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[PDF] Skinheads und Rechtsextremismus (2001) - Jugendarbeit.ch

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e<strong>ch</strong>tsextremistis<strong>ch</strong>er bzw. fremdenfeindli<strong>ch</strong>er Straftäter hat in bezug auf entspre<strong>ch</strong>end motivierte<br />

Gewalttäter in no<strong>ch</strong> größerem Maße Gültigkeit. Eine Erklärung wird darin gesehen, dass in Hauptoder<br />

Sonders<strong>ch</strong>ulen na<strong>ch</strong> wie vor überwiegend S<strong>ch</strong>üler aus Milieus mit niedrigerem sozialen Status<br />

vertreten sind. Diesen Milieus messen die Fors<strong>ch</strong>er eine tendenziell höhere Akzeptanz au<strong>ch</strong><br />

körperli<strong>ch</strong>er Gewalt bei. Außerdem müssten Personen mit niedriger oder gänzli<strong>ch</strong> fehlender<br />

Qualifikation am ehesten um ihren Arbeitsplatz für<strong>ch</strong>ten, Migranten viel unmittelbarer als<br />

Konkurrenten um Arbeit oder Wohnungen erleben. Sie verfügten zuglei<strong>ch</strong> in materieller <strong>und</strong><br />

infrastruktureller Hinsi<strong>ch</strong>t über die s<strong>ch</strong>le<strong>ch</strong>testen Mögli<strong>ch</strong>keiten der Problembewältigung.<br />

o Der bei Willms u.a. relativierte Erklärungswert des Faktors Arbeitslosigkeit wird hinsi<strong>ch</strong>tli<strong>ch</strong><br />

Gewalttätern bestätigt. Die untersu<strong>ch</strong>ten Gewalttäter befanden si<strong>ch</strong> zum ganz überwiegenden Teil<br />

zum Zeitpunkt der Tat in Ausbildungs- oder Arbeitverhältnissen; faktis<strong>ch</strong>e Arbeitslosigkeit an si<strong>ch</strong><br />

stelle also ni<strong>ch</strong>t die ents<strong>ch</strong>eidende Variable im Hinblick auf Gewalttaten dar.<br />

o Zentrale Bedeutung bei der Entstehung <strong>und</strong> Ausführung von Straftaten haben situative Interaktionen<br />

der Beteiligten innerhalb der eigenen Gruppe <strong>und</strong> mit anderen Gruppen oder Personen. Als objektive<br />

Faktoren, die in unters<strong>ch</strong>iedli<strong>ch</strong>er Kombination zur Eskalation beitragen, können genannt werden:<br />

ß vorhandene Vorurteile gegenüber Ausländern oder anderen als fremd oder bedrohli<strong>ch</strong><br />

empf<strong>und</strong>enen Gruppen,<br />

ß Reaktion auf selbst erfahrene Provokationen,<br />

ß Su<strong>ch</strong>e na<strong>ch</strong> Anerkennung in <strong>und</strong> Zugehörigkeit zu einer Gruppe,<br />

ß gr<strong>und</strong>sätzli<strong>ch</strong>e Gewaltbereits<strong>ch</strong>aft oder Lust auf Gewalt,<br />

ß oft erhebli<strong>ch</strong>er Alkoholkonsum.<br />

Heitmann-Studie<br />

Der Vollständigkeit halber sei an dieser Stelle hingewiesen auf eine explizit auf Skins fokussierte<br />

empiris<strong>ch</strong>e Studie (Heitmann). Allerdings ergeben si<strong>ch</strong> Zweifel an der Aussagekraft der Studie, bei der nur<br />

406 von 8.000 verteilten Fragebögen ausgefüllt wurden. Wennglei<strong>ch</strong> andere Formen der Erhebung<br />

<strong>und</strong>ur<strong>ch</strong>führbar gewesen sein mögen, wird deutli<strong>ch</strong>, dass die 5% der befragten <strong>Skinheads</strong>, die einen 14<br />

Seiten <strong>und</strong> 69 Fragen umfassenden Fragebogen ausgefüllt haben, für die Skinhead-Szene insgesamt<br />

untypis<strong>ch</strong> sind. Nur so erklärt si<strong>ch</strong> beispielsweise der in der Studie festgestellte geringe Unters<strong>ch</strong>ied zur<br />

