Zwischen Öko-Dumping und First-Mover-Vorteilen - Institut für ...
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Kap. 4: Koinzidenz von Umweltpolitik <strong>und</strong> Außenwirtschaftspolitik 55<br />
Werden als umweltpolitisches Instrument Emissionsstandards anstelle von Emissionssteuern<br />
modelliert, so verliert in einem Szenario wie hier, in dem von Vermeidungskosten abgesehen<br />
wird, die Entscheidung über die FuE-Ausgaben <strong>für</strong> die Firmen ihr strategisches Element, da die<br />
Innovationen allein zur Standarderfüllung, nicht aber zur Kostensenkung beitragen, somit auch<br />
der Output des Rivalen durch die Entscheidung darüber nicht beeinflußt werden kann. Da ein<br />
(durch eine Abschwächung der Standards) erhöhter Output des inländischen Unternehmens<br />
<strong>für</strong> den Rivalen die Profitabilität von FuE-Ausgaben senkt, besteht in einer großen Zahl von<br />
Fällen, aber nicht immer wie im einfachen Cournot-Fall, <strong>für</strong> die Regierung ein Anreiz zu weniger<br />
strikter Umweltpolitik, nämlich immer dann, wenn dadurch tatsächlich der Anreiz des Rivalen,<br />
FuE-Ausgaben zu tätigen, sinkt (Ulph/ Ulph 1996: 205).<br />
Modellgrenzen<br />
Zum einen gibt es im Rahmen dieses Modells keine direkten Vermeidungsaktivitäten von<br />
Firmen, da von Vermeidungstechnologien abstrahiert wird. Dies ist zumindest <strong>für</strong> den Fall von<br />
Standards als Instrument eine sehr restriktive Annahme (Ulph/ Ulph 1996: 184). Ihr entspricht<br />
(nur) eine bestimmte Sorte von Umweltproblemen, wie z.B. der Treibhauseffekt, bei denen<br />
keine Vermeidungstechnologien existieren.<br />
Weiter werden homogene Güter <strong>und</strong> Cournot-Verhalten als Marktform vorausgesetzt, welches<br />
schon im Basismodell eher Anlaß zu einer Abschwächung der Umweltpolitik gab. Die Annahme<br />
eines Mengenwettbewerbs auf der 3. Stufe ist in einem solchen mehrstufigen Spiel jedoch<br />
weniger plausibel als in einem einstufigen, in dem sie noch als geeignete Darstellung eines<br />
zweistufigen Spiels aus Kapazitäts- <strong>und</strong> Preisentscheidung interpretiert werden konnte 16 . Im<br />
Bertrand-Wettbewerb zweier Unternehmen ändert sich die Konstellation insofern, als sich jetzt<br />
Unterinvestition, d.h. eine "Puppy Dog"-Strategie, als Resultat der strategischen Interaktion<br />
ergibt (Tirole 1988: 327). Bertrand-Verhalten wurde <strong>für</strong> das Innovationsszenario jedoch noch<br />
nicht allgemein untersucht. Ulph (1994a: 32) erwartet auch <strong>für</strong> diesen Fall eine Uneindeutigkeit<br />
der Effekte; <strong>für</strong> einen speziellen Modelltyp, der nur kostensenkende Prozeßinnovationen<br />
betrachtet, leitet er dies auch ab 17 . Es scheint jedoch sehr zweifelhaft, ob dieses Ergebnis so<br />
auf den Fall von Umweltinnovationen übertragbar ist 18 .<br />
Oligopolistischen Industrien bzw. die Möglichkeit des Markteintritts wurden bezogen auf<br />
Umweltinnovationen bisher nur von Carraro/ Siniscalco (1992: 187ff) analysiert, allerdings<br />
unter sehr speziellen Modellannahmen. Unter anderem dominiert ein Verlust aus dem Marktaustritt<br />
den Gewinn an Umweltqualität, zudem wird unterstellt, daß das andere Land keinen<br />
16 Cournot-Verhalten erscheint als Annahme dann weiter gerechtfertigt, wenn durch die Investition die<br />
Grenzkosten der Kapazitätsausweitung verringert werden, z.B. durch sinkende Fixkosten (Tirole 1988:<br />
327); dies ist hier jedoch nicht der Fall, wo die Investition die Grenzkosten der Produktion, also die<br />
variablen Kosten senkt.<br />
17 Dem direkten Anreiz zu einer strikten Umweltpolitik steht ein indirekter Anreiz zur Abschwächung<br />
gegenüber, um den Rivalen von preissenkenden FuE-Investitionen abzuhalten. Numerische<br />
Simulationen ergeben, daß bei Steuern dieser indirekte Effekt sogar leicht überwiegen kann (Ulph<br />
1994b: 22, 25).<br />
18 Gegeben den erwähnten Unterinvestitionseffekt dominiert zumindest <strong>für</strong> den Grenzfall ### = 0 der<br />
Anreiz in Richtung striktere Umweltpolitik. Auch <strong>für</strong> den Fall ### < 0 würde man dies intuitiv vermuten,<br />
allerdings könnte dem entgegenwirken, daß bei Bertrand-Verhalten noch unklarer ist, ob eine Steuer<br />
das Unternehmen überhaupt zu höheren FuE-Ausgaben anreizt.