Zwischen Öko-Dumping und First-Mover-Vorteilen - Institut für ...
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Kap. 5: Perspektiven <strong>und</strong> Grenzen der Theorieanwendung auf Umweltpolitik 65<br />
5. Perspektiven <strong>und</strong> Grenzen der Anwendung der Neuen Außen-<br />
wirtschaftstheorie auf umweltpolitische Fragestellungen<br />
Nachdem die verschiedenen Ansätze in den letzten Kapiteln analysiert wurden, ist jetzt die<br />
Frage ihrer Relevanz noch genauer zu untersuchen. Nach einer Einschätzung der<br />
theoretischen Perspektiven wird insbesondere auf die bereits angedeuteten makroökonomischen<br />
Grenzen eingegangen. Dann wird die zentrale Frage diskutiert, welche politischen<br />
Schlußfolgerungen aus der Analyse zu ziehen sind. Schließlich wird am Beispiel der<br />
Europäischen Union angedeutet, an welchen Fragestellungen empirisch angesetzt werden<br />
könnte.<br />
5.1. Theoretische Perspektiven<br />
5.1.1. Einschätzung des derzeitigen Forschungsstandes<br />
Die Analysen, die den Rahmen der Neuen Außenwirtschaftstheorie auf umweltpolitische<br />
Fragestellungen anwenden, befinden sich je nach verwendetem Modelltyp in unterschiedlichen<br />
Reifestadien. Dies wurde allein schon an ihrem unterschiedlichen Umfang im Rahmen der<br />
bisherigen Analyse deutlich. Viele Modelle erzielen jedoch interessante <strong>und</strong> neue Ergebnisse,<br />
die teilweise deutlich von den Resultaten der traditionellen Außenwirtschaftstheorie abweichen.<br />
Die Wirkungsanalyse hat gezeigt, daß der Zusammenhang von Umweltpolitik <strong>und</strong><br />
Handelsstruktur bzw. Kapitalflüssen auf unvollkommenen Märkten komplexer ist als traditionell<br />
unterstellt wird. Verantwortlich hier<strong>für</strong> sind strategische Interaktionen weniger Unternehmen,<br />
indirekte Wirkungsmechanismen über Innovation <strong>und</strong> Qualitätswahl <strong>und</strong> die größere<br />
Bedeutung von Handelskosten. Besonders markant sind die abweichenden Ergebnisse im<br />
Bereich der politischen Schlußfolgerungen (vgl. hierzu Abschnitt 5.3.).<br />
Es wurde dabei jedoch auch deutlich, daß die Modelle, in deren Rahmen die genannten Ergebnisse<br />
abgeleitet werden, in ihren Annahmen relativ speziell <strong>und</strong> teilweise wenig robust gegenüber<br />
Parameterveränderungen sind, zum Teil können geringfügige Variationen in den<br />
Annahmen sogar zu entgegengesetzten Ergebnissen führen. Allerdings muß man bei diesem<br />
Bef<strong>und</strong> nicht stehen bleiben, weil durchaus die Spezifizierung von Relevanzbereichen möglich<br />
ist. Eine Vereinheitlichung des theoretischen Rahmens <strong>und</strong> der Ergebnisse ist nicht zu<br />
erwarten, solange es keine Vereinheitlichung des theoretischen Gerüsts der Industrieökonomik<br />
gibt. Dies ist jedoch unwahrscheinlich, da z.B. die Möglichkeit strategischen Verhaltens unweigerlich<br />
Ambiguitäten in die Analyse bringt, die sich nicht a priori klären lassen (Helpman/<br />
Krugman 1989: 2f). Daher ist in der Evaluation zwischen den unterschiedlichen Kernmodelltypen<br />
zu differenzieren.<br />
Insgesamt scheinen die strategischen internationalen Oligopolmodelle, auf denen notwendigerweise<br />
der Schwerpunkt lag, weitgehend ausgereizt; die relevanten Aspekte sind in ihrer<br />
Bedeutung <strong>für</strong> die Umweltpolitik bereits hinreichend diskutiert worden. Der einzige Aspekt, der<br />
erst in den neuesten Veröffentlichungen thematisiert wird, sind Informationsprobleme, die eine<br />
strategische Nutzung der Umweltpolitik verkomplizieren (Nannerup 1998, Ulph 1997b). Die<br />
gr<strong>und</strong>legende Differenz der Ergebnisse, die sich aus den unterschiedlichen Annahmen über<br />
das Marktverhalten ergibt, ist nicht ohne weiteres behebbar, denn schon der Industrieökonomik<br />
ist es nicht gelungen, die Frage Cournot versus Bertrand empirisch zu klären. In Reinform ist<br />
keine der beiden Verhaltensannahmen realistisch. Dies hat insbesondere damit zu tun, daß