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Trauerkiste und Co - Dr. Dietmar Weixler

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Als die Leute nach draußen gingen, schloss er sich an. Die Männer ließen den Kasten an Stricken in ein großes<br />

Loch. Er faltete die Hände, wie die anderen Leute das auch machten. Wie tief mochte das Loch wohl sein? Da<br />

hatten sie aber eine Menge zu graben gehabt! Er hätte es sich gerne genau angesehen. Aber die Leute standen so<br />

dicht vor ihm.<br />

Der Pfarrer betete <strong>und</strong> sagte, dass alles wieder zu Erde wird. Die Leute warfen Blumen <strong>und</strong> Erde in das Loch.<br />

Nachher würden die vier Männer wohl alles wieder zuschippen. Dann war es ein Grab. Opa Buschkes Grab.<br />

So war das also! Jetzt wusste er es. Leise schlich er zur Seite. Wie lang war der Weg zurück zur Halle! Er löste<br />

das Steckschloss vom Roller <strong>und</strong> fuhr nach Hause. Nicht besonders schnell, er musste nachdenken.<br />

Nein, er heulte nicht. Aber er hätte sich gerne mit jemand über das alles unterhalten. Von Mann zu Mann<br />

sozusagen. Zum Beispiel mit Opa Buschke (11).“<br />

In Gesprächen mit Eltern mache ich häufig die Erfahrung, dass es tatsächlich für viele nicht<br />

einfach ist, Kinder mit einer Selbstverständlichkeit zu Begräbnissen mitzunehmen oder ihre<br />

Wünsche, wie sie sich im Rahmen des Begräbnisses verabschieden möchten, ernst zunehmen<br />

<strong>und</strong> ihnen nachzugehen. Zu ungewöhnlich scheinen diese manchmal. Dabei erlebe ich gerade<br />

dann, wenn ein Kind gestorben ist <strong>und</strong> sich seine Fre<strong>und</strong>e eigene Rituale einfallen lassen, dass<br />

diese die betroffene Familie durch die Spontaneität <strong>und</strong> Echtheit sehr rühren <strong>und</strong> trösten.<br />

Offensichtlich fällt es schwer, unseren Kindern in diesem Bereich Kompetenz zuzutrauen.<br />

Wir möchten sie vor Schlimmem bewahren <strong>und</strong> schließen sie aber von Erfahrungen aus,<br />

anstatt sie mit ihnen zu teilen. Wenn ich mich darauf einlasse, im Umgang mit Abschied <strong>und</strong><br />

Trauer von Kindern zu lernen, finde ich es jedoch immer wieder lohnend.<br />

In dem Vertrauen, dass sie fähig sind, auf ihre Weise Abschied zu nehmen <strong>und</strong> mit<br />

entsprechender Begleitung sowie ehrlicher Beantwortung auftauchender Fragen gibt es keinen<br />

Gr<strong>und</strong>, Kinder, die das möchten, nicht bei Beerdigungen dabei sein zu lassen.<br />

Literatur<br />

(1) Fässler-Weibel P., Herdina P.F., Rosenmayr F., Waldenmayer M.: Expertengespräch:<br />

Bedürfnisse von Kindern im Umgang mit dem Tod wichtiger Bezugspersonen;<br />

Wien, Kardinal-König-Haus, 8.12.2002<br />

(2) Fässler-Weibel Peter, 6. Interdisziplinärer Palliativlehrgang, Wien, Kardinal-König-<br />

Akademie, Vortrag am 13.3.2002<br />

(3) Jülicher J.: Es wird alles wieder gut, aber nie mehr wie vorher; Echter Verlag, 3.<br />

Auflage, Würzburg, 1999, Seite 83<br />

(4) Hanisch H.: Nichts für Kinder; in: Steinwede D.: Tod <strong>und</strong> Leben – erzählen <strong>und</strong>

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