Zwischen Öko-Dumping und First-Mover-Vorteilen - Institut für ...
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Kap. 6: Eine explorative Anwendung auf die Osterweiterung der EU 91<br />
starker Produktdifferenzierung bestehen hingegen deutliche, wenngleich abnehmende,<br />
Wettbewerbsnachteile (Berke/ Trabold 1995: 5).<br />
Nach dem Kriterium der Handelsstruktur ist die Evidenz also gemischt. Einerseits liegt der<br />
Anteil des intraindustriellen Handels deutlich höher als in Entwicklungsländern <strong>und</strong> erreicht das<br />
Niveau mancher EU-Staaten, andererseits bestehen zu diesen doch in vielen Bereichen noch<br />
deutliche Qualitätsunterschiede. Es handelt sich nach diesem Kriterium also eher um einen<br />
Grenzfall des Anwendungsbereichs der Neuen Außenwirtschaftstheorie. Für einige Ansätze in<br />
deren Rahmen ist jedoch auch die Marktstruktur zentral.<br />
Daten zur Industriestruktur<br />
Daß interne steigende Skalenerträge ein empirisch relevantes Phänomen sind, wird heute<br />
kaum noch bestritten. Ihr Ausmaß variiert jedoch in den verschiedenen empirischen Untersuchungen<br />
erheblich 9 . Die Industriesektoren lassen sich nach der Relevanz steigender Skalenerträge<br />
klassifizieren. Folgt man einem umfassenden Überblick von Pratten (1988), so stehen<br />
auf zweistelliger Sektorebene der international gebräuchlichen NACE-Klassifikation Branchen<br />
wie Kraftfahrzeuge, andere Transportmittel <strong>und</strong> Chemie an der Spitze. Andere umweltintensive<br />
Branchen wie Metallwaren, Eisen <strong>und</strong> Stahl sowie Papier befinden sich im (oberen) Mittelfeld<br />
(Pratten 1988, zitiert nach Junius 1997: 34f).<br />
Eine Folge steigender Skalenerträge sind oligopolistische Marktstrukturen <strong>und</strong> ein zunehmender<br />
Konzentrationsgrad. Ein Maß ist der sogenannte Lerner-Index, der den Preisaufschlag<br />
(Mark-up), d.h. die Differenz zwischen Preisen <strong>und</strong> Grenzkosten im Verhältnis zu den Preisen<br />
selbst angibt (Oliveira Martins et al. 1996: 4). Die höchsten sektoralen Mark-ups auf OECD-<br />
Ebene werden <strong>für</strong> den Zeitraum von 1970 bis 1992 bei Tabakwaren, Pharmazeutika <strong>und</strong><br />
Büromaschinen gemessen. In den großen EU-Ländern Deutschland, Frankreich, Italien <strong>und</strong><br />
Großbritannien liegen die umweltintensiven Branchen auch hier im Mittelfeld (Oliveira Martins<br />
et al. 1996: 32ff).<br />
Für die mittel- <strong>und</strong> osteuropäischen Länder liegen kaum Daten zur Marktstruktur vor, so daß<br />
nur anekdotische Evidenz geliefert werden kann. Vor der Transformation war ihre<br />
Industriestruktur durch eine sehr hohe Konzentration <strong>und</strong> große Kombinate gekennzeichnet. Im<br />
Zuge der Restrukturierung <strong>und</strong> Privatisierung hat sich dies zumindest teilweise geändert,<br />
dennoch gibt es immer noch relativ wenige, große Produzenten. Gabrisch (1995: 220f) betont,<br />
daß die bestehende industrielle Basis immer noch die Ausnutzung von Skalenerträgen erlaube,<br />
er widerspricht damit der These einer vollständigen Entwertung. Flek (1995: 140f, 158) liefert<br />
Daten <strong>für</strong> die Tschechoslowakei über den nach 1989 einsetzenden Dekonzentrationsprozeß.<br />
Dabei gehören insbesondere die Sektoren Brennstoffe sowie Eisen <strong>und</strong> Stahl, aber auch NE-<br />
Metalle, Chemie sowie Papier <strong>und</strong> Zellstoff zu den Branchen mit der geringsten Zahl an Firmen<br />
<strong>und</strong> der größten Betriebsgröße. Auch gehörten 1992 v.a. Brennstoffe, aber auch Chemie <strong>und</strong><br />
Eisen <strong>und</strong> Stahl zu den Sektoren mit den höchsten Profitraten; zusammen erzielten sie bei nur<br />
9 Prozent aller Firmen 36 Prozent der Exporte <strong>und</strong> 77 Prozent der Gewinne <strong>und</strong> erzielten<br />
zwischen 1989 <strong>und</strong> 1992 auch die höchsten Gewinnzuwächse (Flek 1995: 148). Andererseits<br />
wird jedoch auch festgestellt, daß die meisten MOEL-Exporteure auf den westeuropäischen<br />
Märkten nur schwache Marktmacht besitzen <strong>und</strong> auf dem heimischen Markt höhere Gewinne<br />
als bei den Exporten erwirtschaften (Cooper/ Gács 1997: 14, 16). Ausnahmen bestehen jedoch<br />
9 Für einen Überblick vgl. Junius (1997: 20ff). Dort findet sich auch eine Erläuterung der <strong>für</strong> die<br />
Messung üblichen empirischen Methoden sowie möglicher Indikatoren des Konzentrationsgrads.