[PDF] Skinheads und Rechtsextremismus (2001) - Jugendarbeit.ch
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S<strong>ch</strong>warzmarktes abgehobene Neuers<strong>ch</strong>einungen in professioneller, »anspre<strong>ch</strong>ender« Aufma<strong>ch</strong>ung<br />
(z.B. neuerdings CD »Herrenrasse« der Band »Ma<strong>ch</strong>t <strong>und</strong> Ehre«) mit 'härteren', eindeutig<br />
re<strong>ch</strong>tsextremistis<strong>ch</strong>en Inhalten auf den Markt kommen.<br />
Die soziale Ä<strong>ch</strong>tung sowie eine Welle der Indizierung der Lieder dur<strong>ch</strong> die B<strong>und</strong>esprüfstelle für<br />
jugendgefährdende S<strong>ch</strong>riften (siehe Nr. 4.2.1) haben für den kommerziellen Erfolg flexibler <strong>und</strong><br />
innovativer Skinmusik-Unternehmer eine neue Funktion erhalten. Dem Skin-Business ist an der Wahrung<br />
<strong>und</strong> Ausweitung der Absatzmögli<strong>ch</strong>keiten gelegen. So werden die neueren Skin-Liedtexte - z.T. mit<br />
anwaltli<strong>ch</strong>er Hilfe - ents<strong>ch</strong>ärft. Andererseits führt im »S<strong>ch</strong>warzmarkthandel« gerade die Ä<strong>ch</strong>tung <strong>und</strong><br />
(drohende) Indizierung dazu, die weitere Verbreitung <strong>und</strong> den Verkauf »unter dem Ladentis<strong>ch</strong>« auf Skin-<br />
Konzerten <strong>und</strong> Treffs (Mer<strong>ch</strong>andising) anzukurbeln. Hier kann von einem »Thrill« der Indizierung mit<br />
umsatzsteigernder Wirkung gespro<strong>ch</strong>en werden.<br />
3.1.4.2 Re<strong>ch</strong>tsextremistis<strong>ch</strong>e Komponenten<br />
Dort, wo si<strong>ch</strong> <strong>Re<strong>ch</strong>tsextremismus</strong> in einer zunehmend kommerzialisierten Skinmusik-Szene no<strong>ch</strong><br />
manifestiert, lässt er si<strong>ch</strong> in politis<strong>ch</strong>en Bots<strong>ch</strong>aften <strong>und</strong> in personellen Verfle<strong>ch</strong>tungen identifizieren:<br />
Politis<strong>ch</strong>e Bots<strong>ch</strong>aften<br />
Die offenbar aufgr<strong>und</strong> gesells<strong>ch</strong>aftli<strong>ch</strong>er <strong>und</strong> staatli<strong>ch</strong>er Ä<strong>ch</strong>tung dieses Phänomens einer jugendli<strong>ch</strong>en<br />
Subkultur zunä<strong>ch</strong>st eingetretene »Mäßigung« bedeutet ni<strong>ch</strong>t unbedingt eine Absage aller Akteure an<br />
re<strong>ch</strong>tsextremistis<strong>ch</strong>e Positionen <strong>und</strong> Zielsetzungen. Hieran ändern au<strong>ch</strong> kommerzielle Motive <strong>und</strong><br />
Professionalität des si<strong>ch</strong> seriös gebenden Skinmusik-Business ni<strong>ch</strong>ts. Die Bots<strong>ch</strong>aften werden hier<br />
oftmals verhaltener <strong>und</strong> mit anderen Stilmitteln latent transportiert. Faktis<strong>ch</strong> geht es in vielen Fällen na<strong>ch</strong><br />
wie vor um re<strong>ch</strong>tsextremistis<strong>ch</strong>e Beeinflussung einer jugendli<strong>ch</strong>en Subkultur mittels der spezifis<strong>ch</strong>en<br />
Ästhetik <strong>und</strong> den Ausdrucksformen der jugendli<strong>ch</strong>en Konsumenten. Vereinzelt gibt es inzwis<strong>ch</strong>en au<strong>ch</strong><br />
wieder 'härtere' Neuers<strong>ch</strong>einungen, mit denen au<strong>ch</strong> das Skandalbedürfnis der Öffentli<strong>ch</strong>keit re<strong>ch</strong>t gut<br />
bedient werden kann.<br />
Personelle Verfle<strong>ch</strong>tungen<br />
Au<strong>ch</strong> wenn die Skin-Kultur bisweilen als eine - zwar rebellis<strong>ch</strong>e, aber unpolitis<strong>ch</strong>e - jugendli<strong>ch</strong>e Subkultur<br />
wie andere au<strong>ch</strong> betra<strong>ch</strong>tet wird, lassen si<strong>ch</strong> partiell personelle Verfle<strong>ch</strong>tungen mit dem organisierten oder<br />
unstrukturierten <strong>Re<strong>ch</strong>tsextremismus</strong> feststellen. Die Masse der jugendli<strong>ch</strong>en Konsumenten von Skinmusik<br />
