Trauerkiste und Co - Dr. Dietmar Weixler
Trauerkiste und Co - Dr. Dietmar Weixler
Trauerkiste und Co - Dr. Dietmar Weixler
Erfolgreiche ePaper selbst erstellen
Machen Sie aus Ihren PDF Publikationen ein blätterbares Flipbook mit unserer einzigartigen Google optimierten e-Paper Software.
1.3.3 Projektmotivation <strong>Dietmar</strong> <strong>Weixler</strong><br />
Im Vorgang der Projektfindung, dem stummen Herumgehen im Palliativlehrgang mit einem<br />
Schild, auf dem die Themen des Interesses notiert waren, hatte ich auf mein Schild<br />
geschrieben: Humor.<br />
Manche lächelten bei der Begegnung mit mir <strong>und</strong> meinem Schild.<br />
Und die Kursteilnehmerinnen, die Kinder als Angehörige auf dem Schild stehen hatten, die<br />
lachten beim Aufeinandertreffen: <strong>und</strong> das war es! Das Lachen der Kindheit. Kinder lachen<br />
häufiger als Erwachsene, sie sind der Inbegriff des Lebendigen, des Chaotischen <strong>und</strong><br />
Unmittelbaren, des Echten, der Ungeschminktheit, des Wandelbaren, des Menschen in<br />
Entwicklung; neugierig, teilnehmend, kreativ <strong>und</strong> berührbar.<br />
Möglicherweise idealisiere ich. Kinder sind nicht nur w<strong>und</strong>erbar, sie können auch furchtbar<br />
lästig <strong>und</strong> störend sein, zu laut, zu wild, zu störrisch – aber alle „zu“ stehen immer in Bezug<br />
zu mir als Subjekt, das ist klar.<br />
Als Ältester von 3 Kindern, mit einem Bruder <strong>und</strong> einer Schwester hatte ich das Thema<br />
„Trennung“ im Alter von 9 Jahren anhand der Scheidung meiner Eltern erfahren, 2<br />
Halbschwestern kamen aus der neuen Beziehung meines Vaters – heute bin ich glücklich <strong>und</strong><br />
stolz, dass sie da sind.<br />
Als Kind war ich häufig im Krankenhaus, auch schon im Vorschulalter – ich erinnere mich an<br />
die stummen Begegnungen mit meinen Eltern durch die Glasscheibe des Isolationszimmers,<br />
in dem ich 3 Wochen meines Lebens dank einer Scharlacherkrankung verbracht habe. Es war<br />
naheliegend, später im Arztberuf daran zu denken, woher das Interesse an all diesen Themen<br />
rührte: Kranksein, Kindsein, Trennung, Isolation. Ich erinnere mich an<br />
Harnröhrenbougierungen im Wachzustand ohne jede Schmerzbehandlung, an Augen-<br />
Fremdkörperentfernungen in Lokalanästhesie, an mehrere Operationen in Allgemeinnarkose,<br />
an viele W<strong>und</strong>en <strong>und</strong> Unfälle, an Dissimulation <strong>und</strong> Simulation, allein an 3 Verkehrsunfälle<br />
im Kindesalter, an Mitleid <strong>und</strong> das, was ich später als sek<strong>und</strong>ären Krankheitsgewinn<br />
verstehen lernte.<br />
Mit Univ.-Doz. <strong>Dr</strong>. Franz Rosenmayr, dem Neuropädiater der Universitätskinderklinik<br />
begegnete ich dem Lehrer meines Studiums, es gab unzählige Gespräche <strong>und</strong> Famulaturen an<br />
seiner Abteilung. Damals wollte ich Kinderarzt werden. Während der Arbeitslosigkeit nach<br />
dem Studium nahm ich an der großen österreichischen Kinderunfallstudie des KfV teil <strong>und</strong><br />
führte in einem Jahr mit über 1200 Kindern, Müttern, Familien <strong>und</strong> Vätern Gespräche im<br />
Unfallkrankenhaus Meidling über Ursachen <strong>und</strong> Vermeidung von Unfällen. Nach der