Zwischen Öko-Dumping und First-Mover-Vorteilen - Institut für ...
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Kap. 5: Perspektiven <strong>und</strong> Grenzen der Theorieanwendung auf Umweltpolitik<br />
empirischen Kritik, daß sich umweltbedingte Kapitalflucht nur begrenzt beobachten läßt. Einige<br />
Studien weisen auch explizit auf die Bedeutung von Schwellenwerten hin 23 .<br />
Allerdings ist ein Teil der bestehenden Arbeiten insofern in seiner Aussagekraft sehr begrenzt,<br />
da er auf den Modellen der traditionellen Außenwirtschaftstheorie aufbaut <strong>und</strong> damit die<br />
analytischen Besonderheiten der Neuen Außenwirtschaftstheorie nicht erfaßt 24 . Ein Teil vor<br />
allem der älteren empirischen Kritik basiert hingegen auf Versuchen, die Wirkung von<br />
Umweltpolitik auf die Handelsbilanz abzuschätzen 25 . Allerdings verschwinden hierdurch die <strong>für</strong><br />
die vorliegenden Ansätze zentralen sektoralen Differenzen; außerdem ist dieser Ansatz<br />
methodisch problematisch, da er eine makroökonomische Größe rein mikroökonomisch<br />
erklärt 26 .<br />
In der Literatur wird aus den vorliegenden empirischen Ergebnissen häufig geschlußfolgert,<br />
daß unterschiedliche Umweltstandard keine quantitativ signifikanten Auswirkungen auf die<br />
sektorale Wettbewerbsfähigkeit haben <strong>und</strong> sich daher weitere Überlegungen erübrigen würden<br />
(z.B. Barrett 1993: 160f, Cropper/ Oates 1992: 699). Wenn die Ergebnisse der Neuen<br />
Außenwirtschaftstheorie relevant sind, ist diese Herangehensweise jedoch problematisch,<br />
denn dann bestehen bereits im Vorfeld Anreize, nennenswerte Differenzen der Umweltkosten<br />
gar nicht erst entstehen zu lassen. Die Empirie zu den faktisch beobachtbaren Wirkungen hilft<br />
in diesem Fall nur begrenzt weiter. Die vorliegenden Untersuchungen können daher auf die<br />
Theorie abgestimmte empirische Untersuchungen nicht ersetzen.<br />
Was die empirische Relevanz der abgeleiteten politischen Motive betrifft, gibt es hierzu wenig<br />
detaillierte Untersuchungen, da<strong>für</strong> aber häufig umso klarere Behauptungen, stellvertretend<br />
hier<strong>für</strong> sei der OECD-Wissenschaftler Candice Stevens (1995: 180) zitiert:<br />
"The existence of widespread eco-dumping purposely penetrated by governments is definitely<br />
myth." In dieser Arbeit kann keine strikte empirische Überprüfung dieser Behauptung erfolgen,<br />
aber es soll zumindest eine explorative Anwendung versucht werden (vgl. Kapitel 6). Zuvor ist<br />
es jedoch sinnvoll, kurz auf allgemeine Probleme empirischer Arbeiten im Rahmen der<br />
vorgestellten theoretischen Konzepte einzugehen.<br />
Während im Rahmen der "konventionellen" Anwendung der Neuen Außenwirtschaftstheorie<br />
inzwischen eine Reihe von empirischen Arbeiten vorliegen, ist dies bei der Übertragung der<br />
Konzepte auf die Umweltpolitik von Ausnahmen abgesehen noch nicht der Fall. Eine<br />
Standardschlußfolgerung theoretischer Arbeiten ist daher die Forderung nach mehr Empirie 27 .<br />
Deren Bedeutung entsteht insbesondere aus der häufigen Abhängigkeit selbst der qualitativen<br />
Ergebnisse von den Ausprägungen einzelner Modellparameter.<br />
23 Vgl. z.B. Rowland/ Feiock (1991: 216), die die Wirkung unterschiedliche Umweltpolitiken von US-<br />
Staaten auf die regionale Ansiedelung von Unternehmen untersuchen. Allerdings entfallen hier<br />
Wechselkurseffekte.<br />
24 Vgl. z.B. Rauscher (1997: 9ff) sowie die andere in Kapitel 1, Fußnote 6 angegebene<br />
Überblicksliteratur.<br />
25 Vgl. <strong>für</strong> einen Überblick über die älteren Studien, die sich meistens auf die USA beziehen, Ugelow<br />
(1982), <strong>für</strong> eine aktuelle Untersuchung Van Beers/ van den Bergh (1997).<br />
26 Die Rückführung von Handelsbilanzsalden auf rein güterwirtschaftliche Einflußfaktoren unterstellt<br />
zudem die Dominanz der Leistungsbilanz über die Kapitalbilanz, <strong>und</strong> damit die Neutralität der monetären<br />
Sphäre, <strong>und</strong> insbesondere der Wechselkurse. Vgl. zur Kritik einer solchen Deutung der Salden z.B.<br />
Spahn (1999: 247f).<br />
27 Stellvertretend <strong>für</strong> viele seien hier nur Ulph (1994a: 40) <strong>und</strong> Rauscher (1997: 283) genannt.