Zwischen Öko-Dumping und First-Mover-Vorteilen - Institut für ...
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Kap. 5: Perspektiven <strong>und</strong> Grenzen der Theorieanwendung auf Umweltpolitik 69<br />
Abschließend sei festgestellt, daß es auf jeden Fall notwendig erscheint, auch kooperative<br />
Interaktionen (stärker) mitzubetrachten, wenn man die Implikationen der theoretischen Analyse<br />
<strong>und</strong> ihrer Annahmen erstnimmt. Dies gilt prinzipiell sowohl <strong>für</strong> Kooperationen zwischen den<br />
ProduzentInnen (Kartelle, Tacit Collusion) 4 als auch <strong>für</strong> Interaktionen zwischen wirtschaftlichen<br />
<strong>und</strong> politischen Akteuren, da rentenerzielende ProduzentInnen ebensowenig wie als<br />
Preisnehmer auch nicht als "Politiknehmer" betrachtet werden können 5 . Hiergegen mag man<br />
methodische Einwände bezüglich der Trennung der beiden Sphären erheben; die F<strong>und</strong>ierung<br />
der Politikempfehlungen bleibt dann jedoch letztlich unbefriedigend.<br />
5.2. Makroökonomische Grenzen: kein Raum <strong>für</strong> die Geldwirtschaft<br />
Die bisherigen Ergebnisse wurden weitgehend partialökonomisch abgeleitet. Sofern<br />
allgemeine Gleichgewichtsmodelle betrachtet wurden, waren diese überwiegend sehr<br />
spezieller Natur; die anderen Sektoren, sofern vorhanden, waren passiv. Schon hierbei hat<br />
sich gezeigt, daß Rückwirkungen auf andere Sektoren die Ergebnisse abschwächen können.<br />
Wenn die Marktstruktur der anderen Sektoren der <strong>Öko</strong>nomie kompetitiv ist, bleibt jedoch das<br />
Gr<strong>und</strong>ergebnis in der Regel bestehen (Helpman/ Krugman 1989: 7). Problematisch ist dies<br />
hingegen, wenn mehrere, durch eine gemeinsame Ressourcenbeschränkung verknüpfte<br />
Sektoren oligopolistisch sind; aus politischer Sicht stellt sich dann ein Wahlproblem, ob<br />
gesamtwirtschaftlich überhaupt der aus wohlfahrtsökonomischer Sicht "richtige" Sektor<br />
politisch gefördert wird, selbst wenn dies partialökonomisch geboten scheint (Dixit/ Grossman<br />
1986: 249).<br />
Allerdings unterliegen diese Überlegungen <strong>und</strong> auch die üblichen mikroökonomischen<br />
allgemeinen Gleichgewichtsmodelle einer gewichtigen Restriktion: Sie beziehen monetäre<br />
Beziehungen <strong>und</strong> damit Kredit- <strong>und</strong> Devisenmärkte nicht in die Analyse ein. Damit bleibt die<br />
Rolle der (in Geldwirtschaften) monetär vermittelten Vermögensmärkte außerhalb des<br />
Blickfeldes. Mit anderen Worten: implizit wird in den betrachteten Modellen ganz in<br />
neoklassischer Tradition Geld als neutral unterstellt. Abschnitt 4.1.2. bietet ein anschauliches<br />
Beispiel <strong>für</strong> die Problematik der unter diesen Annahmen abgeleiteten Schlußfolgerungen.<br />
Zugleich ist damit das eigentliche ökonomische Spezifikum außenwirtschaftlicher Beziehungen,<br />
nämlich die Existenz von verschiedenen Währungen, die ökonomisch betrachtet Länder<br />
definieren, <strong>und</strong> damit eines Devisenmarktes als zusätzlichem Markt, nicht erfaßt (Riese 1975:<br />
137). Genau genommen stellen die hier dargestellten Bereiche der Neuen Außenwirtschaftstheorie<br />
eigentlich raumwirtschaftliche Theorien dar, <strong>für</strong> die in der Regel einfach unterstellt<br />
wird, daß sie im Prinzip sowohl <strong>für</strong> Regionen als auch <strong>für</strong> Nationen gelten. Die betrachteten<br />
Länder werden darin in der Regel durch Mobilitätsschranken voneinander abgegrenzt 6 .<br />
Inwiefern sind daher die abgeleiteten Ergebnisse zu modifizieren, wenn die Geldvermittlung der<br />
internationalen Wirtschaftsbeziehungen <strong>und</strong> damit Wechselkurse von Währungen einbezogen<br />
werden? Müssen selbst bei der Betrachtung von Ländern mit ähnlicher Industriestruktur, wie es<br />
die ganze Zeit der Fall ist, nicht dennoch differierende monetäre Bedingungen berücksichtigt<br />
werden, die zugleich auch die Gestaltung der Umweltpolitik beeinflussen (können)?<br />
4 Hier wird die bisher bestehende Lücke in der Literatur auch konstatiert (z.B. Helpman/ Krugman 1989:<br />
156).<br />
5 Das "Kooperationsprinzip" sogar eines der offiziellen Gr<strong>und</strong>prinzipien der deutschen Umweltpolitik.<br />
6 In Ansätzen, in denen solche Mobilitätsschranken nicht angenommen werden, wird daher häufig auch<br />
konsequenterweise von Regionen gesprochen, vgl. z.B. Markusen/ Morey/ Olewiler (1995).