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Trauerkiste und Co - Dr. Dietmar Weixler

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8. Gibt es Verhaltensauffälligkeiten bei Kindern, die auf unbewältigte Trauer<br />

zurückführen sind ?<br />

Gibt es bei Kindern psychische Störungen, die besonders beachtet werden müssen?<br />

<strong>Dietmar</strong> <strong>Weixler</strong><br />

Es gibt keine spezifischen Verhaltensauffälligkeiten, die gerade auf unbewältigte Trauer<br />

zurückzuführen sind (4).<br />

Jedes Kind reagiert so, wie es seiner augenblicklichen Verfassung <strong>und</strong> seinem Reifezustand<br />

entspricht (12). Das Kind verarbeitet einen Schock auf jene Weise, die seiner eigenen<br />

psychischen Struktur entspricht (12). Den idealen Verlauf der Trauerarbeit gibt es nicht, die<br />

Gleichzeitigkeit widerstreitender Gefühle (Schmerz, Sehnsucht, Schuld, Wut, Enttäuschung,<br />

Hoffnung) ist charakteristisch <strong>und</strong> zeigt sich bei Kindern wesentlich deutlicher als bei<br />

Erwachsenen (1). Die Reaktion eines Kindes auf das Sterben <strong>und</strong> den Tod einer nahen<br />

Bezugsperson hängt davon ab, zu welcher Zeit das Ereignis eingetreten ist: ob er plötzlich<br />

oder vorhersehbar war, ob das Kind auf den Tod vorbereitet werden konnte oder ob es davon<br />

überrascht worden ist; ob er es in einer Phase getroffen hat, wo es sich gut mit dem später<br />

Gestorbenen verstanden hat, oder in einer Phase, in der sie ihn aus allen Kräften bekämpften<br />

(12) (gleichgeschlechtlicher Elternteil, Rivalität/Eifersucht unter Geschwisterkindern). Nicht<br />

zu vernachlässigen ist die aktuell bestehende individuelle Situation des Kindes (1), die<br />

jeweilige aktuelle Entwicklungsproblematik (einerseits das vorherrschende individuelle<br />

Thema, abhängig von Alter <strong>und</strong> Reife: z.B. Vertrauen/Abhängigkeit, Konkurrenz,<br />

Individualisierung/Ablösung etc. – andererseits die unmittelbar aktuellen Umstände: z.B.<br />

Beginn des Schulbesuches, Geburt eines Geschwisters, Erkrankung). Anna Freud schreibt:<br />

„Der endgültige Ausgang ist einerseits vom Gesamtcharakter <strong>und</strong> der Persönlichkeit des<br />

Kindes, andererseits von der Gesamtheit der äußeren Umstände abhängig. Wie auf allen<br />

Gebieten des kindlichen Lebens entscheidet auch hier die Wechselwirkung zwischen äußeren<br />

<strong>und</strong> inneren Kräften, ob es zur normalen Weiterentwicklung, zu einer pathologischen<br />

Fehlentwicklung oder zu einer mehr oder weniger totalen Entwicklungshemmung kommt.“<br />

(6).<br />

Das sehr kleine Kind steht in Gefahr, die objektive Realität des Todes in der Sicht seiner<br />

eigenen phasenspezifischen Problematik zu sehen (12). Wesentlich in der Bewältigung eines<br />

kindlichen Traumas sind die Umstände, unter denen der Tod eines Kindesangehörigen eintritt<br />

(1). Extreme Belastungen für ein Kind sind interpersonelle Gewalt (Mord, Totschlag,<br />

„Familientragödien“ etc.) oder der gewaltsame <strong>und</strong> plötzliche Tod beider Elternteile, was als

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