AUTOINSIDE Ausgabe 5 – Mai 2022
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FOKUS ELEKTROMOBILITÄT<br />
len linke und grüne Politiker die Abhängigkeit<br />
von russischem Gas verringern und setzen<br />
auf einen sofortigen und staatlich finanzierten<br />
Umstieg auf Wärmepumpen, was die sich<br />
abzeichnende Mangellage noch zusätzlich verschärfen<br />
würde. Die Situation erinnert an ein<br />
Schild, das am Anfang von Strassen steht, an<br />
deren Ende es nicht weitergeht: Sackgasse.<br />
Gestiegene Preise, aber keinen Mangel verzeichnet<br />
dagegen der Mineralölbereich. Natürlich<br />
ist auch hier eine Abhängigkeit gegeben,<br />
zumindest für die Schweiz aber keine<br />
von Russland. Öl ist ein globales Geschäft, lagerfähig<br />
und ohne Leitungsabhängigkeit, die<br />
Pflichtlager sind voll, es herrscht Versorgungssicherheit<br />
und der Wettbewerb spielt. In der<br />
Hierarchie der Prioritäten spielt gerade sie die<br />
wichtigste Rolle <strong>–</strong> noch vor Klima- und Naturschutz<br />
und unbesehen von der Kritik, der<br />
die mineralischen Treibstoffe permanent ausgesetzt<br />
sind. Nur zur Erinnerung: Nach wie<br />
vor beruht über 80 Prozent des Energiekonsums<br />
auf diesem Planeten auf fossilen Treibstoffen.<br />
Dessen Verbrauch hat in den vergangenen<br />
Jahren sogar noch zugenommen, wenn<br />
auch nur leicht.<br />
«Für eine durch schnittliche<br />
Tankfüllung muss man<br />
hierzulande gerade einmal<br />
3,5 Stunden arbeiten.»<br />
Roland Bilang,<br />
Geschäftsführer Avenergy Schweiz<br />
Zurück aber zu den Autokäuferinnen und<br />
Autokäufern, die sich oder dem Garagisten<br />
im Rahmen der Evaluation die Frage stellen:<br />
Bleiben wir beim Benziner oder Dieselfahrzeug<br />
oder sollen wir aufgrund der Entwicklung<br />
nicht doch besser auf die Elektromobilität<br />
setzen, weil man angesichts der aktuellen<br />
Preissprünge nicht weiss, wie sich die Erdölpreise<br />
entwickeln werden? Reichen wir die<br />
Frage weiter an Roland Bilang, den Geschäftsführer<br />
von Avenergy Schweiz, dem Verband<br />
der Treibstoffimporteure. Er sagt, dass man<br />
aktuell gerade am Beispiel von Benzin/Diesel<br />
und Gas/Strom den Unterschied zwischen<br />
Versorgungs- und Preissituation sehe. «Wenn<br />
der Preis eines Energieträgers steigt, werde sofort<br />
befürchtet, dass die Versorgung gefährdet<br />
sein könnte. Das ist im Mineralölbereich ganz<br />
klar nicht der Fall.» Das sei ein fundamentaler<br />
Unterschied zur aktuellen bzw. sich abzeichnenden<br />
Situation bei Gas und Strom.<br />
Roland Bilang weist darauf hin, dass die Preise<br />
am internationalen Markt gemacht werden<br />
und die Schweiz hier, falls überhaupt, nur<br />
einen marginalen Einfluss habe. Wenn der<br />
Rohölpreis durch die Decke gehe, habe das<br />
zwangsläufig Auswirkungen auf den Preis<br />
an der Tankstelle. Allerding verweist Bilang<br />
auch darauf, dass die Situation bei uns auf den<br />
zweiten Blick nicht ganz so dramatisch sei,<br />
wie man aufgrund der Medienberichterstattung<br />
meinen könnte, «auch wenn die aktuelle<br />
Situation für Unternehmer, die viel Treibstoff<br />
kaufen müssen, sicher nicht einfach ist.» Die<br />
Kosten für Energie in einem durchschnittlichen<br />
Haushaltbudget seien in den vergangenen<br />
Jahren, sogar Jahrzehnten bisher im Vergleich<br />
eher tief gewesen. Das gelte auch und<br />
gerade für Benzin. Und, um auch hier das Augenmass<br />
zu wahren, verweist Roland Bilang<br />
auf einen jüngst publizierten Vergleich: «Die<br />
Kaufkraft in der Schweiz führt dazu, dass wir<br />
im Vergleich zum Ausland gut dastehen. Für<br />
eine durchschnittliche Tankfüllung muss man<br />
hierzulande 3,5 Stunden arbeiten. In Deutschland<br />
sind es 7, in Holland 8 und in Griechenland<br />
gar 13 Stunden.»<br />
Bleibt die Frage, welchen Einfluss die aktuelle<br />
Entwicklung auf die Energiewende hat. «Keinen<br />
längerfristigen», ist Roland Bilang überzeugt.<br />
Sein Appell an die Politik ist aus Sicht<br />
einer sicheren Energieversorgung trotzdem<br />
ein einfacher: «Macht nicht das kaputt, was<br />
heute funktioniert: die zuverlässige und resiliente<br />
Mineralölversorgung.» <<br />
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