Zwischen Öko-Dumping und First-Mover-Vorteilen - Institut für ...
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Kap. 5: Perspektiven <strong>und</strong> Grenzen der Theorieanwendung auf Umweltpolitik 79<br />
über die konkreten Wirkungen besteht, was angesichts der Parameterabhängigkeit der<br />
Ergebnisse gerade im Fall der möglichen Abwanderung von Unternehmen (vgl. Abschnitt 3.2.)<br />
eher die Regel darstellen dürfte. Umso wichtiger erscheint die Diskussion möglicher Alternativen<br />
zu diesem Szenario, die in der bisherigen Analyse ausgeblendet wurden.<br />
5.3.2. Konsequenzen <strong>für</strong> umweltpolitische Empfehlungen<br />
Eine Absenkung der Umweltstandards als strategische Politikempfehlung, wiewohl unter den<br />
skizzierten Bedingungen bei Nichtkooperation aus nationaler Sicht rational, wird von<br />
niemandem (offen) als umweltpolitische Empfehlung vertreten. In der Literatur findet sich häufig<br />
die Auffassung, als "Daumenregel" weiterhin die <strong>First</strong>-Best-Umweltpolitik zu verfolgen<br />
(Rauscher 1997: 285f, Schmid 1997: 96) 19 . Dies erscheint jedoch ohne nähere empirische<br />
Untermauerung unbefriedigend, da es faktisch die Relevanz des Analyserahmens negiert. In<br />
noch enger Bindung an strategische Überlegungen schlägt Thomas Ziesemer (1995: 27) auf<br />
der Basis eines Modells monopolistischer Konkurrenz vor, mittels Umweltsteuer <strong>und</strong> daraus<br />
finanzierten Energiesparsubventionen einen ökologisch vorteilhafteren internationalen Wettbewerb<br />
zu initiieren. Während das Argument <strong>für</strong> den von ihm gewählten Modellrahmen eher<br />
fragwürdig erscheint 20 , läßt es sich auf den oligopolistischen Wettbewerb gut übertragen (z.B.<br />
Conrad 1993: 134). Es setzt allerdings voraus, daß es einen Trend hin zu einer strikteren<br />
Umweltpolitik gibt, da sonst eine strategische Wirkung solcher Subventionen fraglich ist.<br />
Generell erscheinen Subventionen, wiewohl sie das Verursacherprinzip verletzen, im abgeleiteten<br />
Rahmen in einem positiveren Licht als in der neoklassischen Umweltökonomie üblich.<br />
Harmonisierung der internationalen Umweltpolitik?<br />
Gibt man die Annahme nichtkooperativen Handelns auf, so erweist sich in einigen der skizzierten<br />
Szenarien, ob sie nun auf ein Race to the Bottom oder ein Race to the Top hinweisen,<br />
Kooperation selbst bei lokalen Umweltschäden als eine sehr sinnvolle Alternative. Dies wird<br />
auch von Kritikern unilateraler strategischer Politik so gesehen (z.B. Ranné 1996: 25). Im Fall<br />
einer dominanten Exportorientierung kann eine kooperative Umweltpolitik bei niedrigen<br />
Umweltschäden sogar wie ein Kartell wirken <strong>und</strong> über die Outputbegrenzung die Gewinne der<br />
Firmen erhöhen (Ulph/ Valentini 1998: 4). Allerdings geschieht dies auf Kosten der<br />
Importländer. Die daraus ableitbare Empfehlung, auch bei lokalen Umweltschäden die<br />
Umweltpolitiken zu harmonisieren, ist weder in einem Heckscher-Ohlin-Rahmen, geschweige<br />
denn in der konventionellen Umweltökonomie so ableitbar.<br />
Dennoch ist umstritten, wie weit diese Harmonisierungsrechtfertigung geht. Denn mit der<br />
Annahme gleicher Länder werden auch gleiche Umweltschadens- <strong>und</strong> Schadensvermeidungskosten<br />
unterstellt. Sobald man diese aufhebt, <strong>und</strong> dies ist, wie die Analyse der makroökonomischen<br />
Grenzen gezeigt hat, z.T. zwingend, wird die Harmonisierung <strong>für</strong> problematisch gehalten,<br />
weil dann auch die <strong>First</strong>-Best-Umweltpolitiken differieren. Dasselbe Argument gilt im<br />
Prinzip auch <strong>für</strong> die Einführung von Mindeststandards mit der Möglichkeit, höhere Standards<br />
zuzulassen, da ein solcher unterschiedlichen Ländern differierende Möglichkeiten zur<br />
strategischen Nutzung der Umweltpolitik läßt (Ulph 1994a: 38f). Allerdings wäre es hier<br />
zumindest nötig, die Vorteile der Kooperation gegenüber diesen Effizienznachteilen abzu-<br />
19 Dies steht ganz in der Tradition der Position führender VertreterInnen der Neuen<br />
Außenwirtschaftstheorie zum Freihandelsdogma (z.B. Helpman/ Krugman 1989: 9).<br />
20 Ziesemer (1995) rechtfertigt es über ein exogen eingeführtes Arbeitslosigkeitsargument.