SPORTaktiv April 2023
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PRODUKT Laufschuhe<br />
Der Asics Gel Nimbus 25 ist ein Vorzeige-Vertreter moderner, gedämpfter Laufschuhe.<br />
und Rückfußhöhe meint. „Für Hersteller<br />
gibt es zwei Gründe, diese<br />
Daten zu kommunizieren“, sagt Rohan<br />
van der Zwet, Senior- Product-Marketing-Manager<br />
von Asics<br />
dazu, „einer bezieht sich auf die offiziellen<br />
Vorschriften für die Wettkampfschuhe.“<br />
Erklärung: Die ersten<br />
Carbon-Wettkampfschuhe, die<br />
die erwähnte Revolution im Laufschuhbau<br />
letztlich auslösten, waren<br />
noch einmal höher, ehe der<br />
Leichtathletik-Weltverband die<br />
Standhöhe auf maximal 40 mm begrenzte,<br />
um dem technischen Wettrüsten<br />
ein Korsett zu geben. Verfügt<br />
ein Wettkampfschuh beispielsweise<br />
über 39 mm Standhöhe, weiß man<br />
also: knapp am Maximum.<br />
Der zweite Grund, so van der<br />
Zwet: „Da der Trend am Markt stark<br />
zu den höheren Stacks geht, wird die<br />
Kommunikation über Höhe und<br />
Sprengung als nützlich wahrgenommen.<br />
Und das wahrscheinlich auch<br />
von jenen Läufern, die keine höheren<br />
Stacks wollen – auch sie möchten<br />
Einblick in die technischen<br />
Merkmale der Schuhe inklusive der<br />
Höhe haben.“<br />
Im Gegensatz zur Standhöhe<br />
wurde über Sprengung auch in der<br />
Vergangenheit viel gesprochen. In<br />
manchen Läuferkreisen und in<br />
Blogs wird die Differenz zwischen<br />
Vorfuß und Rückfuß sogar oft leidenschaftlich<br />
diskutiert, deutlich<br />
mehr, als es für Freizeitläufer relevant<br />
ist, findet Michael Wernbacher.<br />
Warum gibt es überhaupt eine<br />
Fersenerhöhung? Wernbacher erklärt<br />
das mit den Absätzen der Alltagsschuhe:<br />
Unser Körper sei darauf<br />
eingestellt, der Gleichgewichts-<br />
Wir sind Absätze<br />
von Alltagsschuhen<br />
gewohnt, der<br />
Gleichgewichtssinn<br />
pendelt den Körper<br />
entsprechend aus.<br />
FOTO: Asics<br />
sinn pendelt den Körper entsprechend<br />
aus. Rund ums Jahr 2010 im<br />
Zuge des „Natural-Running-Trends“,<br />
und nochmals rund um 2017 wurde<br />
„Zero Drop“, also null mm Sprengung,<br />
eine Zeitlang vermehrt propagiert<br />
– was sich aber für das Gros<br />
der Läufer als Irrweg erwies.<br />
In der Regel liegt die Sprengung<br />
heute zwischen 4 und 12 mm,<br />
wobei oft bis 6 als wenig, 7 bis 9 als<br />
mittel und ab 10 mm als eher viel<br />
Sprengung wahrgenommen wird.<br />
Die Belastung für Achillessehne<br />
und Wade ist mit geringerer Sprengung<br />
höher, entsprechend gut muss<br />
der körperliche Zustand sein. Auch<br />
auf den Laufstil kommt es an.<br />
„Grundsätzlich sagt man: Wenn<br />
man über die Ferse läuft – unabhängig<br />
davon, ob das jetzt gut oder<br />
schlecht ist – bringt Sprengung<br />
mehr Dynamik. Wenn man über den<br />
Mittelfuß läuft, kommt man mit wenig<br />
Sprengung leichter von der Ferse<br />
weg“, erklärt Wernbacher. Auch<br />
wenn der Laufstil von Freizeitläufern<br />
in den letzten Jahren besser<br />
wurde, weiß der Experte aus einer<br />
Vielzahl an Laufstilanalysen, dass<br />
die große Mehrheit „sitzend“ und<br />
über die Ferse laufe.<br />
Asics-Experte Rohan van der<br />
Zwet: Die oft gehörte Faustregel,<br />
„je besser und trainierter man als<br />
Läufer ist und je besser der Laufstil,<br />
desto weniger Sprengung kann<br />
man laufen“, bestätigt er. „Man<br />
kann auch argumentieren, dass wenig<br />
Sprengung die Achillessehne<br />
stärker belastet und dass erfahrenere<br />
Läufer über stärkere Sehnen<br />
und Muskeln verfügen, was die Hypothese<br />
ebenfalls stützt.“ Wettkampfschuhe<br />
verfügen daher bei<br />
hoher Standhöhe meist über tendenziell<br />
wenig Sprengung, gedämpfte<br />
Schuhe für die Masse über<br />
tendenziell mehr. Aber, so betont es<br />
auch van der Zwet: Zahlen sind vergleichsweise<br />
wenig wichtig – die<br />
gesamte Geometrie und die Schäume<br />
spielen definitiv eine viel größere<br />
Rolle, ob Schuh und Läufer zueinanderpassen.<br />
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