Gyöngyösi Gergely OSPPE: Epitoma és Directorium
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mögen sich also hüten, die als Herzensärzte zu nennen, die keine Ahnung von<br />
der Kraft der Salben haben.<br />
Kap. 8 Worin die Weisheit jedes Vorgesetzten vorzüglich<br />
bestehen muss<br />
Die Weisheit der Vorsteher muss sich darin zeigen, dass sie die Untergebenen<br />
in der Unschuld ihres Herzens weiden und sie mit dem Verständnis ihrer Hände<br />
geleiten, d.h. sorgfältig den Nutzen und die Bedürfnisse ihrer Hausinsassen<br />
erforschen. Beim Handeln sollen sie die Reinheit ihrer Pläne zur Schau stellen<br />
und mit Hand und Tat Beispiele ihrer Rechtschaffenheit aufhäufen, also in<br />
der Nahrung, der Kleidung, im Umgang, dem Ansprechen, den Gesten und der<br />
Tätigkeit, dass sie wenig Kost, mäßigen Trank, nicht pomphafte Kleidung und<br />
Reitzeug brauchen. Sie sollen alle anhören und nach Gott, soweit möglich, auf<br />
sie achten, auch auf die Schwachen, besonders aber die Weisen, allen gütig antworten;<br />
ausgenommen die Bösartigen, die eine Strafe verdient haben. Nichts<br />
versöhnt die Herzen der Menschen so sehr, nichts schließlich bringt so willigen<br />
Gehorsam der Untergebenen wie die Versöhnlichkeit seiner Sprache und sanfte<br />
Leutseligkeit. Außerdem trage der Priester seine Augen nicht hoch und seinen<br />
Nacken nicht steif oder die Brust vorgestreckt, sondern gehe gemessenen Schrittes,<br />
demütig nachdenkend, sprechend und handelnd. Es sagt einer: „Seid mit<br />
eurer Zunge vorsichtig, nüchtern, klug, gerecht, keusch, schlicht, fromm, geduldig,<br />
gastfreundlich, die Untergebenen demütig belehrend, die Armen tröstend,<br />
die Schlimmen verbessernd.“ Ferner: „Ach, gebraucht doch eure Hirtensorge und<br />
führt ein geistliches Leben, dass ihr den fleischlichen Mantel ablegt und der Herr<br />
euch mit der ewigen Stola bekleidet.“<br />
Kap. 9 Worin die Weisheit oder Klugheit des Generalpriors<br />
bestehen soll<br />
Die Klugheit des General- oder Provinzialpriors soll sich besonders auf dreierlei<br />
richten: auf die Förderung, die Verteilung und die Visitation seiner Brüder. Es<br />
ist nämlich für einen zum Gipfel des Thrones der Herrlichkeit Aufsteigenden<br />
nicht genug, auf den eigenen Vorteil zu achten und die Geschäfte wahrzunehmen,<br />
sondern wem Größeres anvertraut ist, von dem wird bei der Rechenschaft<br />
des strengen Richters weit mehr verlangt, und jeder, der jetzt viele Untergebene<br />
hat, wird dann so viele Seelen 〈zu verteidigen〉 haben, also ist es der Mühe wert,<br />
nachdem er die für einen Priester so überaus notwendigen, oben beschriebenen<br />
Tugenden bei sich gesammelt hat, auch die folgenden nicht gering einzuschätzen.<br />
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