Magazin Rinderzucht August 2023

Züchterreise Lettland
Auf Gegenbesuch
in Lettland
Im vierten Anlauf sollte die Fleischrinderzüchterfahrt
nach Lettland vom 12.-17. Juni 2023 endlich gelingen,
nachdem sie in den Vorjahren mehrfach verschoben
werden musste. Mit 49 Reiseteilnehmern im
Alter von 19 bis 79 Jahren war die Gruppe nicht nur
altersmäßig, sondern auch in der Präferenz der von
den Teilnehmern gezüchteten Rassen bunt gemischt.
Der Direktflug von Hamburg nach Riga war planmäßig
und mit der Zeitumstellung von +1 Std. wurde die
wunderschöne Altstadt von Riga bereits am ersten
Abend erkundschaftet und gastronomisch genutzt.
Die mittlere der drei baltischen Republiken ist knapp
so groß wie der Freistaat Bayern und hat mit 1,9
Mio. Bürgern eine Flächendichte von 31 Einwohnern/km
2 . Die Hälfte der Bevölkerung lebt in der
Hauptstadt Riga und in deren „Speckgürtel“. Die
EU- und NATO-Mitgliedschaft seit 2004 gibt den
Menschen Sicherheit und Entwicklungsmöglichkeiten.
Im Jahre 2014 folgte die Einführung des Euro.
Die Land- und Forstwirtschaft nimmt einen beachtlichen
Teil des Bruttosozialproduktes ein. So ist der
Mutterkuhbestand in den letzten Jahren stetig gewachsen
und hat mit 63.000 Kühen inzwischen ein
stabiles Niveau angenommen, das vergleichbar mit
dem Niedersachsens ist. Stehen in Deutschland pro
Mutterkuh ca. sieben Milchkühe in den Stallungen,
so liegt dieses Verhältnis in Lettland bei 1:2.
Die Absetzervermarktung findet auch hier überwiegend
über die Auktionsschiene statt. Die Besichtigung
von Adams Auctionhouse war sehr interessant.
Ausreichend Platz für bis zu 2.000 Tiere und
regelmäßige Versteigerungen, die inzwischen überwiegend
online gestaltet werden, sorgen für einen
reibungsarmen Abverkauf von jährlich ca. 25.000
Tieren. Die Absetzer werden fast ausschließlich
von Exportkunden aus der Türkei, Israel, Mittel- und
Westeuropa eingekauft.
Ein besonderes Wiedersehen
Mutige und entwicklungsfreudige Betriebe begannen
nach der russischen Regentschaft Anfang der 1990er
Auch diese exzellente Limousinherde profitierte von den Zukäufen
aus MASTERRIND-Betrieben, die die lettischen Zucht vorantrieben.
Jahre in die Landwirtschaft zu investieren. Der Lohn
dafür wird bei entsprechendem Management unter
den günstigen Produktionsbedingungen bereits heute,
und ziemlich sicher auch zukünftig, eingefahren.
Die sehr guten Beziehungen zu unseren lettischen
Partnern und Landwirten starteten ziemlich zeitnah
mit dem Eintritt zur EU. Viele Ankäufe unterschiedlicher
Fleischrinder-Herdbuchtiere konnten so zielführend
gemeistert werden. So sahen wir erstklassige
Charolais- und Limousin-Herden, die zu einem
großen Anteil ihren Ursprung in Niedersachsen und
Sachsen fanden. Insbesondere die Zukäufe auf den
Fleischrindertagen haben die lettische Fleischrinderzucht
nachhaltig mit Zuchtfortschritt ausgestattet.
U.a. sahen wir den TOP-Seller von 2022, den
15.000 Euro teuren Limousin-Bullen Magic in spitzen
Kondition auf einem exzellenten Mutterkuhbetrieb
wieder.
Stadtbesichtigungen von Riga, der Ostseestadt
Lie paja und der geschichtsreichen Stadt Kuldiga
(früher Goldingen), wo die Lachse den Wasserfall
empor schwimmen, bildeten mit dem Besuch des
Militärgefängnisses in Karosta und der Weinprobe
in Aizpute den kulturellen Teil dieser informativen
Züchterreise ab.
Torsten Kirstein
Fachberater Fleischrinder
August 2023 65