28.01.2013 Aufrufe

[PDF] Skinheads und Rechtsextremismus (2001) - Jugendarbeit.ch

[PDF] Skinheads und Rechtsextremismus (2001) - Jugendarbeit.ch

[PDF] Skinheads und Rechtsextremismus (2001) - Jugendarbeit.ch

MEHR ANZEIGEN
WENIGER ANZEIGEN

Sie wollen auch ein ePaper? Erhöhen Sie die Reichweite Ihrer Titel.

YUMPU macht aus Druck-PDFs automatisch weboptimierte ePaper, die Google liebt.

für jugendgefährdende S<strong>ch</strong>riften (BPjS) - gekennzei<strong>ch</strong>net dur<strong>ch</strong> eine innere Zersplitterung <strong>und</strong> teilweise<br />

Abspaltungen in andere Musikri<strong>ch</strong>tungen.<br />

Die innere Zersplitterung umfasst gegenläufige Tendenzen zum einen der Mäßigung <strong>und</strong> zum anderen<br />

der Vers<strong>ch</strong>ärfung.<br />

Insbesondere unter kommerziellen Gesi<strong>ch</strong>tspunkten war die Mäßigung die legale, die Vers<strong>ch</strong>ärfung die<br />

illegale Konsequenz. So ist eine Ents<strong>ch</strong>ärfung der Liedtexte hinsi<strong>ch</strong>tli<strong>ch</strong> strafbarer Inhalte (z.T. mit<br />

anwaltli<strong>ch</strong>er Hilfe) auf dem Skinmusikmarkt zu verzei<strong>ch</strong>nen, der allerdings ein konspiratives Auswei<strong>ch</strong>en<br />

des Vertriebs von Tonträgern mit 'härteren' Aussagen auf den S<strong>ch</strong>warzmarkt (Raubkopien,<br />

S<strong>ch</strong>warzpressung, Verkauf unter dem Ladentis<strong>ch</strong> <strong>und</strong> auf Flohmärkten, Handel bei Skinkonzerten <strong>und</strong><br />

Treffs, Auswei<strong>ch</strong>en der Produktion ins Ausland) gegenübersteht.<br />

Eine Folge gesells<strong>ch</strong>aftli<strong>ch</strong>er <strong>und</strong> staatli<strong>ch</strong>er Sanktionierung ist aber au<strong>ch</strong> die Abwanderung eines Teils<br />

jugendli<strong>ch</strong>er Musikkonsumenten etwa zur (textlosen <strong>und</strong> insoweit) unpolitis<strong>ch</strong>en Te<strong>ch</strong>no-Musik.<br />

Glei<strong>ch</strong>zeitig findet re<strong>ch</strong>tsextremistis<strong>ch</strong>e Indoktrination zunehmend in anderen, für entspre<strong>ch</strong>ende<br />

politis<strong>ch</strong>e Bots<strong>ch</strong>aften geeignet ers<strong>ch</strong>einenden Musik-Genres statt, die wiederum au<strong>ch</strong> in der Skin-Szene<br />

Anklang finden.<br />

Auffallend ist in diesem Zusammenhang, dass si<strong>ch</strong> eines der verbreitesten Skin-Fanzines wie »Nord<br />

Rock« zunehmend mit der »Black-Metal«-Musikri<strong>ch</strong>tung bes<strong>ch</strong>äftigt. Dies ma<strong>ch</strong>t das Bemühen deutli<strong>ch</strong>,<br />

au<strong>ch</strong> in diesem Berei<strong>ch</strong> Fuß zu fassen. Es ist jedo<strong>ch</strong> zu betonen, dass zur Zeit nur ein geringer Teil der<br />

»Black-Metal«-Szene re<strong>ch</strong>tsextremistis<strong>ch</strong> beeinflusst bzw. geprägt ist.<br />

Diese sehr fluktuierende Musikszene bes<strong>ch</strong>reibt die NRW-Skinheadband »Barking Dogs« in<br />

einem Interview mit »Rock Nord« zutreffend wie folgt:<br />

»Die Musikszene ist so mit Bands überflutet, dass es s<strong>ch</strong>wer ist, aus dieser Masse<br />

herauszuste<strong>ch</strong>en ... Die meisten Gruppen sind eh nur Projekte oder Eintagsfliegen ...«<br />

