vsao Journal Nr. 5 - Oktober 2023
Sprache - Verstehen, verstummen, vermitteln Politik - Zulassungssteuerung – quo vadis? Adipositas - Neue Medikamente wecken Hoffnungen Offene Handverletzungen - Tipps und Tricks für den Notfall
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Offene Handverletzungen - Tipps und Tricks für den Notfall
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Perspektiven<br />
vermindert werden. Ausnahme: Die Alkanisierung<br />
von Ropivacain wird im klinischen<br />
Alltag nicht empfohlen.<br />
Das Wichtigste für die Praxis<br />
– Die Leitungsanästhesie erfolgt<br />
klassisch nach Oberst oder mittels<br />
singulärer palmarer Injektion.<br />
– Mögliche kurzwirksame Anästhetika<br />
sind Lidocain und<br />
Mepivacain; Bupivacain und<br />
Ropivacain sind langwirksam.<br />
– Durch Pufferung des pH-Wertes<br />
mittels Beimengung von<br />
Natrium Bicarbonat 8,4 %<br />
(Verhältnis 1:10) kann das<br />
Brennen beim Injizieren<br />
des Lokalanästhetikums<br />
vermindert werden.<br />
Fingerblutleere, Fingerblutsperre<br />
oder medikamentöse<br />
Vasokon striktion?<br />
Zur korrekten Reinigung, Beurteilung und<br />
chirurgischen Versorgung einer frischen<br />
Fingerverletzung ist nebst der suffizienten<br />
Anästhesie eine Blutsperre oder -leere<br />
(entspricht der Blutsperre inklusive venöser<br />
Auswickelung des Operationsgebietes)<br />
hilfreich. Zum Erreichen der Blutleere<br />
kann der Kleinfinger eines sterilen Handschuhs<br />
von distal nach proximal über den<br />
verletzten Finger gewickelt werden. Die<br />
Dauer der Blutsperre wird so kurz wie<br />
möglich gewählt und überschreitet im<br />
Praxisalltag 60 Minuten nicht zur Vermeidung<br />
von Kompressionsschäden an den<br />
peripheren Nerven. Die venöse Auswickelung<br />
vor Anlage der Fingerblutsperre ist<br />
bei Infekten zur Vermeidung von Keimverschleppung<br />
kontraindiziert. Dann soll<br />
lediglich ein kräftiger Gummischlauch<br />
um die Grundphalanx angelegt und mittels<br />
Klemme fixiert werden.<br />
Auch mittels medikamentöser Vasokonstriktion<br />
kann eine gute lokale Blutstillung<br />
und damit eine gute Übersicht<br />
erreicht werden. Diese Methode wird als<br />
WALANT-Anästhesie bezeichnet. Das englische<br />
Akronym steht für «wide-awake<br />
local anesthesia no tourniquet». Im Rahmen<br />
dieser von Donald Lalonde 2003<br />
eingeführten Methode wird nebst dem<br />
Lokal anästhetikum Epinephrin appliziert,<br />
um eine Vasokonstriktion zur Blutstillung<br />
ohne Blutsperre zu erreichen [3].<br />
Trotz Fallberichten über Fingernekrosen<br />
Abbildung 2. Fingerblutleere mit Fingerling eines Handschuhes.<br />
Abbildung 3. CAVE Falls immer möglich wird<br />
der zur Blutsperre verwendete Gummischlauch<br />
mittels Klemme oder Ähnlichem markiert, um<br />
ein akzidentelles Belassen der Sperre und damit<br />
eine Fingernekrose zu vermeiden.<br />
aus den 50er Jahren des letzten Jahrhunderts<br />
konnten mehrere aktuelle Studien<br />
aufzeigen, dass die Verwendung von<br />
Epinephrin zur Vasokonstriktion in der<br />
Handchirurgie auch an Fingern sicher<br />
eingesetzt werden kann [3].<br />
Abbildung 4. Anlage einer Fingerblutsperre<br />
mittels Gummischlauches und Markierung<br />
mittels Klemme.<br />
Abbildung 5. Blutleeres Operationsfeld nach<br />
Infiltrationsanästhesie nach WALANT. Die<br />
Zeitspanne bis zum Erreichen eines blutungsfreien<br />
Operationsfeldes beträgt ca. 30 Minuten.<br />
Das Wichtigste für die Praxis<br />
– Fingerblutsperre mittels eines<br />
Gummischlauches, Fingerblutleere<br />
mittels eines Fingerlings<br />
von einem sterilen Handschuh.<br />
– Keine venöse Auswickelung bei<br />
Infekten.<br />
– Dauer der Fingerblutleere so<br />
kurz wie möglich, jedoch nicht<br />
über 60 Minuten.<br />
– Die medikamentöse Vasokonstriktion<br />
mittels Epinephrin ist<br />
auch an den Fingern möglich. Bei<br />
Hand- oder Fingerverletzungen<br />
mit potenziell bereits Trauma<br />
bedingter Ischämie soll aber<br />
weiterhin keine zusätzliche medikamentöse<br />
Vasokonstriktion<br />
verwendet werden.<br />
Hierzu wird dem Lokalanästhetikum<br />
Adrenalin der Konzentration 1 mg / ml im<br />
Verhältnis von maximal 1:100 000 beigemengt.<br />
Als absolute Kontraindikation<br />
gelten: bekannte Allergie gegen den Wirkstoff,<br />
Engwin kelglaukom, Myasthenia<br />
gravis, Phäochromozytom. Als relative<br />
Kontraindi kationen müssen Leberfunktionsstörungen,<br />
Herzrhythmusstörungen,<br />
Infekte im Fingerbereich beachtet werden.<br />
Bei Hand- oder Fingerverletzungen<br />
mit potenziell bereits Trauma bedingter<br />
Minderdurchblutung verwenden wir vorsichtshalber<br />
keine zusätzliche medikamentöse<br />
Vasokonstriktion. Wichtig ist,<br />
dass es sich bei dieser Methode um eine<br />
Infiltrationsanästhesie und nicht um eine<br />
Nervenblock anästhesie handelt.<br />
Frische Verletzungen am<br />
Fingerendglied<br />
Das subunguale Hämatom<br />
Subunguale Hämatome entstehen meist<br />
durch Quetschung der Endphalanx. Zum<br />
Ausschluss einer ossären Läsion erfolgt<br />
eine konventionelle Röntgenaufnahme in<br />
<strong>vsao</strong> /asmac <strong>Journal</strong> 5/23 45