Broschuere_AWO - Bildungsserver Mecklenburg-Vorpommern
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Simone Prüter denkt über demokratische Lebensformen im Alltag nach.<br />
Wenn ich unsere Kinder beim Spielen beobachte<br />
höre ich oft, dass es bei Streitigkeiten darum geht,<br />
wer der „Bestimmer“ sein soll.<br />
Wozu Streit? Mir ist schon klar, dass die Arbeit in<br />
der Kita nicht in einem Schonraum stattfindet.<br />
Streit gehört zum Alltag. Kinder erleben und<br />
erfahren, was es heißt, sensibel mit anderen<br />
Kindern umzugehen. Wie die demokratische<br />
Lebensformen bei uns zum Tragen kommen, zeige<br />
ich an unserem letzten Thema: „Knigge-<br />
Benimm ist in“.<br />
Warum gerade das gute Benehmen auf dem Plan<br />
stand, zeigt diese Episode:<br />
Es klingelt, ich öffne die Tür. Lena kommt mit<br />
einem herzlichen Lachen und einem freundlichen<br />
„Guten Morgen“herein. Hagen versteckt sich hinter<br />
seinem Vater, betritt die Kita ohne einen Gruß. Es<br />
ärgert mich. Den anderen Kindern fällt es auf und<br />
sie machen sich gegenseitig darauf aufmerksam.<br />
Beim Abholen erlebte ich eine andere Situation. Die<br />
Mutti begrüßt ihre beiden Kinder freundlich. Es<br />
kommt kein Gruß zurück. Stattdessen wird gemault<br />
und genörgelt. Die Mutti wirkt auf einmal genervt.<br />
Ohne viel Aufsehen und Worte hilft die Mutter den<br />
Kindern beim Anziehen und setzt sie ins Auto.<br />
Zurück bleibt eine unordentliche Garderobe. Wir<br />
räumen die Wechselschuhe weg, hängen den<br />
Sportbeutel wieder an den Platz und sind auch<br />
genervt.<br />
Wir setzten uns im Team mit unseren Ansprüchen<br />
an Umgangsformen auseinander. Standpunkte dazu<br />
sind:<br />
� Beteiligung der Kinder an allem, was sie<br />
betrifft<br />
� Kinder können dann Achtung und<br />
Wertschätzung anderen gegenüber zeigen,<br />
wenn sie diese selbst erleben.<br />
Knigge in der Kita – geht das?<br />
� Wir erklären nicht mit erhobenem<br />
Zeigefinger.<br />
� Wir ermöglichen Kindern, Eltern und uns<br />
Beteiligungsformen im Zusammenleben.<br />
Ältere Kinder haben einen Auftrag bekommen:<br />
„Wer oder was ist Knigge?“<br />
Sie haben ihre Eltern gefragt und ihr Wissen an die<br />
anderen weitergegeben. Viele interessante<br />
Antworten gaben die Kinder. So z.B. sagte Martin:<br />
„Mama hat gesagt, Knigge gehört zum guten<br />
Benehmen“. In der Bibliothek fanden wir viel über<br />
„Knigge“. Das Buch „Upps, benimm dich!“ war<br />
Ausgang dafür, unsere Verhaltensweisen zu<br />
beobachten. Daraus entstand die Idee für den „Upps<br />
– Orden“ für störendes Benehmen. Regeln und<br />
Normen, die wir uns wünschen, wurden<br />
besprochen.<br />
Die Kinder wollten lieber gutes Benehmen<br />
würdigen. So entstand das Gegenstück zu dem<br />
„Upps“ – der „Ordelie“. Die Kinder malten einen<br />
„Ordelie“. Für das Bad entstand nach den Ideen der<br />
Kinder eine „Ordnungstafel“ mit beweglichen<br />
Smilies.<br />
Die Kinder spielten zum Thema „Kingge“ eigene<br />
kleine Geschichten. Wir befragten Eltern zu diesem<br />
Thema, dokumentierten die Meinungen und<br />
fertigten eine Fotoausstellung über gelebte Regeln<br />
und Normen an.<br />
Durch die Auswertung des Elternfragebogens<br />
gingen wir auf deren Wünsche ein. Wir besuchten<br />
ein Restaurant, deckten den Tisch zum Geburtstag<br />
festlich ein, erfreuten unsere „Hausmutti“ mit einem<br />
eigenen Gedicht. Ein Schimpfwörterbuch – mit<br />
Wörtern wie: A – Arschgesicht, B – Blödmann,<br />
F – Flitzkacke, H – Hosenschisser u.a.m. wurde<br />
dann gemeinsam vergraben.<br />
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