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Zwischen Öko-Dumping und First-Mover-Vorteilen - Institut für ...

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Kap. 6: Eine explorative Anwendung auf die Osterweiterung der EU<br />

auch in den hier interessierenden Branchen, beispielsweise gab es 1994 nur einen Exporteur<br />

von Eisenerz aus Tschechien, der allein 6,4 Prozent Marktanteil auf dem EU-Markt erreichte<br />

(European Commission 1996).<br />

Eine differenziertere Einordnung verschiedener Branchen nehmen Oliveira Martins et al. (1996:<br />

23) vor. Anhand von Daten zur Anlagengröße <strong>und</strong> FuE-Intensität versuchen sie die Dimensionen<br />

Skalenvorteile <strong>und</strong> Produktdifferenzierung zu kombinieren. Auf OECD-Ebene lassen sich<br />

die meisten umweltintensiven Branchen der Kategorie "Segmented, low differentiation" zuordnen,<br />

wobei segmented hier <strong>für</strong> die Dominanz großer Anlagen steht. Daher erscheinen <strong>für</strong> diese<br />

die auf hohen Fixkosten basierenden internationalen Oligopolmodelle als angemessen. Bei<br />

Chemikalien kommt der Produktdifferenzierungsaspekt hinzu.<br />

Schließlich ist noch darauf zurückzukommen, daß die Mobilität der Unternehmen in den Industrien<br />

einen wichtigen Einflußfaktor darstellt: Häufig wird festgestellt, daß gerade die umweltintensiven<br />

Industrien eher wenig "footloose" sind, da sie stärker an Infrastrukturen geb<strong>und</strong>en<br />

sind <strong>und</strong> Transportkosten oft eine wichtige Rolle spielen (Levinson 1996: 452). Als Beispiele<br />

werden häufig Stahl <strong>und</strong> Papier genannt; allerdings bestehen auch hier Unterschiede zwischen<br />

den Branchen. Die oben erwähnte Anlagengröße könnte evtl. eine Proxyvariable darstellen.<br />

Insgesamt handelt es sich bei den umweltintensiven Branchen also zunächst um Sektoren, <strong>für</strong><br />

die die Annahmen der Neuen Außenwirtschaftstheorie über die Marktstruktur empirisch<br />

relevant sind <strong>und</strong> die theoretisch analysierten Modelle eine angemessene Analysegr<strong>und</strong>lage<br />

darstellen. Im Zusammenhang mit der Osterweiterung zu nennen sind hier insbesondere Eisen<br />

<strong>und</strong> Stahl sowie Chemikalien. Allerdings gehören sie nicht zu den Branchen, in denen die<br />

größten Renten erwirtschaftet werden, bzw. zu dem Hochtechnologiebranchen, die<br />

üblicherweise im Mittelpunkt der Diskussion um strategische Handelspolitik stehen. Dies trifft<br />

höchstens <strong>für</strong> einige Chemikalien zu. Langfristig ist zudem angesichts steigender<br />

Umweltschutzanforderungen die Frage zu stellen, ob gerade die umweltintensiven Branchen<br />

besonders zukunftsträchtig sind (Ranné 1996: 25).<br />

Während innerhalb der Europäischen Union der Rahmen <strong>für</strong> eine empirische Relevanz<br />

strategischer Umweltpolitik <strong>und</strong> eines entsprechenden Kooperationsbedarfs gegeben scheint,<br />

ist zweifelhaft, inwieweit sich der Geltungsbereich auf die Osterweiterung ausdehnen läßt.<br />

Beispielsweise steckt die Stahlbranche in den MOEL inzwischen zunehmend in einer<br />

Strukturkrise 10 , was die möglichen Renten als nicht sehr groß erscheinen läßt. Allerdings<br />

können diese durch die zumindest in Polen <strong>und</strong> Ungarn aufgr<strong>und</strong> der hohen<br />

Auslandsverschuldung noch bestehende Devisenmaximierungsnotwendigkeit ihre Bedeutung<br />

haben (vgl. Abschnitt 5.2.2.). Auch sind größere Firmen zunehmend im Besitz multinationaler<br />

Konzerne, so daß sich potentielle Renten nur begrenzt umleiten lassen (Vincentz 1993: 12).<br />

Insgesamt liegt hier also eher ein Grenzfall vor. In manchen Branchen kann aber ein<br />

strategisches Setting zumindest nicht ausgeschlossen werden, wobei das Cournot-Modell <strong>und</strong><br />

damit der <strong>Öko</strong>-<strong>Dumping</strong>-Anreiz realitätsnäher zu sein scheint. Ob diese verschiedentlich<br />

geäußerte Be<strong>für</strong>chtung (z.B. Gabrisch 1995: 211) einen realen Hintergr<strong>und</strong> hat, können nur<br />

vertiefende Fallstudien klären. Diese kann in diesem Rahmen nicht geliefert werden,<br />

abschließend sollen aber zumindest Anhaltspunkte gesammelt werden. Dies gilt umsomehr,<br />

10 Vgl. aktuell z.B. die gemeinsame Presseerklärung von EU <strong>und</strong> Polen anläßlich eines Treffens des<br />

Assoziierungsrates im November 1998; im Internet unter http://europa.eu.int/comm/dg1a/daily/11_98/<br />

pres_98_383.htm

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