Magazin Rinderzucht August 2023

„Für Zucht habe ich mich schon immer interessiert,
doch vor der genomischen Selektion hatten Betriebe
wie unserer kaum die Möglichkeit vorne mitzumischen.“
Diese Aussage von Bernd Barfuß ebnete
ohne Umschweife den Weg in einen mehrstündigen,
bereichernden Besuch bei der Agrar GmbH Auligk
in Groitzsch bei Leipzig Mitte Juli – eine angeregte
Diskussion quer durch die Zucht inklusive.
Rückblick: Es ist 2009, die Welt der Zuchtwertschätzung
wird von dem neuen Verfahren der genomischen
Selektion völlig durchgeschüttelt und
es eröffnen sich bisher ungeahnte Möglichkeiten.
Bernd Barfuß erhält, damals noch Geschäftsführer
von Auligk, wie der 1000-Kuh Betrieb auch kurz
genannt wird, von MASTERRIND die Anfrage, ob
er neun Embryonen auf Trägertiere übertragen lassen
möchte. Er fackelt nicht lang und legt damit den
Grundstein für eine spektakuläre
Entwicklung. Von 2014 bis heute
sind insgesamt 45 Bullen in
den Besamungseinsatz gegangen,
davon allein 32 an MAS-
TERRIND, bzw. das ehemalige
NOG-Zuchtprogramm.
Darunter
sind sehr bekannte Bullen wie
Zivet, Borano oder Gepard RDC,
die im gesamten Zuchtgebiet und
darüber hinaus zum Einsatz kommen.
Aktuell stehen 23 betriebseigene
Tiere der „ersten Garde“ auf
„Vor der genomischen
Selektion hatten Betriebe
wie unserer kaum die
Möglichkeit vorne
mitzumischen.“
Bernd Barfuß
der ET-Station in Nückel. Es sind diejenigen Jungrinder,
die sowohl hinsichtlich der Zuchtwerte als auch
des Pedigrees das größte Potenzial mit sich bringen.
Hierfür stehen Bernd Barfuß, der trotz Übergabe der
Geschäftsführung der GmbH vor zwei Jahren an
André Reichenbach und Rico Käßner nach wie vor
den Bereich Zucht betreut, und Torsten Lenk als Sire
Analyst von SYNETICS in einem engen Austausch.
Im Durchschnitt der letzten Dekade wurden 400-500
Embryonen p.a. übertragen, dazu kamen allein im
letzten Jahr noch 27 Vertragshofspülungen für die
„zweite Garde“. Gleichzeitig hat sich die Herde immens
entwickelt. Als KuhVisions-Betrieb der ersten
Stunde profitiert die Herde von der enormen Datengrundlage,
die ihrer Analyse und Entscheidungsfindung
zur Weiterentwicklung zugrunde liegt.
Grumeti-Familie
Die Geschichte von SHA Grumeti VG-87 (V. Rubicon)
haben wir schon oft erzählt, doch werden des-
sen nicht müde. Bereits 2020 wurde ihr ein Artikel in
der ‚Rinderzucht‘ gewidmet, anlässlich der großen
Erfolge, wie z.B. ihrer Benz-Tochter SHA Guave,
die für 100.000 Euro bei MASTERRIND EXCLU-
SIVE – DIE AUKTION in Lingen versteigert wurde
oder Grumetis Sohn SHA Foreman, der 2022 der
meisteingesetzte Bulle Deutschlands war. Im letzten
Jahr erhielt sie nun die Auszeichnung „Kuh des
Jahres“ von den Lesern des Kuhfacto und die Agrar
GmbH Auligk wurde als „Züchter des Jahres“ von
MASTERRIND ausgezeichnet.
Wobei man wissen muss: Grumeti ist zwar die berühmtere
und mit ihren großen Erfolgen „lautere“
Kuh, doch ihre beiden Vollschwestern Gorongosa
und Garamba züchteten mengenmäßig erheblich
intensiver. Über 90 Nachkommen sind aus der
G-Familie in der Herde, schätzt Barfuß, u.a. aus
Gorongosas Bubba-Tochter Busanga,
die allein 30 Trächtigkeiten
produzierte und aus der drei Bullen
mit unterschiedlichen Vätern
an SYNETICS gingen sowie ein
weitere Bulle an Viking. Businga
selbst steht aktuell tragend in
Nückel und wartet auf die baldige
Rückreise in den heimischen
Stall. Weitere arrivierende Kuhfamilien
sind sicherlich die „Okapis“
und „Chobes“, die beide Bullen
für die Besamung lieferten.
„Für Betriebe, die ihre Herde rasch verbessern wollen,
ist ET eine preiswerte Variante“, setzt Bernd
Barfuß die intensive Nutzung dieser modernen
Zuchtmethode in einen ökonomischen Rahmen.
Die Auligk’sche Herde wird bei der Auswahl der
passenden Bullen nach RZG und RZ€ mit MASTER
BAP angepaart. Ab einem Zuchtwert von 137 auf
der weiblichen Seite, erfolgt die Anpaarung händisch.
Rico Käßner merkt hier schmunzelnd an:
„Ich erinnere mich an einen großen Sitzungstisch
voller ausgedruckter Bullendatenblätter und Tierlisten.
Wenn man dann die Tür öffnete zu Bernd
Barfuß‘ Büro und das Fenster war offen, flogen die
Blätter nur so durch die Gegend.“ Diese Bemühungen
tragen offensichtlich Früchte. Die eingesetzten
Bullen stammen zu 90-95% aus dem genomischen
Segment und stellen die Speerspitze der aktuellen
TOP-Listen dar. Zu einem großen Teil sind das auch
die selbstgezogenen Bullen. Beachtung findet darüberhinaus
ein guter NM$- und TPI-Zuchtwert.
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