AUTOINSIDE Ausgabe 5 – Mai 2022
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FOKUS TEMPLATES ELEKTROMOBILITÄT LAYOUT<br />
Eine Ladeinfrastruktur, die mit dem technischen Fortschritt Schritt hält<br />
Fokus Netzanschluss: Wie Kosten<br />
reduziert werden können<br />
Wer sich mit der Elektromobilität von Anfang an befasst, wird eher früher als später von ihren Vorteilen<br />
profitieren. Davon sind die Verantwortlichen der Aaretal Garage überzeugt, die seit Neustem über ein<br />
Batterie-Reparaturzentrum und über eine moderne Lade- und Energiemanagementlösung verfügt. Mike Gadient<br />
Um sich als kompetenter Mobilitätsdienstleister zu etablieren, wurde das<br />
Batteriereparaturzentrum errichtet. Entsprechende Schulungen besuchte das<br />
Team der Aaretal Garage bei Volvo und beim AGVS. Foto: Aaretal Garage<br />
Iwan Müller und sein Team reagieren und konzentrieren sich noch stärker<br />
auf die hauseigene Carrosserie-Abteilung. «Diese wird es auch in Zukunft<br />
brauchen.» Aus dem Erbe des bekannten Carrosseriebauers Hermann<br />
Graber wurde als zweites Standbein eine moderne Carrosserie mit<br />
Spritzwerk aufgebaut. Das Hauptgeschäft bildet aber weiterhin der Garagenbetrieb,<br />
der letztes Jahr um ein Batteriereparaturzentrum erweitert<br />
wurde. Am 27. Juli 2021 erhielt dieses das Zertifikat, um sich als Volvo-<br />
Hochvolt-Kompetenz-Center beschriften zu dürfen. Neben dem Aufbau<br />
einer aufwendigen Sicherheitsausrüstung und technischer Infrastruktur<br />
gehört auch die Weiterbildung der Mitarbeitenden zur Voraussetzung,<br />
um die Zertifizierung zu erlangen. Iwan Müller erklärt: «Automechatroniker<br />
sind sich gewohnt, 12-Voltanlagen immer und jeder Zeit berühren<br />
zu können <strong>–</strong> ohne besondere Schutzmassnahmen. Jetzt sind sie höheren<br />
und lebensgefährlicheren Spannungen ausgesetzt.» Für einen Elektriker<br />
sei der Umgang mit solchen Leistungen alltäglich, für jemanden aus dem<br />
Autogewerbe nach 10 oder 20 Jahren mit Verbrennern in der Werkstatt<br />
eine neue Situation.<br />
Die Aaretal Garage in Münsingen BE geht unermüdlich ihren Weg. Seit<br />
dem Gründungsjahr 1978 wurden die Geschäftsfelder Service, Reparatur<br />
und Handel der Marken Saab und Rover (bis 1990) angeboten. Während<br />
einigen Jahren wurden zusätzlich auch die englischen Edelmarken<br />
Bentley und Rolls-Royce gewartet und verkauft. Nach dem Konkurs<br />
von Saab im Dezember 2011 entschied man sich für eine Mehrmarkenstrategie<br />
<strong>–</strong> verbunden mit Umbauarbeiten. Es galt, die «Next<br />
Face»-Ausstellung von Volvo auf einer Verkaufsfläche von mehr als<br />
500 Quadratmetern umzusetzen und das Lager für die Ersatzteile des<br />
anderen schwedischen Herstellers zu erweitern.<br />
Heute sieht sich das AGVS-Mitglied mit dem nächsten Wandel konfrontiert.<br />
Im März 2021 hat sich Volvo zu einer Zukunft als reiner<br />
Elektroautobauer bekannt. Iwan Müller, Geschäftsführer der Aaretal<br />
Garage, befürwortet diesen Entscheid aus Verbrauchersicht: «Ein elektrisch<br />
betriebenes Fahrzeug ist momentan die sauberste Variante und<br />
in Anbetracht der steigenden Treibstoffpreise auch die günstigste.»<br />
Als Geschäftsführer einer Garage seien seine Gefühle diesbezüglich<br />
gemischt. Der technologische Fortschritt wird einerseits begrüsst, andererseits<br />
wächst gleichzeitig die wirtschaftliche Sorge. «Ein Elektromotor<br />
ist praktisch wartungsfrei, weshalb uns im Aftersales-Geschäft<br />
ein grosser Teil vom Umsatz wegbrechen wird.» Kommt dazu, dass<br />
Volvo bis im Sommer Elektroautos nur noch übers Internet verkaufen<br />
will und nicht mehr über lokale Händler.<br />
Momentan ist das Batteriezentrum noch nicht ausgelastet. Das wird<br />
sich in den nächsten Jahren mit dem Zuwachs an Elektrofahrzeugen<br />
und der Abnutzung der Batterien ändern. Was heute schon gefragt ist,<br />
sind die Ladestationen. «Einerseits haben wir mehrere Testfahrzeuge<br />
und die interessierten Kunden wollen nebst der Probefahrt auch gleich<br />
erklärt haben, wie das Laden funktioniert», sagt Iwan Müller. Der Anteil<br />
an verkauften Elektro- und Plug-in-Hybrid-Fahrzeugen betrug 2020<br />
bereits 45 Prozent und wuchs innerhalb der nächsten zwölf Monate<br />
auf 63 Prozent an. «Für dieses Jahr erwarten wir einen Anteil um die<br />
70 Prozent», erklärt Iwan Müller.<br />
Damit die Elektroautos stets geladen sind, hat sich der AGVS-Betrieb<br />
nach der passenden Ladeinfrastruktur umgeschaut und wurde bei<br />
The Mobility House fündig. Der Ladelösungsanbieter mit Standorten<br />
in Zürich, München und Belmont (USA) setzt sich zum Ziel, die<br />
Automobil- und die Energiebranche mit ihrer Technologie zu verbinden.<br />
Mittels intelligenten Lade- und Energiemanagementlösungen<br />
werden Fahrzeugbatterien ins Stromnetz integriert. «Damit fördern<br />
wir den Ausbau erneuerbarer Energien, stabilisieren das Stromnetz<br />
und machen Elektromobilität günstiger», sagt Christian Müller, General<br />
Manager Schweiz bei The Mobility House. Projekte wurden mit<br />
namhaften Autoherstellern wie Renault, Audi, Mercedes oder Nissan<br />
umgesetzt <strong>–</strong> und auch mit vergleichsweise kleineren Kunden wie der<br />
Aaretal Garage.<br />
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<strong>Mai</strong> <strong>2022</strong> | <strong>AUTOINSIDE</strong>