[PDF] Skinheads und Rechtsextremismus (2001) - Jugendarbeit.ch
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so z. B. Hitler-Anspra<strong>ch</strong>en an die SS <strong>und</strong> SA. Es gibt Anzei<strong>ch</strong>en dafür, dass »Napster« bemüht ist, diese<br />
Art von Nutzung künftig zu verhindern.<br />
3.1.9 Beispiele für Liedtexte<br />
Die in dieser Bros<strong>ch</strong>üre veröffentli<strong>ch</strong>ten Liedtexte sind im Interesse einer mögli<strong>ch</strong>st umfassenden<br />
Beri<strong>ch</strong>terstattung trotz der oftmals abs<strong>ch</strong>euli<strong>ch</strong>en Deutli<strong>ch</strong>keit mit aufgenommen worden. Dur<strong>ch</strong> eine<br />
kommentierte Darstellung au<strong>ch</strong> der drastis<strong>ch</strong>sten Ausprägungen des <strong>Re<strong>ch</strong>tsextremismus</strong> kann si<strong>ch</strong> den<br />
Leserinnen <strong>und</strong> Lesern der Zusammenhang zwis<strong>ch</strong>en einem vorurteilsgeladenen, rassistis<strong>ch</strong> geprägten<br />
Mens<strong>ch</strong>enbild <strong>und</strong> den si<strong>ch</strong> daraus unter Umständen ergebenden Auswirkungen ers<strong>ch</strong>ließen. Gerade an<br />
dem Beispiel des unverhohlenen Antisemitismus des Liedtextes »So ist er« der CD »Zillertaler<br />
Türkenjäger« (siehe Nr. 3.1.9.3) wird das besonders deutli<strong>ch</strong>.<br />
3.1.9.1 Veränderung der Liedtexte <strong>und</strong> Selbstdarstellung<br />
»Die Hälfte der Songs ist politis<strong>ch</strong>.« Diese bezei<strong>ch</strong>nende Aussage stammt von Mitgliedern der Band<br />
»Ervolk« (Interview mit »Europa Vorn« vom 15. Januar 1996), die mit ihrem ersten Album (»Im S<strong>ch</strong>utze<br />
des hellli<strong>ch</strong>ten Tages«) au<strong>ch</strong> mit Hilfe von »Europa Vorn« auf den »mit Hardrock <strong>und</strong> Oi-Produktionen gut<br />
bedienten nonkonformen Musikmarkt« drängte. Trotz oder gerade mit der Kommerzialisierung des<br />
Re<strong>ch</strong>tsrocks ist - unbes<strong>ch</strong>adet einer stromlinienförmigen Mäßigung - na<strong>ch</strong> wie vor von einem politis<strong>ch</strong>en,<br />
zum Teil re<strong>ch</strong>tsextremistis<strong>ch</strong>en Selbstverständnis der Akteure <strong>und</strong> re<strong>ch</strong>tsextremistis<strong>ch</strong>er Infiltration<br />
(tarnendes Kürzel: »Patriotismus«) auszugehen. Der Boden für Fremdenhass <strong>und</strong> Gewaltbereits<strong>ch</strong>aft mag<br />
bereitet sein, do<strong>ch</strong> na<strong>ch</strong> den Ressentiments soll bei der »Avantgarde« der Kult-Anhänger nun ein gewisser<br />
Esprit angespro<strong>ch</strong>en werden, denn:<br />
»erstens sind Ervolk-Texte ni<strong>ch</strong>t, wie bei man<strong>ch</strong>en anderen Re<strong>ch</strong>tsrockern, in Anatolis<strong>ch</strong>-Deuts<strong>ch</strong><br />
abgefasst (deuts<strong>ch</strong>e Spra<strong>ch</strong>', s<strong>ch</strong>were Spra<strong>ch</strong>'!), <strong>und</strong> zweitens ergeben sie au<strong>ch</strong> einen Sinn.«<br />
So beanspru<strong>ch</strong>t »Ervolk« im Vertriebskatalog von Europa Vorn (»Gegen roten <strong>und</strong> braunen Terror«) <strong>und</strong><br />
in den Interview-Aussagen ein politis<strong>ch</strong>es Programm:<br />
»Dieses Album soll das Paradoxe in unserer Welt vor Augen führen <strong>und</strong> zum Widerstand aufrufen.<br />
Wenn die deuts<strong>ch</strong>e Jugend ni<strong>ch</strong>t gegen die 'Endführer' aufsteht, wer soll es sonst tun? Das Land<br />
steuert auf sein Verderben zu, die meisten Re<strong>ch</strong>tsrocker kennen darauf nur Antworten wie Bier,<br />
