[PDF] Skinheads und Rechtsextremismus (2001) - Jugendarbeit.ch
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S<strong>ch</strong>werpunkt.<br />
Skinhead-Konzerte üben na<strong>ch</strong> wie vor eine große Sogwirkung auf die Skinhead-Szene aus. Na<strong>ch</strong>dem die<br />
Konzerte mit Beteiligung re<strong>ch</strong>tsextremistis<strong>ch</strong>er Bands auf Gr<strong>und</strong> staatli<strong>ch</strong>er Gegenmaßnahmen 1994<br />
verstärkt ins Ausland verlegt wurden, zeigt die Bilanz ab 1995 wiederum einen deutli<strong>ch</strong>en Anstieg in<br />
Deuts<strong>ch</strong>land. Die Organisatoren der Konzerte reagierten mit konspirativen Verhaltensweisen auf<br />
befür<strong>ch</strong>tete Exekutivmaßnahmen. Sie meldeten häufig die Konzerte bei den zuständigen Behörden ni<strong>ch</strong>t<br />
mehr als sol<strong>ch</strong>e an, sondern gaben sie unverfängli<strong>ch</strong> als private Feiern aus. Die Veranstaltungstermine<br />
wurden nur »Insidern« kurzfristig mitgeteilt. Die Veranstaltungsorte, bei denen es si<strong>ch</strong> bevorzugt um<br />
Privatgr<strong>und</strong>stücke handelte, wurden vorab meist ni<strong>ch</strong>t bekannt gegeben, sondern es wurden ledigli<strong>ch</strong><br />
Treffpunkte mitgeteilt. Von dort leiteten die Organisatoren die anreisenden Teilnehmer zu den eigentli<strong>ch</strong>en<br />
Veranstaltungs- bzw. Auswei<strong>ch</strong>orten, die in ländli<strong>ch</strong>en Gegenden lagen. Ni<strong>ch</strong>t selten werden<br />
Veranstaltungsorte von ni<strong>ch</strong>t als Neonazis erkennbaren Personen für »Familienfeiern« angemietet. In<br />
letzter Zeit wird der Kreis derjenigen, die von Skinhead-Konzerten frühzeitig Kenntnis erlagen, no<strong>ch</strong><br />
stärker eingegrenzt. Au<strong>ch</strong> benennen die Organisatoren vielfa<strong>ch</strong> im Vorfeld bewusst mehrere<br />
Veranstaltungsorte in anderen B<strong>und</strong>esländern. Die Besu<strong>ch</strong>er erhalten dann erst während ihrer Anreise<br />
über Handys oder an zuvor festgelegten Treffpunkten (z. B. Tankstellen, Autobahnraststätten)<br />
Informationen zum eigentli<strong>ch</strong>en Veranstaltungsort.<br />
In der Regel jedo<strong>ch</strong> handelt es si<strong>ch</strong> bei den Skinhead-Konzerten ni<strong>ch</strong>t um re<strong>ch</strong>tsextremistis<strong>ch</strong>e<br />
K<strong>und</strong>gebungen, sondern in erster Linie um die Musikveranstaltungen einer spezifis<strong>ch</strong> jugendli<strong>ch</strong>en,<br />
allerdings weitgehend geä<strong>ch</strong>teten Subkultur mit allerdings starken Bezügen zum <strong>Re<strong>ch</strong>tsextremismus</strong>.<br />
Strafbare Handlungen sind damit ni<strong>ch</strong>t zwangsläufig verb<strong>und</strong>en. Denno<strong>ch</strong> kommt es zuweilen während<br />
<strong>und</strong> na<strong>ch</strong> Konzerten zu Gewalttätigkeiten. Im Umfeld von Konzerten werden häufig Propagandamaterial,<br />