kann zwar ni<strong>ch</strong>t als Re<strong>ch</strong>tsextremisten bezei<strong>ch</strong>net werden, was eine bea<strong>ch</strong>tli<strong>ch</strong>e Gewaltbereits<strong>ch</strong>aft ni<strong>ch</strong>t<br />
auss<strong>ch</strong>ließt. Jedo<strong>ch</strong> gibt es derartige Verfle<strong>ch</strong>tungen insbesondere bei den Drahtziehern <strong>und</strong> Akteuren<br />
der Szene, die in Produktion, Marketing (z.B. über Fanzines) oder Vertrieb von Skin-Musik <strong>und</strong> oftmals<br />
zuglei<strong>ch</strong> im Berei<strong>ch</strong> re<strong>ch</strong>tsextremistis<strong>ch</strong>er Propaganda maßgebli<strong>ch</strong>e Funktionen innehaben.<br />
Von der Masse der jugendli<strong>ch</strong>en Konsumenten unters<strong>ch</strong>eiden si<strong>ch</strong> immer wieder entstehende lokale<br />
Cliquen <strong>und</strong> Szenen mit re<strong>ch</strong>tsextremistis<strong>ch</strong>em, insbesondere neonazistis<strong>ch</strong>em Bezug ihrer Akteure.<br />
Diese Szenen fungieren meist als jugendkulturelle peer-groups.<br />
Ein Großteil der re<strong>ch</strong>tsextremistis<strong>ch</strong>en <strong>Skinheads</strong> in sol<strong>ch</strong>en lokalen Szenen legt besonders dur<strong>ch</strong> seine<br />
rassistis<strong>ch</strong> motivierte Ausländer- <strong>und</strong> Judenfeindli<strong>ch</strong>keit sowie dur<strong>ch</strong> seinen Kampf für ein »sauberes<br />
Deuts<strong>ch</strong>land« (gegen gesells<strong>ch</strong>aftli<strong>ch</strong> oder politis<strong>ch</strong> von ihnen abgelehnte Gruppen wie »Linke«,<br />
Obda<strong>ch</strong>lose, etc.) klare neonazistis<strong>ch</strong>e Verhaltensmuster an den Tag. Die Feindbilder stimmen mit denen<br />
der Neonazis überein, wenn au<strong>ch</strong> ihre Weltans<strong>ch</strong>auung ni<strong>ch</strong>t in glei<strong>ch</strong>er Weise programmatis<strong>ch</strong>ideologis<strong>ch</strong><br />
gefestigt ist. Die Zuordnung von Einzelpersonen, die Feststellung von Zusammenhängen <strong>und</strong><br />
die Abklärung des neonazistis<strong>ch</strong>en Potentials der Skinhead-Szene erweist si<strong>ch</strong> vielfa<strong>ch</strong> als s<strong>ch</strong>wierig, weil<br />
eben die Skinhead-Subkultur keine einheitli<strong>ch</strong>e Gr<strong>und</strong>tendenz aufweist <strong>und</strong> von einer Abneigung gegen<br />
feste Strukturen geprägt ist. Eine Einbindung in re<strong>ch</strong>tsextremistis<strong>ch</strong>e, insbesondere neonazistis<strong>ch</strong>e<br />
Gruppierungen besteht daher nur selten. Trotzdem versu<strong>ch</strong>en diese Gruppierungen mehr <strong>und</strong> mehr, au<strong>ch</strong><br />
<strong>Skinheads</strong> für eine längerfristige politis<strong>ch</strong>e Mitarbeit zu gewinnen.<br />
Einzelne Re<strong>ch</strong>tsextremisten, insbesondere aus dem Umfeld der seit 1995 verbotenen Freiheitli<strong>ch</strong>en<br />
Deuts<strong>ch</strong>en Arbeiterpartei (FAP) sowie au<strong>ch</strong> aus NPD/JN-Kreisen (JN = Junge Nationaldemokraten)<br />
bemühen si<strong>ch</strong> um dieses Personenpotential (z.B. für die alljährli<strong>ch</strong> stattfindenden »Rudolf Heß-<br />
Demonstrationen«), indem sie szeneinterne Treffen organisieren <strong>und</strong> Skinhead-Konzerte veranstalten.<br />
Neonazis <strong>und</strong> andere Re<strong>ch</strong>tsextremisten bleiben ideologis<strong>ch</strong> - aber au<strong>ch</strong> finanziell - an dieser Szene<br />
interessiert.<br />
3.1.5 NPD, Neonazis <strong>und</strong> <strong>Skinheads</strong><br />
Die bis zum Einsetzen der Verbotsdiskussion von der NPD/JN angemeldeten Aufmärs<strong>ch</strong>e wurden - ni<strong>ch</strong>t<br />
nur vom äußeren Ers<strong>ch</strong>einungsbild her - zunehmend von Neonazis <strong>und</strong> <strong>Skinheads</strong> beherrs<strong>ch</strong>t.<br />
Spätestens seit der Übernahme des Parteivorsitzes von Udo Voigt 1996 kooperierte die NPD immer<br />
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