Gesamtpopulation der Jugendli<strong>ch</strong>en bei den Bildungsabs<strong>ch</strong>lüssen (z.B. haben dana<strong>ch</strong> 24,9 % der<br />

antwortenden <strong>Skinheads</strong> Abitur).<br />

Die Struktur <strong>und</strong> Zusammensetzung der übrigen 95%, die ni<strong>ch</strong>t antworteten, bleibt im Dunklen. Fragen,<br />

etwa ob diese ihre viellei<strong>ch</strong>t fremdenfeindli<strong>ch</strong>e oder re<strong>ch</strong>tsextremistis<strong>ch</strong>e Einstellung verbergen wollten<br />

oder zum Ausfüllen des Bogens ni<strong>ch</strong>t willens oder in der Lage waren, bleiben unbeantwortet.<br />

Vor dem Hintergr<strong>und</strong> des - wie insgesamt deutli<strong>ch</strong> wurde - nur geringen empiris<strong>ch</strong>en Wissens über<br />

<strong>Skinheads</strong> ist aus der Si<strong>ch</strong>t des Verfassungss<strong>ch</strong>utzes umso mehr das Hauptaugenmerk auf die<br />

»programmatis<strong>ch</strong>en« Bestrebungen der Drahtzieher, insbesondere der in dieser Jugendszene<br />

engagierten <strong>und</strong> organisierenden »Medienindustriellen« zu ri<strong>ch</strong>ten. Dies gilt vor allem dort, wo<br />

Fremdenfeindli<strong>ch</strong>keit, Gewaltverherrli<strong>ch</strong>ung <strong>und</strong> re<strong>ch</strong>tsextremistis<strong>ch</strong>e Ideologieelemente die Skinkultur<br />

prägen <strong>und</strong> prägen sollen.<br />

3 Aktuelle Skinhead-Szene<br />

3.1 Allgemeine Charakterisierung<br />

Die Skinhead-Szene ist selbständiger Teil einer weitrei<strong>ch</strong>enden Jugendkultur, die si<strong>ch</strong> vom<br />

gesells<strong>ch</strong>aftli<strong>ch</strong>en Konsens abgewandt <strong>und</strong> eigenständige »Standards« entwickelt hat, wie<br />

Kleidungsaccessoires, zum Teil mit neuheidnis<strong>ch</strong>-germanis<strong>ch</strong>en Elementen, wie Kommunikationsmittel<br />

(Fanzines) <strong>und</strong> als Hauptmerkmal eigene Musikstilmittel.<br />

Die Zahl der re<strong>ch</strong>tsextremistis<strong>ch</strong>en <strong>Skinheads</strong> in Nordrhein-Westfalen kann ni<strong>ch</strong>t eindeutig bestimmt<br />

werden, grobe Eins<strong>ch</strong>ätzungen sind nur insoweit mögli<strong>ch</strong>, wie diese dur<strong>ch</strong> re<strong>ch</strong>tsextremistis<strong>ch</strong> motivierte<br />

Straftaten (u. a. Verwenden von NS-Symbolik, Volksverhetzung, Gewalttaten gegen ausländis<strong>ch</strong>e<br />

Mitbürger) auffällig wurden. Re<strong>ch</strong>net man no<strong>ch</strong> diejenigen Personen hinzu, die si<strong>ch</strong> ni<strong>ch</strong>t nur im<br />

Skinheadberei<strong>ch</strong>, sondern au<strong>ch</strong> mehr oder minder regelmäßig im Berei<strong>ch</strong> neonazistis<strong>ch</strong>er Gruppierungen<br />

oder re<strong>ch</strong>tsextremistis<strong>ch</strong>en Organisationen - wie der NPD - betätigen, dürfte die Zahl bei ca. 700<br />

Personen anzusiedeln sein.<br />

Die jüngeren Entwicklungen der lange Zeit relativ homogenen Skinhead-Kultur sind - au<strong>ch</strong> als Folge<br />

sozialer Ä<strong>ch</strong>tung sowie staatli<strong>ch</strong>er Exekutivmaßnahmen <strong>und</strong> Indizierungen seitens der B<strong>und</strong>esprüfstelle<br />

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