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Zwischen Öko-Dumping und First-Mover-Vorteilen - Institut für ...

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Kap. 7: Schlußbetrachtung 97<br />

diff<strong>und</strong>ieren (vgl. Ranné 1996: 20). Beispiele sind die Durchsetzung von Sozialstandards oder<br />

die Sicherung hinreichender Steuereinnahmen <strong>für</strong> die Bereitstellung wohlfahrtsstaatlicher<br />

Leistungen. Beides bringt auch Kostenwirkungen mit sich <strong>und</strong> sieht sich ähnlichen<br />

Restriktionen ausgesetzt wie die Umweltpolitik. Auf die Gewinnbesteuerung lassen sich die<br />

Ergebnisse fast unmittelbar anwenden, da gerade hier die auf unvollkommenen Märkten<br />

generierten Renten im Zentrum des Interesses stehen. Auch bezüglich Sozialstandards<br />

scheinen gewisse Analogien möglich; allerdings verkompliziert durch die Möglichkeit, daß die<br />

auf dem Spiel stehenden Renten selbst auch die Form von den ArbeitnehmerInnen erkämpfter<br />

Sozialstandards annehmen können. Einschränkend ist hinzuzufügen, daß (auch deshalb) das<br />

Problem der Sozialklauseln in arbeitsintensiven Industrien <strong>für</strong> relevanter gehalten wird, welche<br />

oft mit vollkommener Konkurrenz besser beschrieben sind (Berthold/ Hilpert 1996: 600).<br />

Gerade die angedeutete Übertragbarkeit der Konzepte hat aus ökologischer Sicht auch eine<br />

Kehrseite, da sie die Umweltfrage sowohl in der Problemanalyse als auch in der politischen<br />

Beurteilung zu einem Problem unter vielen macht, dessen besondere Charakteristika keiner<br />

besonderen Analyse <strong>für</strong> wert gehalten werden. Eine solche Sichtweise mag zwar zum Teil der<br />

derzeitigen Wahrnehmung entsprechen, geht aber fast zwangsläufig zu Lasten der kommenden<br />

Generationen, wenn die sich heute abzeichnenden globalen Umweltprobleme auch nur halb so<br />

gravierend sind, wie zur Zeit absehbar. Die Dienstleistungen des ökologischen Systems <strong>für</strong> die<br />

wirtschaftliche Sphäre, insbesondere seine "Life-Support-Function", lassen sich nicht einfach<br />

gegen menschengemachtes Kapital substituieren, wie die <strong>Öko</strong>logische <strong>Öko</strong>nomie<br />

nachdrücklich betont (z.B. Costanza et al. 1997). Daher erscheinen die unter dieser impliziten<br />

Annahme abgeleiteten politischen Schlußfolgerungen zumindest normativ fragwürdig.<br />

So sehr daher die ökologische Herausforderung der ökonomischen Theorie (Beckenbach<br />

1991) auch weiterhin aktuell bleibt <strong>und</strong> auch die hier vorgestellten Ansätze in diesem Bereich<br />

noch viele Leerstellen aufweisen, so sehr muß doch gleichzeitig auch eine ökonomische<br />

Herausforderung der ökologisch orientierten Theorie konstatiert werden, die sich an den<br />

Diskrepanzen zwischen normativem Anspruch <strong>und</strong> beobachtbarer ökonomischer Praxis<br />

festmachen läßt. Zu einer Erklärung dieser Diskrepanz können die Erkenntnisse der Neuen<br />

Außenwirtschaftstheorie ein Stück weit beitragen, da sie es erlauben, außenwirtschaftliche<br />

Restriktionen der Umweltpolitik zu thematisieren, <strong>und</strong> zugleich die Möglichkeit gegenläufiger<br />

Effekte im Blick zu behalten. Allerdings unterstellt deren Perspektive auf den umweltpolitischen<br />

(Steuerungs-)Prozeß weiterhin den wohlfahrtsökonomischen Steuerungsoptimismus, obwohl<br />

die Gr<strong>und</strong>annahmen der Neuen Außenwirtschaftstheorie eigentlich eine verschärfte<br />

Perspektive auf Steuerungsgrenzen mit sich bringen müßten, da sie von vornherein eine<br />

Interaktion zwischen wirtschaftlichen <strong>und</strong> politischen Akteuren als Regelfall erwarten lassen.<br />

Über all dem darf aber keinesfalls die von Petschow et al. (1998: 248ff) betonte Erkenntnis in<br />

Vergessenheit geraten, daß viele Umweltprobleme keinen außenwirtschaftlichen Restriktionen<br />

unterliegen <strong>und</strong> daher auf nationaler Ebene anzugehen sind. Gerade weil das <strong>Öko</strong>-<strong>Dumping</strong>-<br />

Argument bei allen Restriktionen im Kern durchaus ernstzunehmen ist, ist seinem politischem<br />

Mißbrauch entschieden zu begegnen.

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