3.1.1 Wandel der äußeren Ers<strong>ch</strong>einung<br />

Die Anzahl der si<strong>ch</strong> dur<strong>ch</strong> die äußerli<strong>ch</strong>e Ers<strong>ch</strong>einung zur Skinhead-Szene bekennenden Jugendli<strong>ch</strong>en<br />

geht weiter zurück. Anhänger der Skinhead-Szene sind zunehmend auf Te<strong>ch</strong>no-Parties (sog. Raves)<br />

anzutreffen. Die hämmernde <strong>und</strong> stampfende Te<strong>ch</strong>no-Musik wird au<strong>ch</strong> bei diesen Jugendli<strong>ch</strong>en immer<br />

beliebter. Selbst als »Glatzen« fallen sie in diesen Kreisen ni<strong>ch</strong>t auf, da es allgemein Mode ist, als »Glatze«<br />

bei den sog. »Raves« zu ers<strong>ch</strong>einen. Darüber hinaus ist in der gegenwärtigen Szene festzustellen,<br />

dass viele Skins wieder zu den Anfängen ihrer Bewegung tendieren. Das bedeutet, dass diese politis<strong>ch</strong><br />

völlig desinteressiert sind <strong>und</strong> si<strong>ch</strong> der Ska- bzw. Reggae-Musik zuwenden, mithin eine Abkehr vom<br />

bisherigen Kerngehalt der »Oi«-Musik (»strength-through-joy«/»Kraft dur<strong>ch</strong> Froide«) zu verzei<strong>ch</strong>nen ist.<br />

Offensi<strong>ch</strong>tli<strong>ch</strong>e Parallelen zur Punk-Bewegung zeigen si<strong>ch</strong> teilweise in einem gelegentli<strong>ch</strong> friedli<strong>ch</strong>en<br />

Miteinander, das <strong>Skinheads</strong> <strong>und</strong> Punker heutzutage demonstrieren. Entspre<strong>ch</strong>ende Musik-Sampler mit<br />

dem Titel »Punks <strong>und</strong> Skins united« sind s<strong>ch</strong>on auf dem Markt. Au<strong>ch</strong> die »Chaos-Tage« von Hannover im<br />

August 1995 nahmen viele »Glatzen« - neben »Re<strong>ch</strong>ten« <strong>und</strong> Neonazis - zum Anlass, als »getarnte<br />

Punker« aufzutreten <strong>und</strong> gemeinsam »gegen die Bullen zu kämpfen«, wenn es au<strong>ch</strong> - getreu dem bisherigen<br />

Feindbild - vereinzelte S<strong>ch</strong>lägereien mit den »e<strong>ch</strong>ten Punkern« gab. Die simple Glei<strong>ch</strong>ung: Glatze +<br />

Doc-Martens-Stiefel + Bomberjacke = Skinhead gilt also - genauso wenig wie die Glei<strong>ch</strong>ung: Skinhead =<br />

Re<strong>ch</strong>tsextremist - ni<strong>ch</strong>t in jedem Fall.<br />

Diese Entwicklung lässt si<strong>ch</strong> u.a. mit dem in den letzten Jahren stark angewa<strong>ch</strong>senen Druck der Si<strong>ch</strong>erheitsbehörden<br />

<strong>und</strong> der Öffentli<strong>ch</strong>keit erklären. Offenbar haben die <strong>Skinheads</strong> auf Gr<strong>und</strong> ihres<br />

aggressiven Verhaltens unter den Jugendli<strong>ch</strong>en wenig Resonanz gef<strong>und</strong>en bzw. Ablehnung<br />

hervorgerufen.<br />

3.1.2 Vers<strong>ch</strong>iedene Typen von <strong>Skinheads</strong><br />

Obwohl si<strong>ch</strong> die Subkultur der <strong>Skinheads</strong> wandelt bzw. si<strong>ch</strong> in ihren Ers<strong>ch</strong>einungsformen ni<strong>ch</strong>t mehr an<br />

die »reine Lehre« hält, lassen si<strong>ch</strong> die traditionell herausgebildeten Idealtypen (von denen konkrete<br />

Personen, wie oben bes<strong>ch</strong>rieben, abwei<strong>ch</strong>en können) wie folgt <strong>ch</strong>arakterisieren:<br />

»Skinhead« oder kurz: »Skin«<br />

Wörtli<strong>ch</strong> übersetzt: Hautkopf. Als Skinhead wird ein Jugendli<strong>ch</strong>er oder junger Erwa<strong>ch</strong>sener bezei<strong>ch</strong>net,<br />

dessen auffälligstes Merkmal der kahl rasierte S<strong>ch</strong>ädel ist. Zur szenetypis<strong>ch</strong>en Kleidung gehören vor<br />

allem eine Bomberjacke (meist grün, blau oder s<strong>ch</strong>warz), s<strong>ch</strong>were, man<strong>ch</strong>mal mit Stahlkappen versehene<br />

Arbeitss<strong>ch</strong>uhe (z.B. Doc-Martens) <strong>und</strong> ho<strong>ch</strong>gekrempelte Jeans sowie Hosenträger (Braces). <strong>Skinheads</strong><br />

sind nur lose organisiert, vereinsähnli<strong>ch</strong>e Strukturen von <strong>Skinheads</strong> gibt es nur selten (Ausnahme: die<br />

mittlerweile in Deuts<strong>ch</strong>land verbotene Blood and Honour-Bewegung).<br />

13

Hurra! Ihre Datei wurde hochgeladen und ist bereit für die Veröffentlichung.

Erfolgreich gespeichert!

Leider ist etwas schief gelaufen!