AUTOINSIDE Ausgabe 5 – Mai 2022
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FOKUS ELEKTROMOBILITÄT<br />
Dekarbonisierung als Chance<br />
Batterie-Reparatur<br />
wird zu einem<br />
Geschäfts modell<br />
Die Elektromobilität sei der Totengräber der Garagen,<br />
wird gerne behauptet. Arnd Franz, CEO des<br />
Ersatzteilgrosshändlers LKQ Europe, sieht indes auch<br />
Chancen für Garagisten. Sascha Rhyner<br />
Herr Franz, im motorisierten Individualverkehr<br />
gibt es derzeit scheinbar nur eine<br />
Richtung: Elektrifizierung. In Ihrem Referat<br />
am «Tag der Schweizer Garagisten» <strong>2022</strong><br />
erklärten Sie ebenfalls diese Tendenz, blieben<br />
aber technologieoffen. Was ist denn<br />
nun der richtige Weg?<br />
Arnd Franz, CEO LKQ Europe: Nicht alles<br />
auf eine Karte setzen! Wir brauchen batterieelektrische<br />
Fahrzeuge, sogenannte BEV. Aber<br />
wir brauchen auch alternative Lösungen, falls<br />
die BEV nicht 100 Prozent abdecken können.<br />
Sei es wegen der Ladeinfrastruktur, aus Gründen<br />
der Verfügbarkeit von Rohstoffen oder wegen<br />
der Kosten und der Kapazität. Deshalb ist<br />
es sinnvoll, Alternativen zu haben, um CO2-<br />
neutral zu werden. In erster Linie ist das die<br />
Brennstoffzelle mit Wasserstoff. Dabei stellt<br />
sich die Frage nach der Wirtschaftlichkeit und<br />
der Wettbewerbsfähigkeit. Befürworter von<br />
BEV argumentieren, dass es zu aufwendig sei,<br />
auch noch eine Verteilinfrastruktur für Wasserstoff<br />
aufzubauen.<br />
Was auffällt, dass die Diversifizierung<br />
der Antriebsarten im Nutzfahrzeugbereich<br />
ausgeprägter ist.<br />
Das macht auch Sinn! Batterie-elektrische Lösungen<br />
funktionieren bei Nutzfahrzeugen nur<br />
in der mittleren Klasse und im Nahverkehr.<br />
Distanzen von bis zu 1000 km oder mehr,<br />
die in dieser Branche nicht unüblich sind,<br />
sind mit Batterien nicht oder zumindest noch<br />
nicht möglich. Heute bräuchte es für solche<br />
Distanzen eine 6 bis 8 Tonnen schwere Batterie.<br />
Selbst beim Personenwagen stellt sich<br />
die Frage, wie Fahrten über längere Distanzen<br />
zu lösen sind. Im Luxusbereich ist dieses Problem<br />
kleiner, weil hier grosse und teure Batterien<br />
verbaut werden können. Diese Fahrzeuge<br />
haben ohnehin schon ein hohes Eigengewicht.<br />
Herausfordernd ist der «Brot und Butter»-Bereich,<br />
wie ich das einmal nennen möchte. Der<br />
Aussendienstmitarbeiter, der pro Jahr 40 000<br />
bis 50 000 km fährt, kann nicht einfach auf<br />
ein BEV setzen. Und in diesem Langstreckenbereich<br />
könnten wir an den Punkt kommen,<br />
an dem man erkennt, dass BEV nicht die Lösung<br />
sind. Für Fahrten bis 300 km sind BEV<br />
hingegen eine gute Lösung.<br />
Eigentlich passiert im Moment eher das<br />
Gegenteil. Die schweren SUV werden<br />
elektrifiziert und die Kleinwagen erhalten<br />
weiterhin einen Verbrenner …<br />
Das ist eine Folge der aktuellen Regulierungen,<br />
die in der EU und in der Schweiz gelten. Es<br />
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<strong>Mai</strong> <strong>2022</strong> | <strong>AUTOINSIDE</strong>