wie z.B. T-Shirts, Fahnen, Anstecker u.a. mit re<strong>ch</strong>tsextremistis<strong>ch</strong>en Symbolen verteilt <strong>und</strong> CD's sowie<br />
Demo-Tapes mit re<strong>ch</strong>tsextremistis<strong>ch</strong>en Texten angeboten.<br />
Skinhead-Konzerte in Nordrhein-Westfalen<br />
Seit 1999 wurden in Nordrhein-Westfalen folgende Skinhead-Konzerte bekannt:<br />
1999<br />
13. März im Ho<strong>ch</strong>sauerlandkreis ca. 50 Teilnehmer, Bands ni<strong>ch</strong>t bekannt<br />
10. April in Arnsberg ca. 70 Teilnehmer, u. a. mit den Bands »Weiße Wölfe«,<br />
»Reinheitsgebot«,<br />
»Oidoxie«<br />
14. Mai im Berei<strong>ch</strong> Mön<strong>ch</strong>engladba<strong>ch</strong> ca. 200 Teilnehmer, u. a. mit »Oidoxie«<br />
4. September in Düsseldorf-Benrath ca. 150 Teilnehmer, u. a. mit »Rabauken«<br />
9. Oktober in Moers ca. 180 Teilnehmer, u. a. mit »Weiße Wölfe«, »Oidoxie«<br />
2000<br />
19. März in Velbert ca. 50 Teilnehmer, u. a. mit »Oidoxie«<br />
25. März in Hamm-Heessen ca. 230 Teilnehmer, u. a. mit »Oidoxie«, »Weiße Wölfe«<br />
15. April in Lotte-Halen, Kreis Steinfurt ca. 250 Teilnehmer, u. a. mit »Oidoxie«<br />
2. September in Siegen-Weidenau zeitweise ca. 70 Teilnehmer, u. a. mit »Oidoxie«, »Weiße Wölfe«<br />
Ein Verglei<strong>ch</strong> der Anzahl der b<strong>und</strong>esweit dur<strong>ch</strong>geführten Skinhead-Konzerte (<strong>und</strong> sonstigen<br />
Musikveranstaltungen) mit der Anzahl der in Nordrhein-Westfalen stattgef<strong>und</strong>enen Konzerte zeigt, dass<br />
der prozentuale Anteil von Konzerten in Nordrhein-Westfalen, insbesondere im Hinblick auf die<br />
Bevölkerungszahl, nur relativ gering ist. Darüber hinaus muss festgestellt werden, dass die Skinhead-<br />
Bands aus Nordrhein-Westfalen zum weitaus größten Teil in den neuen Ländern aufgetreten sind.<br />
Gewalttätige Gegenaktionen bei Auflösung von Skinhead-Konzerten<br />
Es mehren si<strong>ch</strong> Hinweise aus der re<strong>ch</strong>tsextremistis<strong>ch</strong>en Skinhead-Szene, dass bei der Auflösung von<br />
Skinhead-Konzerten künftig mit gewalttätigem Widerstand gere<strong>ch</strong>net werden muss. Dies gilt insbesondere<br />
für von ehemaligen Mitgliedern der am 14. September 2000 verbotenen neonazistis<strong>ch</strong>en »Blood and<br />
Honour«-Gruppierung organisierte Konzerte. Das Verbot von »Blood and Honour« wird als willkürli<strong>ch</strong>e,<br />
staatli<strong>ch</strong>e Repression, als Zensur einer Musikri<strong>ch</strong>tung, gewertet. Bereits bei der Auflösung von zwei<br />
Skinhead-Konzerten in Niedersa<strong>ch</strong>sen am 31. Juli <strong>und</strong> 23. September 2000 war eine aggressive<br />
Gr<strong>und</strong>stimmung unter den Konzertbesu<strong>ch</strong>ern feststellbar. Es gibt Hinweise darauf, dass in der Szene<br />
künftig gewalttätige Auseinandersetzungen mit der Polizei einkalkuliert werden bzw. man einer<br />
Konfrontation mit der Polizei ni<strong>ch</strong>t aus dem Wege gehen will.<br />
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