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[PDF] Skinheads und Rechtsextremismus (2001) - Jugendarbeit.ch

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stürmt den Rei<strong>ch</strong>stag, räu<strong>ch</strong>ert sie aus,<br />

ma<strong>ch</strong>t der Rattenbande den Garaus.«<br />

Weitere Titel ri<strong>ch</strong>ten si<strong>ch</strong> in volksverhetzender <strong>und</strong> mens<strong>ch</strong>envera<strong>ch</strong>tender Form gegen Ausländer <strong>und</strong><br />

Juden. In dem Lied »Niemals...« heißt es u. a. im Refrain:<br />

»Irgendwer wollte den Niggern erzählen,<br />

sie hätten hier das freie Re<strong>ch</strong>t zu wählen.<br />

Das haben sie au<strong>ch</strong>,<br />

Strick um den Hals oder Kugel in den Bau<strong>ch</strong>.«<br />

In dem Titelsong »Ran an den Feind« wird zum Kampf gegen Israel aufgerufen. Hier heißt es u. a.:<br />

»Kameraden, Kameraden,<br />

es lautet der Befehl,<br />

ran an den Feind, ran an den Feind,<br />

Bomben auf Israel ...«<br />

»Hört ihr die Motoren singen,<br />

ran an den Feind,<br />

Bomben, Bomben, Bomben auf Israel ...«<br />

3.2 Konzerte <strong>und</strong> Bands<br />

3.2.1 Skinhead-Musik<br />

Skinhead-Musik ist von dumpfen, s<strong>ch</strong>li<strong>ch</strong>ten Melodien <strong>und</strong> harten, s<strong>ch</strong>nellen <strong>und</strong> stakkatoartigen<br />

Rhythmen geprägt. Sie ist extrem laut <strong>und</strong> aggressiv, die Texte der einheimis<strong>ch</strong>en Bands sind Deuts<strong>ch</strong>.<br />

Die Skinhead-Musik in ihrer Gesamtheit wirkt vor allem als Integrations- <strong>und</strong> Aggressionsfaktor. Da der<br />

Szene weitgehend organisatoris<strong>ch</strong>e Strukturen fremd sind <strong>und</strong> oft nur lose Zirkel existieren, bieten<br />

insbesondere Konzertveranstaltungen die Mögli<strong>ch</strong>keit, zusammenzukommen <strong>und</strong> si<strong>ch</strong> gemeinsam zu<br />

artikulieren <strong>und</strong> das Gemeins<strong>ch</strong>aftsgefühl zu stärken. Dies gilt au<strong>ch</strong> für die gemeinsamen Treffen von<br />

Skinhead-Zirkeln bestimmter Regionen, die häufig au<strong>ch</strong> in Privatwohnungen von <strong>Skinheads</strong> stattfinden.<br />

Die mögli<strong>ch</strong>e Wirkung der »Musik als Mittel der Indoktrination« darf ni<strong>ch</strong>t verkannt werden. Die mittels<br />

Tonträger vertriebenen Lieder werden bei man<strong>ch</strong>en Konzertauftritten zum Teil dur<strong>ch</strong> eine besondere Art<br />

der Darstellung (wie z.B. dur<strong>ch</strong> Ausführen des Hitlergrußes, S<strong>ch</strong>wenken der Rei<strong>ch</strong>skriegsflagge) zur<br />

ideologis<strong>ch</strong>-propagandistis<strong>ch</strong>en Interaktion mit der Zuhörers<strong>ch</strong>aft dargeboten.<br />

Inhaltli<strong>ch</strong> rüde <strong>und</strong> in brutaler Weise gewaltdarstellende Liedtexte sowie die von hartem Rhythmus<br />

gepeits<strong>ch</strong>te primitive Musik (»drei Harmonien für einen Song rei<strong>ch</strong>en«) vermögen beim unkritis<strong>ch</strong>en <strong>und</strong><br />

prädisponierten Hörer eine aggressive Stimmung hervorzurufen, wel<strong>ch</strong>e mögli<strong>ch</strong>erweise dazu animiert,<br />

die dur<strong>ch</strong> die Texte transportierte Brutalität au<strong>ch</strong> in die Tat umzusetzen.<br />

