Zwischen Öko-Dumping und First-Mover-Vorteilen - Institut für ...
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Kap. 3: Außenwirtschaftliche Grenzen von Umweltpolitik<br />
3. Außenwirtschaftliche Grenzen von Umweltpolitik<br />
Im Modellrahmen der neoklassischen Außenhandelstheorie ergeben sich zwar Handelswirkungen<br />
der Umweltpolitik, aber in der Regel wenig Gründe, warum aus außenwirtschaftlichen<br />
Gründen von der Verfolgung der optimalen Umweltpolitik abgewichen werden sollte. Entgegen<br />
diesen Modellergebnissen ist die politische Diskussion des Zusammenhangs von Umweltpolitik<br />
<strong>und</strong> internationalen Wirtschaftsbeziehungen oft von der These des <strong>Öko</strong>-<strong>Dumping</strong>s geprägt 1 .<br />
Ansätze im Rahmen der Neuen Außenwirtschaftstheorie können basierend auf einer<br />
differierenden Wirkungsanalyse zumindest theoretische Begründungen bieten, warum <strong>und</strong><br />
unter welchen Umständen ein solcher Anreiz zu einer schwachen Umweltpolitik gegeben <strong>und</strong><br />
insofern diese These berechtigt sein könnte.<br />
Dies mag auf den ersten Blick überraschen, da vermutet werden könnte, daß Preissetzungsspielräume,<br />
Eintrittsbarrieren <strong>und</strong> Produktdifferenzierung auf unvollkommenen Märkten eher zu<br />
noch geringerem (negativen) Einfluß der Umweltpolitik führen, da so z.B. Kostenunterschiede<br />
nicht direkt zum Marktaustritt führen müssen. Allerdings wirken dem die Existenz von Renten<br />
entgegen, da sich hieraus einerseits <strong>für</strong> die Politik strategische Anreize ergeben (Rent<br />
Shifting), andererseits potentielle Verschiebungen dieser Renten durch Abwanderung von Firmen<br />
zu deutlichen Wohlfahrtswirkungen von Umweltpolitik führen können (Ulph 1994c: 126).<br />
Beide Faktoren werden in den nächsten Abschnitten näher beleuchtet. Außerdem ist zu prüfen,<br />
inwieweit unvollkommene Märkte auch zu einer geringeren Effektivität der Umweltpolitik führen<br />
können <strong>und</strong> so eine weitere außenwirtschaftliche Grenze darstellen.<br />
3.1. <strong>Öko</strong>-<strong>Dumping</strong> als Resultat strategischer Umweltpolitik<br />
Können handelspolitische Erwägungen einen Anreiz darstellen, eine schwächere Umweltpolitik<br />
zu betreiben als es ökologisch optimal wäre? Im Rahmen eines traditionellen Heckscher-Ohlin-<br />
Modells läßt sich hier<strong>für</strong> in der Regel keine Begründung finden; <strong>für</strong> (üblicherweise betrachtete)<br />
relativ zum Weltmarkt kleine Länder ist eine <strong>First</strong>-Best Umweltpolitik, die alle Externalitäten<br />
internalisiert, optimal (Rauscher 1997: 136).<br />
Die einzige Ausnahme läßt sich in bestimmten Fällen <strong>für</strong> mit Marktmacht ausgestattete "große"<br />
Länder aus einer Übertragung des Optimalzollkonzeptes auf die Umweltpolitik ableiten.<br />
Vorausgesetzt daß <strong>First</strong>-Best-Instrumente nicht verfügbar sind <strong>und</strong> das große Land Netto-<br />
Importeur des betroffenen Produktes ist, ergibt sich bei Produktionsexternalitäten ein Argument<br />
<strong>für</strong> eine schwächere Umweltpolitik. Für den umweltpolitisch relevanteren Fall eines Netto-<br />
Exporteurs ergibt sich hingegen sogar eine striktere Umweltpolitik als Second-Best-Lösung, da<br />
die vorteilhafte Mengenbegrenzung zur Verbesserung der Terms of Trade anstelle mittels<br />
eines Zolles auch mittels einer Kostensteigerung durch striktere Umweltpolitik bewerkstelligt<br />
werden kann (Krutilla 1991: 132) 2 .<br />
Ein volkswirtschaftlicher Anreiz da<strong>für</strong>, eine Umweltpolitik zu betreiben, die die externen Effekte<br />
nicht (völlig) internalisiert, läßt sich jedoch über das Motiv einer strategischen Handelspolitik<br />
f<strong>und</strong>ieren. Als Basismodell wird dazu in aller Regel das bereits in den Abschnitten 2.1.2. <strong>und</strong><br />
2.2.2. kurz dargestellte internationale Oligopolmodell ohne Kapitalmobilität verwendet <strong>und</strong> auf<br />
1 Vgl. zu einer Darstellung der Diskussion z.B. Kulessa (1995: 105f) <strong>und</strong> Stevens (1995).<br />
2 Bei Konsumexternalitäten verhält es sich aus naheliegenden Gründen genau umgekehrt (Krutilla 1991:<br />
135).