Zwischen Öko-Dumping und First-Mover-Vorteilen - Institut für ...
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Kap. 3: Außenwirtschaftliche Grenzen von Umweltpolitik 39<br />
ist die Marktgröße <strong>für</strong> die Upstreamindustrien jetzt endogen. Damit hat eine Umweltsteuer in<br />
einer Industrie über Kosten- <strong>und</strong> Nachfrageeffekte auch Rückwirkungen auf andere Industrien.<br />
Auch verstärken Agglomerationseffekte den schon in Abschnitt 3.2.1. thematisierten<br />
diskontinuierlichen Wohlfahrtseffekt einer Umweltsteuer. Außerdem kann in bestimmten Fällen<br />
eine unilaterale Umweltsteuererhöhung über veränderte Agglomerationsanreize die Zahl der<br />
Firmen in diesem Land sogar erhöhen. Schließlich kann es in bestimmten Parameterbereichen<br />
zu Hystereseeffekten durch Umweltpolitik kommen. Falls durch Überschreiten einer kritischen<br />
Schwelle alle Firmen abwandern sollten (somit aus einem multiplen ein eindeutiges<br />
Gleichgewicht wird), macht eine Steuersenkung diesen Effekt nicht notwendigerweise rückgängig<br />
(Ulph/ Valentini 1997: 367).<br />
Um diese Wirkungen abzuleiten wird ein Zwei Länder-Zwei Industrien-Modell mit jeweils zwei<br />
Unternehmen pro Sektor, d.h. ohne freien Markteintritt, benutzt. In einem dreistufigen Spiel<br />
setzen erst die Länder die Steuersätze einer Umweltsteuer <strong>und</strong> einer (exogen bleibenden)<br />
Gewinnsteuer, dann entscheiden die Unternehmen über den Standort <strong>und</strong> im dritten Schritt<br />
über den Output. Trotz restriktiver Annahmen 33 sind Lösungen nur über numerische Simulationen<br />
ableitbar.<br />
Der angesprochene interessante Fall, daß eine Steuererhöhung zu einer verstärkten Ansiedelung<br />
führt, entsteht dann aus folgender Konstellation: Im Ausgangspunkt haben beide<br />
Upstreamfirmen nur jeweils eine Firma in Land 1, während die Downstreamfirmen aufgr<strong>und</strong><br />
substanzieller Transportkosten in beiden Ländern Standorte haben. Eine kleine Steuer(differenz),<br />
die die Standortwahl der intermediären Industrie (noch) nicht beeinflußt, erhöht die<br />
Preise <strong>für</strong> die Abnehmerindustrien; dies erhöht wiederum die Bedeutung der Produktions- im<br />
Verhältnis zu den Transportkosten, was aus Gründen des Marktzugangs auch die Upstreamindustrien<br />
dazu bringt, sich nur in Land 1 anzusiedeln (Ulph/ Valentini 1997: 377).<br />
Der Anreiz zur Firmenansiedlung entsteht <strong>für</strong> die Regierungen durch die aufgr<strong>und</strong> der entfallenden<br />
Transportkosten höhere Konsumentenrente <strong>und</strong>, im Falle einer Gewinnsteuer, durch<br />
Rent-Shifting. Da sich <strong>für</strong> einen weiten Parameterbereich ein Gleichgewicht ergibt, in dem sich<br />
alle Firmen in einem Land ansiedeln, sind die strategischen Anreize <strong>für</strong> die Regierungen betreffend<br />
eines möglichen Steuersenkungswettbewerbs in der Regel sehr ähnlich wie im vorigen<br />
Abschnitt skizziert. In Abhängigkeit von der Höhe des Umweltschadens ergeben sich daher<br />
ähnlich gelagerte Fälle wie bei nur einer Firma (Ulph/ Valentini 1997: 378).<br />
Die Kalibrierung ähnlicher Modelle auf empirische Daten der Chemieindustrie hat zu Ergebnissen<br />
geführt, die die Möglichkeit einer inversen Ansiedelung in Teilen unterstützen; vollständige<br />
Verlagerungen <strong>und</strong> Hystereseeffekte würden hingegen politische Eingriffe erfordern, die<br />
z.B. bei Energiesteuersätzen weit über bisher diskutierte Maßnahmen hinausgehen (Ulph/<br />
Valentini 1997: 381).<br />
Insgesamt führt die Berücksichtigung von Agglomerationseffekten zu einer stärkeren Bindung<br />
der Industrien. Damit hat die Umweltpolitik erst ab bestimmten Schwellenwerten Auswirkungen<br />
auf die Marktstruktur. Dann können die Wohlfahrtseffekte jedoch drastisch(er) sein.<br />
33 Diese entsprechen in vielem den bisherigen Modellen, beziehen jedoch Transportkosten, die<br />
näherungsweise auch weitere mit der Distanz zusammenhängende Handelskosten abbilden, mit ein;<br />
allerdings differiert deren Charakter zwischen den beiden Industrien. Technologien zur Minderung des<br />
(als rein lokal angenommenen) Umweltschadens existieren nicht. Die Gewinne selbst fließen vollständig<br />
dem Stammland des Unternehmens zu (Ulph/ Valentini 1997: 368f).