Zwischen Öko-Dumping und First-Mover-Vorteilen - Institut für ...
Zwischen Öko-Dumping und First-Mover-Vorteilen - Institut für ...
Zwischen Öko-Dumping und First-Mover-Vorteilen - Institut für ...
Erfolgreiche ePaper selbst erstellen
Machen Sie aus Ihren PDF Publikationen ein blätterbares Flipbook mit unserer einzigartigen Google optimierten e-Paper Software.
78<br />
Kap. 5: Perspektiven <strong>und</strong> Grenzen der Theorieanwendung auf Umweltpolitik<br />
des Unternehmens durch einen aus der Glaubwürdigkeit der Kostenverpflichtung erwachsenden<br />
<strong>First</strong>-<strong>Mover</strong>-Vorteil zu steigern. Dieses ökologisch positive Ergebnis ergibt sich gerade <strong>für</strong><br />
den Fall einer Einschränkung der Ressourcennutzung, die eine Mengenreduktion der Produktion<br />
mit sich bringt. Allerdings sind selbst in der Bertrand-Preiskonkurrenz einer Vorreiterpolitik<br />
Grenzen gesetzt. Geht die Vorreiterposition hier über den Punkt hinaus, der die Marktführerschaft<br />
sicherstellt, so führt dies zu einem negativen Wohlfahrtseffekt.<br />
Dieses ökologisch positive Szenario ist jedoch in vielerlei Hinsicht ein Spezialfall. Es bleibt<br />
zwar erhalten, wenn mehr Firmen am Markt sind, verliert sich jedoch im Fall monopolistischer<br />
Konkurrenz vieler Firmen, wenn nicht sehr unrealistische Annahmen getroffen werden. Es ist<br />
weiter stark an das Exportmarktszenario geb<strong>und</strong>en, da es auf der Ausbeutung von KonsumentInnen<br />
aus Drittländern basiert. Mit inländischem Konsum vermindert sich der Anreiz zu strikter<br />
Umweltpolitik; ebenso bei grenzüberschreitenden Umweltproblemen, Besteht die Möglichkeit<br />
der Abwanderung, ist sogar wieder das <strong>Öko</strong>-<strong>Dumping</strong>-Szenario wahrscheinlich.<br />
Bieten dann, wie häufig vermutet, Produktdifferenzierung <strong>und</strong> Innovation Auswege aus dem<br />
internationalen Konkurrenz-Dilemma? Wie die Analyse gezeigt hat, gilt dies nur bedingt. Durch<br />
strikte Umweltpolitik induzierte Innovationen mildern den <strong>Öko</strong>-<strong>Dumping</strong>-Anreiz ab, können ihn<br />
aber nur in speziellen Fällen umkehren. Im Qualitätswettbewerb sind zumindest einem Race to<br />
the Bottom Grenzen gesetzt, die weiteren Ergebnisse sind uneindeutig. Allerdings können hier<br />
manche positiv zu buche schlagende Effekte nicht erfaßt werden.<br />
Zusammengefaßt kann man auf der Gr<strong>und</strong>lage der Ansätze im Rahmen der Neuen Außenwirtschaftstheorie<br />
nicht von einem generell robusten Anreiz, <strong>Öko</strong>-<strong>Dumping</strong> zu betreiben, sprechen;<br />
allerdings läßt sich dessen Geltungsbereich zumindest theoretisch benennen <strong>und</strong> scheinen die<br />
Fälle, in denen das Gegenteil gilt, eher die Ausnahme darzustellen. Daher erscheint gerade in<br />
Zeiten zunehmender Handelsliberalisierung der Anreiz, im Zweifel die Umweltpolitik<br />
abzuschwächen, durchaus als eine mögliche Erklärung der unzureichenden Umweltpolitik,<br />
zumal die Gefahr eines Wettlaufs nach unten respektive einer Stagnation auf niedrigem Niveau<br />
besteht. Kurz gefaßt ist können ist dies umso plausibler, je mobiler die Firmen sind, je stärker<br />
die ausländische Reaktion auf eine kleine Zunahme der Exporte ist, je größer die Aggressivität<br />
der Firmenstrategien, der Konzentrationsgrad <strong>und</strong> das Ausmaß der Renten 18 in der Industrie<br />
sind sowie je flacher die Grenzschadenskurve verläuft.<br />
Dieser Analyse im Rahmen der Neuen Außenwirtschaftstheorie liegt eine wohlfahrtsökonomisch<br />
geprägte Sicht auf den politischen Entscheidungsprozeß zugr<strong>und</strong>e, in der die<br />
Umweltbeeinträchtigung als ein Element unter vielen gegen die anderen Aspekte abgewogen<br />
<strong>und</strong> bei Bedarf aus strategischen Gründen instrumentalisiert wird. Im Politikprozeß brisant wird<br />
dies angesicht der hohen Informationsanforderungen vor allem dann - um den engen<br />
wohlfahrtsökonomischen Rahmen zu verlassen -, wenn es die Politik mit rentenerzielenden<br />
oligopolistischen Industrien zu tun hat, die diese Renten auch <strong>für</strong> Einflußnahme auf den<br />
politischen Prozeß verwenden kann. Falls das Rent-Shifting-Argument gilt, fallen hier Staats -<br />
<strong>und</strong> Unternehmensinteresse zusammen, falls es fraglich ist, kann es von Seiten der ProduzentInnen<br />
politisch benutzt werden. Dies scheint insbesondere dann relevant, wenn Unsicherheit<br />
18 Zum Stichwort Oligopolrenten ist aus politischer Perspektive anzumerken, daß ihre häufig unterstellte<br />
Zurechnung auf die inländische Wohlfahrt in einer Welt mobiler VermögenseigentümerInnen a priori als<br />
problematisch erscheint. Solange über ihre Verteilung nichts ausgesagt wird. könnten sie in Teilen aber<br />
auch <strong>für</strong> staatliche Gewinnsteuern oder z.B. höhere Sozialstandards <strong>für</strong> die inländischen<br />
ArbeitnehmerInnen stehen.