Renees, Pogo. Das rei<strong>ch</strong>t ni<strong>ch</strong>t. Au<strong>ch</strong> dieser Wikingerkits<strong>ch</strong> hängt mir langsam zum Hals heraus.<br />
Bei uns ist das so: Die Hälfte der Songs sind politis<strong>ch</strong>, der Rest ist's ni<strong>ch</strong>t. Wir haben total<br />
eindeutige, patriotis<strong>ch</strong>e Lieder wie 'Deuts<strong>ch</strong>lands freie Jugend' oder 'Lied des Abgeordneten Dr.<br />
Altpartei'...<br />
Böhse Onkelz: Musikalis<strong>ch</strong> no<strong>ch</strong> immer klasse, aber Rückgrat haben die Jungs ni<strong>ch</strong>t. Große<br />
Klappe, nix dahinter. Sie krie<strong>ch</strong>en den Linken sehr konsequent in den Ars<strong>ch</strong>. Eine selbsternannte<br />
Kultband eben. ...<br />
Uns rei<strong>ch</strong>t die S<strong>ch</strong>eiße in dieser Gesells<strong>ch</strong>aft - Orwell lässt grüßen. Kollektiver<br />
Nationalmaso<strong>ch</strong>ismus <strong>und</strong> Selbsthass, linker Terror ... Die Re<strong>ch</strong>te ist die einzige Alternative.<br />
Deshalb engagiere i<strong>ch</strong> mi<strong>ch</strong> au<strong>ch</strong> politis<strong>ch</strong>. Ja, was die Texte angeht: Rockmusik ist natürli<strong>ch</strong><br />
prima zum Transportieren politis<strong>ch</strong>er Bots<strong>ch</strong>aften geeignet. ...<br />
Lasst Eu<strong>ch</strong> ni<strong>ch</strong>t unterkriegen, ihr werdet Ervolk <strong>und</strong> Erfolg haben! Geht wählen dieses Jahr,<br />
engagiert eu<strong>ch</strong>! Entma<strong>ch</strong>tet die volksfeindli<strong>ch</strong>e Reaktion <strong>und</strong> den neomarxistis<strong>ch</strong>en Multikulti-<br />
Wahnsinn! Wir werden uns übrigens in Kürze zum zweiten Mal per CD äußern, im Juli nehmen wir<br />
das Album 'Verfassungss<strong>ch</strong>mutzberi<strong>ch</strong>t' auf. ...«<br />
Ein Blick auf das Gros der Skinmusik-Produktionen in den vergangenen Jahren bestätigt die ebenso<br />
offensive wie lukrative Anpassung an die Entwicklung in Ri<strong>ch</strong>tung z.T. zwar au<strong>ch</strong> re<strong>ch</strong>tsextremistis<strong>ch</strong>er,<br />
aber mögli<strong>ch</strong>st ni<strong>ch</strong>t mehr strafbarer »Light«-Versionen. Ob si<strong>ch</strong> diese Tendenz zur Zurückhaltung bzw.<br />
zur Tarnung politis<strong>ch</strong>er Bots<strong>ch</strong>aften anstelle der bisherigen skin-typis<strong>ch</strong>en expliziten »Härte«<br />
(gewaltfixierter Fremdenhass u.a.) dur<strong>ch</strong>setzt, bleibt abzuwarten. Hinweise hierauf bieten jedenfalls viele<br />
Liedtexte. Andererseits gibt es au<strong>ch</strong> Produktionen, die wiederum Anzei<strong>ch</strong>en für einen mögli<strong>ch</strong>erweise<br />
entgegengesetzten Pendelauss<strong>ch</strong>lag (siehe Nr. 3.1.9.3, z.B. CD »Zillertaler Türkenjäger«) bieten. Es ist<br />
allerdings au<strong>ch</strong> dur<strong>ch</strong>aus denkbar, dass si<strong>ch</strong> auf längere Si<strong>ch</strong>t zwei Marktsegmente etablieren: die<br />
»light«-Versionen für den legalen Markt <strong>und</strong> die »Hardcore«-Produktionen für den illegalen <strong>und</strong><br />
s<strong>ch</strong>warzen Markt, bei dem die Gewinnspannen größer sind. Dies könnte trotz der Gefahr strafre<strong>ch</strong>tli<strong>ch</strong>er<br />
Verfolgung einen Anreiz zum Vertrieb sol<strong>ch</strong>er »Ware« bieten. Bei der künftigen Entwicklung dieser<br />
Marktsegmente dürfte der Effektivität staatli<strong>ch</strong>er Strafverfolgungsmaßnahmen eine hohe Bedeutung<br />
zukommen.<br />
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