Gyöngyösi Gergely OSPPE: Epitoma és Directorium
Gyöngyösi Gergely OSPPE: Epitoma és Directorium
Gyöngyösi Gergely OSPPE: Epitoma és Directorium
Erfolgreiche ePaper selbst erstellen
Machen Sie aus Ihren PDF Publikationen ein blätterbares Flipbook mit unserer einzigartigen Google optimierten e-Paper Software.
der Geschwätzigkeit verliert der Mensch Frömmigkeit und Heiligkeit. Der Apostel<br />
Jakobus bezeugt: „Wer meint, er diene Gott, aber seine Zunge nicht im<br />
Zaum hält, der betrügt sich selbst, und seine Frömmigkeit ist wertlos.“ Laktanz<br />
aber behauptet, ein durch viele Unternehmungen zerstreuter Geist kann keine<br />
Fortschritte machen, weil er wie ein herabfließendes Gewässer sich hierhin und<br />
dorthin verteilt, so dass es nicht wächst; so wird ein Verstand durch verschiedene<br />
Störungen und nicht notwendige Unternehmungen abgelenkt. Du aber,<br />
ehrwürdiger Vater, halte ganz fest, viele an schlechter Gewohnheit gleichsam<br />
Verstorbene sind später zu Männern von großer Vollkommenheit geworden. Wir<br />
wissen auch dass der hl. Hiob in schlechter Gesellschaft standhaft blieb und sich<br />
nicht der Partei der Verrufenen angeschlossen hat. Deshalb ist nicht die oben<br />
genannte erste und zweite Meinung der Grund für die Leute die Gelegenheit<br />
zum Schlechterwerden, sondern, so meine ich, der Mangel an Verlangen führt<br />
nicht nur wenige sondern fast alle Sterblichen ins Dunkel, dass sie nicht besser<br />
werden. So verhält es sich nämlich, dass jeder seine Seele, die ihren Ursprung im<br />
Himmel hat, zu Schlechtem und Niedrigem niederwirft und dorthin fällt, wohin<br />
er selbst stürzt. Alle sind nämlich Herren ihres Willens und in ihrem Urteil frei.<br />
Wenn also einer den Tempel seines Herzens rein halten und nicht mit Staub<br />
und Rauch sondern mit schlechten Gedanken verunstaltet und befleckt, braucht<br />
keine leuchtenden Kerzen, er suche nur nachdem Licht der Weisheit, um zu erkennen,<br />
dass er schwach ist. Wenn dann sein Verstand erleuchtet ist zu einer<br />
Erkenntnis Gottes und er in sich geht, dann wird die göttliche Liebe seinen<br />
Willen und sein Verlangen nach Entfaltung und Heil entflammen, wodurch er<br />
nicht plaudert noch nach dem dritten oder vierten Wort aufgelöst wird, sondern<br />
seinen Geist nur zu Nützlichem und Notwendigen fesseln. Mit dem Verlangen<br />
nach Entfaltung muss aber Aufklärung über göttliches und menschliches Gesetz<br />
einhergehen. Denn das Gesetz des Herrn ist vollkommen, es erquickt den<br />
Menschen. Wie sollten die Menschen sonst wissen, was ein Laster, was gut, was<br />
Regel, was Gesetz, was Befehl und was Ratschlag ist. Da sagt einer: „Wie das<br />
Feuer nicht brennen und beleben kann, wenn es nicht mit einem fetten Stoff<br />
gehalten wird, von dem es Nahrung erhält, so kann auch kein entzündetes Verlangen<br />
weiterwirken ohne eine Lehre des Meisters.“<br />
Kap. 35 Mängel der Prediger bei der Ermunterung,<br />
allen zu leuchten<br />
Als ich lange überlegte, was die Menschen mehr auferbaut oder niederreißt,<br />
dass sie Entfaltung erreichen in ihren Sitten oder in diesen versagen, führte<br />
mich schließlich die Schrift mit der Begründung zu der Überzeugung, dass ich<br />
nun meine, die Reichhaltigkeit einer Ansprache und die Zuvorkommenheit einer<br />
Predigt könne, wenn rechte und entschiedene Intelligenz von der Selbstbeherrschung<br />
des Gemüts geleitet wird, großen Ertrag bringen bei der Bekehrung der<br />
Sitten, wenn sie nur mit erfahrener Rechtschaffenheit begangen wird. Jedermann<br />
wird von einer gewichtigen und liebenswürdigen Ansprache bewegt, ja,<br />
um die Wahrheit zu sagen, Vernunft und Ansprache machte die aufmerksamen<br />
Zuhörer aus wilden und ungeschlachten zu sanften und gesitteten. Darum bitte<br />
und beschwöre ich euch, die ihr Namen und Stellung eines Hirten tragt und<br />
aus der Kenntnis göttlicher und menschlicher Gebote geschöpft habt, dass ihr<br />
27