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[PDF] Skinheads und Rechtsextremismus (2001) - Jugendarbeit.ch

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fassen. Anders als in Großbritannien war für ihr Entstehen allerdings weniger die soziale Not<br />

auss<strong>ch</strong>laggebend, als vielmehr eine ausgeprägte Protesthaltung gegen vermeintli<strong>ch</strong>e gesells<strong>ch</strong>aftli<strong>ch</strong>e<br />

Missstände. Bereits damals wurden erste Übergriffe von <strong>Skinheads</strong> gegen »Linke« <strong>und</strong> Ausländer -<br />

vornehmli<strong>ch</strong> türkis<strong>ch</strong>e Staatsangehörige - bekannt.<br />

Bis Mitte der 80er Jahre verbreitete si<strong>ch</strong> die Skinhead-Bewegung im B<strong>und</strong>esgebiet <strong>und</strong> trat na<strong>ch</strong> außen<br />

dur<strong>ch</strong> gewalttätige Aktionen insbesondere bei Fußballspielen immer stärker in Ers<strong>ch</strong>einung. Seit der<br />

deuts<strong>ch</strong>en Vereinigung haben Skinhead-Zusammens<strong>ch</strong>lüsse gerade in den neuen Ländern erhebli<strong>ch</strong>en<br />

Zulauf. Dort bildete si<strong>ch</strong> ein S<strong>ch</strong>werpunkt härterer Skinhead-Gruppierungen wie z.B. Blood and Honour<br />

<strong>und</strong> Hammerskins. In NRW hat diese Szene eine geringere Bedeutung.<br />

2.2 Musikalis<strong>ch</strong>e Ursprünge<br />

Die <strong>Skinheads</strong> in Großbritannien ließen si<strong>ch</strong> maßgebli<strong>ch</strong> von Stilri<strong>ch</strong>tungen westindis<strong>ch</strong>er Einwanderer<br />

inspirieren. Weiße <strong>Skinheads</strong> <strong>und</strong> s<strong>ch</strong>warze »Rude-Boys« tanzten in den glei<strong>ch</strong>en Clubs gemeinsam zu<br />

den ekstatis<strong>ch</strong>en Rhythmen von Reggae (au<strong>ch</strong> Ska <strong>und</strong> Bluebeat genannt). Gerade Reggae setzte die<br />

<strong>Skinheads</strong> in Bewegung, weil er als »frei« galt. Die s<strong>ch</strong>warzafrikanis<strong>ch</strong>en Ursprünge des Reggae klangen<br />

zudem wesentli<strong>ch</strong> härter als die Reggae-Songs der siebziger Jahre z.B. mit Musikern wie Bob Marley. Die<br />

Gemeinsamkeiten von Farbigen <strong>und</strong> <strong>Skinheads</strong> dur<strong>ch</strong> einen übereinstimmenden Musikges<strong>ch</strong>mack<br />

endeten allerdings, als unter den jungen Farbigen der Rasta-Kult an Beliebtheit- gewann. Musikalis<strong>ch</strong>er<br />

Ausdruck war eine Verlangsamung der ursprüngli<strong>ch</strong>en Rhythmen, ein dumpfer Bass drängte die Ble<strong>ch</strong><strong>und</strong><br />

Trommelgewitter in den Hintergr<strong>und</strong>. Die Texte griffen häufig die »weiße Welt« an <strong>und</strong> drehten si<strong>ch</strong><br />

um spirituelle Rasta-Werte. Damit konnten si<strong>ch</strong> die <strong>Skinheads</strong> ni<strong>ch</strong>t mehr identifizieren. Viele stiegen auf<br />

rüdere Töne um <strong>und</strong> mixten aus s<strong>ch</strong>warzem Blue-Beat <strong>und</strong> weißem Punk-Rock eine neue Mis<strong>ch</strong>ung, die<br />

»Oi-Musik« (siehe Nr. 3.1.1 <strong>und</strong> 3.1.2).<br />

2.3 Fremdenfeindli<strong>ch</strong>keit <strong>und</strong> Gewalt<br />

Die Bereits<strong>ch</strong>aft, Gewalt anzuwenden, ist in der Skinhead-Szene stark ausgeprägt. Gewalt ist für<br />

<strong>Skinheads</strong> in erster Linie Selbstzweck, d.h. Ausdruck ihres von einem übersteigerten Männli<strong>ch</strong>keitswahn<br />

<strong>und</strong> einer »Just for fun«-Mentalität gekennzei<strong>ch</strong>neten Lebensgefühls. Sie ri<strong>ch</strong>tet si<strong>ch</strong> gegen Fremde,<br />

Asylbewerber, politis<strong>ch</strong> Andersdenkende <strong>und</strong> -in Deuts<strong>ch</strong>land - alles »Undeuts<strong>ch</strong>e«. In dieser Hinsi<strong>ch</strong>t<br />

besteht eine große Nähe zu den Feindbildern der Neonazis, von denen si<strong>ch</strong> <strong>Skinheads</strong> aber meistens<br />

dur<strong>ch</strong> geringere Politisierung unters<strong>ch</strong>eiden. Gewaltanwendung ist wesentli<strong>ch</strong>es »Artikulationsmittel« der<br />

<strong>Skinheads</strong> <strong>und</strong> ihr Bindeglied. <strong>Skinheads</strong> sind unbere<strong>ch</strong>enbar <strong>und</strong> s<strong>ch</strong>lagen in der Regel aus dem Stand<br />

zu, ohne Planungs- <strong>und</strong> Vorbereitungsphase. Häufig verstehen si<strong>ch</strong> <strong>Skinheads</strong> als »Oberpolizisten« <strong>und</strong><br />

meinen, Re<strong>ch</strong>t <strong>und</strong> Ordnung in ihre Hände nehmen zu müssen. Sie vollziehen, was na<strong>ch</strong> ihrer Meinung<br />

der Wille der Mehrheit ist. Und sie re<strong>ch</strong>nen fest mit breiter Unterstützung. Dieses Bewusstsein formt si<strong>ch</strong><br />

aus einer Mis<strong>ch</strong>ung von Gerü<strong>ch</strong>ten, Gesprä<strong>ch</strong>en <strong>und</strong> Medienberi<strong>ch</strong>ten.<br />

Na<strong>ch</strong> einer vom Landeskriminalamt vorgelegten Statistik ergab si<strong>ch</strong> in der Zeit vom 1. Januar 1998 bis 31.<br />

Dezember 2000 bei ca. 5.325 Personen der Verda<strong>ch</strong>t einer re<strong>ch</strong>tsextremistis<strong>ch</strong>en, fremdenfeindli<strong>ch</strong>en<br />

oder antisemitis<strong>ch</strong>en Straftat. R<strong>und</strong> 250 dieser Tatverdä<strong>ch</strong>tigen (ca. 4,7 %) sind na<strong>ch</strong> ihrem<br />

Ers<strong>ch</strong>einungsbild der <strong>Skinheads</strong>zene zuzuordnen. Unter den Tatverdä<strong>ch</strong>tigen sind ni<strong>ch</strong>t länger<br />

auss<strong>ch</strong>ließli<strong>ch</strong> junge Männer, sondern au<strong>ch</strong> 9 weibli<strong>ch</strong>e Personen.<br />

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