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Zwischen Öko-Dumping und First-Mover-Vorteilen - Institut für ...

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Kap. 4: Koinzidenz von Umweltpolitik <strong>und</strong> Außenwirtschaftspolitik<br />

<strong>für</strong> die vierte (ausländische) Firma eine Erhöhung des Qualitätsstandards nicht lohnt. Der<br />

Produktstandard wirkt also als Handelsbarriere. Auf dem unregulierten Markt des Auslands<br />

werden hingegen alle vier Produkte gehandelt.<br />

In dieser Konstellation erhöhen alle vier Unternehmen ihren Umweltstandard. Während die<br />

Konsumentenrente im Vorreiterland niedriger ist als im anderen, ist die Gesamtwohlfahrt<br />

höher, da insbesondere die inländische Niedrigqualitätsfirma ihre Gewinne aufgr<strong>und</strong> der<br />

Protektion erhöhen kann (Motta/ Thisse 1993: 17). Der einseitig gesetzte Produktstandard<br />

führt in diesem Fall also zu einem Wettbewerbsvorteil <strong>für</strong> den <strong>First</strong> <strong>Mover</strong>.<br />

3. Im Falle, daß beide Länder symmetrisch den gleichen optimalen Produktstandard setzen,<br />

führt dies (mit Ausnahme der Top-Qualität) zu einem Anstieg der Umweltqualität gegenüber<br />

Fall 2. Wie in Fall 1 sind die Preise identisch, das Wohlfahrtsniveau ist jedoch in jeder<br />

möglichen Verteilung der Firmen auf die Länder höher (Motta/ Thisse 1993: 18).<br />

Reichweite <strong>und</strong> Grenzen des Modells<br />

Zunächst ist einschränkend festzuhalten, daß Umwelt(schäden) an <strong>und</strong> <strong>für</strong> sich im Modell nicht<br />

berücksichtigt werden. Die Wohlfahrtsfunktion ist nicht um die sozialen Kosten der Umweltverschmutzung<br />

korrigiert. Folglich ist auch in diesem Modell noch nichts darüber ausgesagt, ob<br />

der aus industriepolitischen Gründen gewählte Umweltstandard umweltökonomisch hinreichend<br />

ist. Gegenüber einem Szenario ohne Umweltschutz ist zwar sicher ein Fortschritt zu<br />

verzeichnen; darüber, ob es sich auch wirklich um eine strikte Umweltpolitik handelt, ist nichts<br />

ausgesagt. Es wäre z.B. die Konstellation vorstellbar, daß ein (umweltpolitisch) optimaler<br />

Umweltstandard eine Firma aus dem Markt treiben würde.<br />

Da internationaler Handel zudem den Wettbewerb verschärft, könnte im selben Modellrahmen<br />

durchaus auch ein Regulierungswettbewerb vorstellbar sein, in dem die Standards nach unten<br />

abgesenkt werden. Eine solche Konstellation des <strong>Öko</strong>-<strong>Dumping</strong>s wurde von Motta/ Thisse nur<br />

per Annahme ausgeschlossen.<br />

Die Verallgemeinerung auf zwei unterschiedliche Länder dürfte an den qualitativen Ergebnissen<br />

hingegen wohl wenig ändern, allerdings könnte sie das potentielle <strong>Öko</strong>-<strong>Dumping</strong>-<br />

Problem verschärfen. Von Interesse könnte es sein, die Wirkung zusätzlicher Instrumente wie<br />

Umweltsubventionen zu untersuchen, die einen höheren Umweltstandard ermöglichen könnten<br />

(Motta/ Thisse 1993: 19).<br />

Weiterhin ist festzustellen, daß im Modell Umweltschutz <strong>und</strong> Qualität definitorisch gleichgesetzt<br />

werden, bzw. ein positiver Zusammenhang von Umweltschutz <strong>und</strong> Qualität angenommen wird.<br />

Es lassen sich aber natürlich auch Fälle vorstellen, in denen dies nicht der Fall ist <strong>und</strong> höhere<br />

Produktqualität nur mit höherer Umweltbeanspruchung zu erreichen ist; ebenso ist vorstellbar,<br />

daß KonsumentInnen höhere Umwelt(produkt)standards nicht honorieren 27 .<br />

Vergleich mit Rauschers Ergebnissen<br />

Zum einen fällt die deutlich spezifischere Technologieannahme auf, nämlich daß die Grenzkosten<br />

der Produktion von der Umweltqualität unberührt bleiben. Die These, daß ähnliche<br />

Resultate auch unter der Annahme der Erhöhung der variablen Kosten durch eine Steigerung<br />

der Umweltqualität erzielt würden (Motta/ Thisse 1993: 4), erscheint vor diesem Hintergr<strong>und</strong><br />

27 In diesem Setting spielt <strong>für</strong> die optimale Höhe des Umweltstandards dann auch die Veränderung der<br />

Marktstruktur eine Rolle, vgl. <strong>für</strong> Überlegungen in diese Richtung Constantatos/ Sartzetakis (1995).

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