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Zwischen Öko-Dumping und First-Mover-Vorteilen - Institut für ...

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Kap. 5: Perspektiven <strong>und</strong> Grenzen der Theorieanwendung auf Umweltpolitik<br />

des Unternehmens durch einen aus der Glaubwürdigkeit der Kostenverpflichtung erwachsenden<br />

<strong>First</strong>-<strong>Mover</strong>-Vorteil zu steigern. Dieses ökologisch positive Ergebnis ergibt sich gerade <strong>für</strong><br />

den Fall einer Einschränkung der Ressourcennutzung, die eine Mengenreduktion der Produktion<br />

mit sich bringt. Allerdings sind selbst in der Bertrand-Preiskonkurrenz einer Vorreiterpolitik<br />

Grenzen gesetzt. Geht die Vorreiterposition hier über den Punkt hinaus, der die Marktführerschaft<br />

sicherstellt, so führt dies zu einem negativen Wohlfahrtseffekt.<br />

Dieses ökologisch positive Szenario ist jedoch in vielerlei Hinsicht ein Spezialfall. Es bleibt<br />

zwar erhalten, wenn mehr Firmen am Markt sind, verliert sich jedoch im Fall monopolistischer<br />

Konkurrenz vieler Firmen, wenn nicht sehr unrealistische Annahmen getroffen werden. Es ist<br />

weiter stark an das Exportmarktszenario geb<strong>und</strong>en, da es auf der Ausbeutung von KonsumentInnen<br />

aus Drittländern basiert. Mit inländischem Konsum vermindert sich der Anreiz zu strikter<br />

Umweltpolitik; ebenso bei grenzüberschreitenden Umweltproblemen, Besteht die Möglichkeit<br />

der Abwanderung, ist sogar wieder das <strong>Öko</strong>-<strong>Dumping</strong>-Szenario wahrscheinlich.<br />

Bieten dann, wie häufig vermutet, Produktdifferenzierung <strong>und</strong> Innovation Auswege aus dem<br />

internationalen Konkurrenz-Dilemma? Wie die Analyse gezeigt hat, gilt dies nur bedingt. Durch<br />

strikte Umweltpolitik induzierte Innovationen mildern den <strong>Öko</strong>-<strong>Dumping</strong>-Anreiz ab, können ihn<br />

aber nur in speziellen Fällen umkehren. Im Qualitätswettbewerb sind zumindest einem Race to<br />

the Bottom Grenzen gesetzt, die weiteren Ergebnisse sind uneindeutig. Allerdings können hier<br />

manche positiv zu buche schlagende Effekte nicht erfaßt werden.<br />

Zusammengefaßt kann man auf der Gr<strong>und</strong>lage der Ansätze im Rahmen der Neuen Außenwirtschaftstheorie<br />

nicht von einem generell robusten Anreiz, <strong>Öko</strong>-<strong>Dumping</strong> zu betreiben, sprechen;<br />

allerdings läßt sich dessen Geltungsbereich zumindest theoretisch benennen <strong>und</strong> scheinen die<br />

Fälle, in denen das Gegenteil gilt, eher die Ausnahme darzustellen. Daher erscheint gerade in<br />

Zeiten zunehmender Handelsliberalisierung der Anreiz, im Zweifel die Umweltpolitik<br />

abzuschwächen, durchaus als eine mögliche Erklärung der unzureichenden Umweltpolitik,<br />

zumal die Gefahr eines Wettlaufs nach unten respektive einer Stagnation auf niedrigem Niveau<br />

besteht. Kurz gefaßt ist können ist dies umso plausibler, je mobiler die Firmen sind, je stärker<br />

die ausländische Reaktion auf eine kleine Zunahme der Exporte ist, je größer die Aggressivität<br />

der Firmenstrategien, der Konzentrationsgrad <strong>und</strong> das Ausmaß der Renten 18 in der Industrie<br />

sind sowie je flacher die Grenzschadenskurve verläuft.<br />

Dieser Analyse im Rahmen der Neuen Außenwirtschaftstheorie liegt eine wohlfahrtsökonomisch<br />

geprägte Sicht auf den politischen Entscheidungsprozeß zugr<strong>und</strong>e, in der die<br />

Umweltbeeinträchtigung als ein Element unter vielen gegen die anderen Aspekte abgewogen<br />

<strong>und</strong> bei Bedarf aus strategischen Gründen instrumentalisiert wird. Im Politikprozeß brisant wird<br />

dies angesicht der hohen Informationsanforderungen vor allem dann - um den engen<br />

wohlfahrtsökonomischen Rahmen zu verlassen -, wenn es die Politik mit rentenerzielenden<br />

oligopolistischen Industrien zu tun hat, die diese Renten auch <strong>für</strong> Einflußnahme auf den<br />

politischen Prozeß verwenden kann. Falls das Rent-Shifting-Argument gilt, fallen hier Staats -<br />

<strong>und</strong> Unternehmensinteresse zusammen, falls es fraglich ist, kann es von Seiten der ProduzentInnen<br />

politisch benutzt werden. Dies scheint insbesondere dann relevant, wenn Unsicherheit<br />

18 Zum Stichwort Oligopolrenten ist aus politischer Perspektive anzumerken, daß ihre häufig unterstellte<br />

Zurechnung auf die inländische Wohlfahrt in einer Welt mobiler VermögenseigentümerInnen a priori als<br />

problematisch erscheint. Solange über ihre Verteilung nichts ausgesagt wird. könnten sie in Teilen aber<br />

auch <strong>für</strong> staatliche Gewinnsteuern oder z.B. höhere Sozialstandards <strong>für</strong> die inländischen<br />

ArbeitnehmerInnen stehen.

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