Zwis<strong>ch</strong>en den Bands <strong>und</strong> ihren Zuhörern besteht häufig eine Art »Arbeitsteilung« mit der Maßgabe, dass<br />

die Bands bestimmte Textpassagen an das Auditorium abgeben. Während z.B. die Band vorgibt »ma<strong>ch</strong>en<br />

die Straßen« soll die letzte Textpassage, nämli<strong>ch</strong> »türkenfrei« dur<strong>ch</strong> die Zuhörers<strong>ch</strong>aft gesungen werden.<br />

So entsteht eine Art We<strong>ch</strong>selgesang, ein Gr<strong>und</strong>prinzip von Massenstimulation.<br />

3.2.2 Funktion der Skinhead-Konzerte für die Szene<br />

Der bereits in den Jahren 1995 <strong>und</strong> 1996 festgestellte Anstieg der dur<strong>ch</strong>geführten Skinhead-Konzerte<br />

setzte si<strong>ch</strong> bis 1998 fort. B<strong>und</strong>esweit fanden 1998 128 Skinhead-Konzerte, darüber hinaus 40<br />

Veranstaltungen mit eins<strong>ch</strong>lägig bekannten Liederma<strong>ch</strong>ern statt. Ein Rückgang der Skinhead-Konzerte ist<br />

ab 1999 zu verzei<strong>ch</strong>nen. Im Jahre 1999 fanden 109, von Januar bis Dezember 2000 73 Skinhead-<br />

Konzerte statt. Die Anzahl der Veranstaltungen mit re<strong>ch</strong>tsextremistis<strong>ch</strong>en Liederma<strong>ch</strong>ern ist s<strong>ch</strong>wankend.<br />

Während im Jahre 1999 nur no<strong>ch</strong> 30 derartiger Veranstaltungen stattfanden, stieg die Anzahl im Jahr<br />

2000 auf 35 Veranstaltungen an. Häufig bestreiten sie dabei das Beiprogramm zu Veranstaltungen<br />

politis<strong>ch</strong>er Organisationen. Etwa ein Drittel derartiger Veransaltungen wurden von der NPD bzw. der JN<br />

organisiert. Das »größte Konzert« dieser Art mit eins<strong>ch</strong>lägig bekannten Liederma<strong>ch</strong>ern fand am 27. Mai<br />

2000 in Passau statt. Anlässli<strong>ch</strong> des »2. Tag des nationalen Widerstandes« der NPD trat vor etwa 4.000<br />

bis 6.000 Besu<strong>ch</strong>ern u. a. der re<strong>ch</strong>tsextremistis<strong>ch</strong>e Liederma<strong>ch</strong>er Frank Rennicke auf.<br />

Der regionale S<strong>ch</strong>werpunkt von Skinhead-Konzerten liegt weiterhin in den neuen Ländern. Die Anzahl der<br />

Teilnehmer von Skinhead-Konzerten im Jahr 2000 ist im Verglei<strong>ch</strong> zu 1999 rückläufig. Unter<br />

Berücksi<strong>ch</strong>tigung der zum Teil stark s<strong>ch</strong>wankenden Angaben über die Besu<strong>ch</strong>erzahlen lag die<br />

dur<strong>ch</strong>s<strong>ch</strong>nittli<strong>ch</strong>er Teilnehmerzahl in der Zeit von Januar bis Dezember 2000 mit etwa 200 Personen unter<br />

der des Vorjahres (300). An etwa der Hälfte der Skinhead-Konzerte nahmen im genannten Zeitraum<br />

zwis<strong>ch</strong>en 60 <strong>und</strong> 150 Personen teil. Bei etwa jedem dritten Konzert kam es zu Straftaten, die meist im<br />

Berei<strong>ch</strong> der Propagandadelikte lagen. Nordrhein-Westfalen bildete bei den Konzerten keinen<br />

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