AUTOINSIDE Ausgabe 5 – Mai 2022
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FOKUS ELEKTROMOBILITÄT<br />
Europäischer Masterplan für Elektro-Infrastruktur<br />
14 000 E-Ladestationen<br />
pro Woche<br />
Elektrische Antriebe sind in der Schweiz und europaweit auf dem<br />
Vormarsch. Von den 54 227 neuen Personenwagen, die im ersten<br />
Quartal auf die Strassen der Schweiz und Liechtensteins gekommen<br />
sind, war jeder vierte übers Stromnetz aufladbar. Bloss, das stellt<br />
auch Ansprüche an die Ladeinfrastruktur. Jürg A. Stettler<br />
Um genügend Ladestationen für alle Elektro- und Plug-in-Hybrid-Modelle<br />
europaweit zu haben, müssten bis 2030 wöchentlich rund 14 000 öffentliche<br />
Ladesäulen neu in Betrieb genommen werden. Foto: Mercedes<br />
Hierzulande, aber auch in der EU, hat sich der<br />
Übergang zur Elektromobilität beschleunigt.<br />
Mit einem Anteil von fast 20 Prozent an Elektrofahrzeugen<br />
2021 steht Europa an der Spitze<br />
der Elektrifizierung <strong>–</strong> noch vor China und den<br />
USA. Dieser hohe Anteil an Steckerfahrzeugen<br />
ist Fluch und Segen zugleich. «Gemäss<br />
interner Berechnungen gehen wir davon aus,<br />
dass wir 2021 die CO2-Zielwerte erfüllen werden<br />
und somit keine CO2-Sanktionen für die<br />
Schweizer Autoimporteure fällig werden», erklärte<br />
Andreas Burgener, Direktor von Auto-<br />
Schweiz. Dies wohlgemerkt trotz kurzfristiger<br />
Streichung des sogenannten Phasing-ins<br />
und dem Wegfall der Ausnahmeregelung für<br />
Klein- und Nischenimporteuren bei den CO2-<br />
Zielwerten.<br />
Gleichzeitig bedeutet der hohe Anteil an Steckerfahrzeugen,<br />
dass sich die Ladesituation in<br />
der Schweiz weiter verschärfen wird. Ende<br />
2020 kamen noch zwölf Steckerfahrzeuge auf<br />
eine Ladestation, Ende 2021 waren es bereits<br />
17 Stück. «Vom idealen Verhältnis von 1 zu 10<br />
entfernen wir uns damit immer mehr», gibt<br />
François Launaz, Präsident von Auto-Schweiz,<br />
zu bedenken. Die Hürden bei der Erstellung<br />
von privater Ladeinfrastruktur für Mieter und<br />
Stockwerkeigentümer muss abgebaut werden.<br />
«Ohne ein Recht auf Laden wird die Schweiz<br />
als ‹Land von Mietern› grosse Probleme beim<br />
weiteren Wachstum der Elektromobilität bekommen.»<br />
Diese Problematik ist auch der EU bewusst,<br />
daher hat sie den europäischen Masterplan<br />
für E-Infrastruktur vorgelegt. So soll der Energie-,<br />
der Infrastruktur- und der Verkehrssektor<br />
miteinander verbunden werden, Geschäftsmodelle<br />
entlang der Wertschöpfungskette aufgebaut<br />
und ermöglicht sowie neue Arbeitsplätze<br />
geschaffen werden. Dabei ist es entscheidend,<br />
die einzelnen Initiativen und Kräfte besser zu<br />
bündeln. Etwa den von BMW, Ford, Hyundai,<br />
Mercedes-Benz und dem VW-Konzern 2017 gegründeten<br />
Schnelladeanbieter Ionity, mit den<br />
Bemühungen des öffentlichen Ladestationsanbieter<br />
Allego zu koordinieren, der kontinuierlich<br />
in den Ausbau seines Netzwerks investiert<br />
und bereits über 26 000 Ladesäulen in 12 europäischen<br />
Ländern installierte. Oder auch Energieanbieter<br />
oder -erzeuger zu verbinden. Und<br />
nicht zuletzt die Investitionen von Privaten,<br />
wie Blackrock, das letztes Jahr 715 Millionen<br />
Franken in Ionity investierte, und einzelnen<br />
Mitgliedstaaten zu koordinieren. Denn Italien<br />
wird voraussichtlich zwischen 2021 und 2030<br />
über 765 Millionen Franken in den Ausbau seiner<br />
Ladeinfrastruktur investieren.<br />
Die erforderliche Ladeinfrastruktur kann aber<br />
nur durch einen branchenübergreifenden Ansatz<br />
erfolgreich eingeführt werden. Bis 2030<br />
müssten nämlich insgesamt bis zu 286 Milliarden<br />
Franken in die Installation öffentlicher<br />
und privater Ladepunkte, die Modernisierung<br />
des Stromnetzes und den Aufbau von<br />
Kapazitäten für die Erzeugung erneuerbarer<br />
Energien gesteckt werden. Aus diesem Grund<br />
wurde der europäische Charging-Masterplan<br />
unter Mitwirkung von Industrieverbänden<br />
aus der gesamten E-Mobilitätslandschaft entwickelt.<br />
Nur so wird es möglich sein, pro 100<br />
Kilometer Strassenlänge, die hier allein für<br />
Autos benötigten 184 Ladepunkte zu schaffen.<br />
Bis 2030 müssen dazu wöchentlich bis zu<br />
14 000 öffentliche Ladepunkte installiert werden<br />
<strong>–</strong> im Vergleich zu den nur 2000 pro Woche<br />
derzeit. Für E-Lastwagen werden bis 2030<br />
weitere bis zu 279 000 Ladepunkte benötigt,<br />
um die gesetzten CO2-Reduktionsziele zu erreichen.<br />
Der Schlüssel zum Erfolg wird <strong>–</strong> sowohl<br />
in Europa wie auch in der Schweiz <strong>–</strong> in<br />
der Zusammenarbeit liegen, denn durch Einzelaktionen<br />
ist dies nicht zu schaffen. <<br />
Weitere Infos unter:<br />
acea.auto<br />
<<br />
<strong>AUTOINSIDE</strong> | <strong>Mai</strong> <strong>2022</strong>27