Gyöngyösi Gergely OSPPE: Epitoma és Directorium
Gyöngyösi Gergely OSPPE: Epitoma és Directorium
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Christi, und dann lernt er nach allen Überlegungen, ein einziges Gebet oder eine<br />
Bitte zu verfassen. Dazu bemühe er sich, das im Herzen zu bewegen, was er mit<br />
dem Munde vorträgt.<br />
Wenn sie während des Gebets unter Abschweifen der Aufmerksamkeit leiden,<br />
mögen sie das bedauern, aber nicht in Verzweiflung geraten, als ob solche<br />
Gebete keinerlei Wert und Bedeutung hätten, denn, wie oben dargelegt, das<br />
willentliche Streben ersetzt den Mangel.<br />
Bemühen sollen sie sich, öfter Nützliches zu lesen, um ihren Verstand zu<br />
belehren und ihre eigenen Leidenschaften zu Gott zu entflammen und das Heil<br />
der anderen zu fördern. Dazu aber können folgende Bücher helfen, und zwar<br />
das Buch „Über das Gemach des Herzens”, die „Meditationen” des hl. Bernhard,<br />
die „Predigten” Anselms, die „Bekenntnisse” Augustins, die „Gespräche” mit den<br />
Mönchsvätern [Cassians], Passionen und Heiligenlegenden, die Lebensbeschreibungen<br />
der Väter, Bernhards „Über die Stufen des Stolzes” und „Über die Liebe<br />
zu Gott”. Der Traktat „Über Laster und Tugenden” [des Wilhelm Peraldus, Summa<br />
viciorum, ed. Köln 1479], Prosper „Über das kontemplative Leben”, Thomas<br />
von Kempen „Antidotarius”.<br />
Sie mögen mehr danach trachten, wenige Dinge zu kennen, sie im Gedächtnis<br />
zu halten und von ihnen erfüllt zu sein, als vielerlei zu lesen und nichts im Gedächtnis<br />
zu behalten. Wenn sie etwas hören, mögen sie bedenken, wozu ihnen das<br />
nützen kann und ob es zu ihrer Erbauung beiträgt. Sie sollen gern zuhören, sich<br />
aber nicht zum Unterrichten drängen, falls sie nicht gebildet und dazu gesandt<br />
sind. Weil das wiederholte Überdenken einer Aufgabe durch die Gewohnheit<br />
wertlos wird, deswegen können sie ihre Betrachtungen auf folgende Weise beginnen:<br />
Man soll überdenken, was ist Gott in sich?, und er ist unbegreiflich.<br />
Ebenso Anfang und Ende? Was ist bei den Engeln, und Er ist begehrenswert?<br />
Ebenso Geschmack? Was ist bei den Menschen, auch er ist liebenswert? Ebenso<br />
Befreier? Was ist mit den Verworfenen? und er ist unerträglich.<br />
Ebenso können die allgemeinen und besonderen Wohltaten Gottes betrachtet<br />
werden. Ebenso sollten die Sünden der Undankbarkeit der Menschen bedacht<br />
werden, allgemein und im einzelnen, bald wegen der Werke der Schöpfung und<br />
Erlösung, bald wegen des Lohns für gute Taten und Strafen für böse. Dann<br />
wegen verhängter Vergeltung oder erwiesener Barmherzigkeit. Dann wegen der<br />
Geschöpfe, gegenüber der Schrift, der eigenen Entfaltung oder der Ohnmacht,<br />
den Diensten der Engel und Betrügereien der Dämonen, dem Vorbild der Heiligen<br />
und der Verkehrtheit der Bösewichte, der eigenen inneren oder äußeren<br />
Verfassung, der Allmacht, Weisheit, Güte, Strenge und Barmherzigkeit Gottes,<br />
offenen und verborgenen Urteilen. Dabei sind auch verschiedene Gemütsbewegungen<br />
abzuleiten: bald Hoffnung, Furcht, Liebe, Schmerz, Stöhnen über Böses,<br />
Seufzer nach Gutem, Bewunderung, Aufschrei, Danksagung, Flehen, Scheu, Ehrfurcht<br />
und dergleichen werden mehr durch Einüben gelernt als durch Belehrung.<br />
Wenn sie Visionen haben oder Wunder vollbringen können, nicht von sich aus,<br />
dass sie sich als verworfen betrachten.<br />
Falls sie bisweilen von der Gnade der Reue und Hingabe verlassen sind, sollen<br />
sie nicht annehmen, sie seien nicht in gutem Stande, wenn sie nur den guten<br />
Willen haben; auf den allein schaut nämlich Gott. Ihren ersten Gedanken sollen<br />
sie in allem auf Gott richten und Eitles verwerfen, wenn sie es hören. Sie sollen<br />
sich bemühen, die Tugenden derer nach Kräften nachzuahmen, von denen sie<br />
sehen oder hören, dass sie lobenswert gelebt haben. Doch über die Fehler ande-<br />
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