freie Garagisten.<br />
Foto: AGVS-Medien<br />
wird der CO2-Ausstoss pro gefahrene Kilometer<br />
über die gesamte Flotte berechnet. Wobei<br />
die schwereren Fahrzeuge einen kleinen Bonus<br />
und die kleineren Fahrzeuge einen kleinen<br />
Rucksack erhalten. Es wird aber nur gemessen,<br />
wie hoch die CO2-Emission direkt am Auto ist.<br />
Wie viel CO2 in die Luft geblasen wird, um das<br />
Fahrzeug, die Batterie und den Strom in der<br />
Batterie zu produzieren, interessiert in diesem<br />
Zusammenhang nicht. Dass nur die Hälfte des<br />
CO2-Fussbadrucks betrachtet wird, ist der Systemfehler<br />
in der Regulierung. Und es ist ein<br />
Nachteil für die E-Fuels, bei denen im Prinzip<br />
ja gleichviel CO2 ausgestossen wird, wie zuvor<br />
für die Herstellung aus der Luft genommen<br />
wird. Es ist also eigentlich ein Nullsummenspiel<br />
und somit eine beinahe CO2-neutrale<br />
Energie, was aber von der Politik nicht oder<br />
nur teilweise so beurteilt wird.<br />
Sie rechnen damit, dass eine Batterie nach<br />
8 bis 12 Jahren das erste Mal repariert<br />
werden muss. Kann der Garagist diese<br />
Reparaturarbeiten vornehmen?<br />
Das ist eine gute Frage und muss je nach Hersteller<br />
unterschiedlich beantwortet werden.<br />
Gewisse Hersteller ersetzen lieber die komplette<br />
Batterie, weil es für sie während der<br />
Garantiezeit die kostengünstigste Lösung ist.<br />
Bisher gab es fast ausschliesslich Batterieausfälle<br />
unter Garantie, die meist für Batterien<br />
bis zu acht Jahren gilt. Das wird sich in Zukunft<br />
ändern. Die BEV werden älter und die<br />
Garantie läuft ab. Dann muss der Endverbraucher,<br />
also der Automobilist, nach einer ökonomisch<br />
attraktiven Lösung suchen, damit sein<br />
Fahrzeug wieder eine Reichweite von 300 km<br />
erreicht. Hier dürfte die Reparatur zu einem<br />
interessanten Geschäftsmodell für freie Garagen<br />
werden. In den nächsten fünf Jahren mag<br />
dies noch eine untergeordnete Rolle spielen,<br />
jedoch rechnen wir damit, dass 2030 rund<br />
1,1 bis 1,4 Millionen Batterien in Europa zu<br />
reparieren sind. Das kann heissen, die komplette<br />
Batterie austauschen oder nur einzelne<br />
Komponenten wie ein ungleichmässig degradiertes<br />
Batteriemodul wechseln. Letzteres<br />
bedeutet: Diagnostizieren, Problem über das<br />
Batterie-Management-System lokalisieren, Batterie<br />
öffnen, Modul tauschen, Batterie wieder<br />
verschliessen, Dichtheit und Funktion prüfen.<br />
Damit kann der Garagist dem Kunden rund<br />
4000 Franken in Rechnung stellen.<br />
In welche Richtung zeigen die Tendenzen<br />
bei Batterie-Reparaturen? Muss ich mich<br />
als Garagist an den Autohersteller oder an<br />
einen Batterieproduzenten wenden?<br />
Es wird Lösungen im freien Markt geben.<br />
Wir haben Betriebe, die Batterien wieder instand<br />
setzen. Wir konzentrieren uns im Moment<br />
auf Metallhydrid aus Vollhybrid-Autos<br />
von Toyota, Honda und Hyundai. Das sind<br />
kleinere Batterien mit einigen kWh Kapazität.<br />
In naher Zukunft werden wir auch Lithium-<br />
Ionen-Batterien instand setzen können. Das<br />
dürfte deutlich kostengünstiger sein, als die<br />
ganze Batterie auszutauschen.<br />
2027 stehen die ersten Batterie-Reparaturen<br />
ausserhalb der Garantie an. Für den Garagisten<br />
bedeutet dies, sich jetzt weiterzubilden,<br />
um im Jahr 2027 bereit zu sein?<br />
Früher! Ein grosser Teil der Garagen in der<br />
Schweiz sind Markenvertretungen. Schon<br />
heute kommen Fahrzeuge mit defekten Batterien<br />
in deren Werkstatt. Da stellt sich die<br />
Frage: Was mache ich mit der Batterie?<br />
Und was mache ich mit dieser?<br />
Man kann das Auto zum Hersteller schicken<br />
oder man bildet sich weiter und hat die notwendigen<br />
Qualifikationen, um die Batterie-<br />
Reparatur selbst vorzunehmen. Dafür braucht<br />
es ein Level-3-Hochvolt-Zertifikat als Mechatroniker.<br />
Die Arbeit an sich ist nicht komplex,<br />
aber es braucht die nötige Ausbildung,<br />
entsprechende Sicherheitsvorkehrungen und<br />
das passende Werkzeug. Die verbauten Batterien<br />
sind ziemlich gross und bestehen aus<br />
unterschiedlichen Modulen, die wiederum aus<br />
einer grossen Anzahl von Zellen bestehen. Die<br />
Spannung in all diesen Zellen muss ausbalanciert<br />
sein, bevor das Bauteil ausgetauscht<br />
wird. Und das neue Modul, das eingebaut<br />
wird, muss wiederum die gleiche Spannung<br />
aufweisen wie die anderen Module. Dafür<br />
braucht der Garagist ein Gerät, das rund 3000<br />
bis 4000 Franken kostet. Nach dem Zusammenbau<br />
der Batterie ist ein Lecktest respektive<br />
eine Druckdifferenzprüfung nötig. Weil<br />
die Batterie gross ist und sich je nach Temperatur<br />
ausdehnt oder zusammenzieht, sind<br />
Fortsetzung Seite 32<br />
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