Trauerkiste und Co - Dr. Dietmar Weixler
Trauerkiste und Co - Dr. Dietmar Weixler
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sichtbaren Betroffenheit führt, es jedoch bei einem ungleich geringfügigerem Anlass zu einem<br />
Affektausbruch kommt (z.B. beim Tod des Meerschweinchens)(nach G. Bogyi, 1).<br />
Der seelische Schmerz nach dem Tod eines Angehörigen kann auch bei Kindern körperlichen<br />
Ausdruck finden: Schmerzen, Ess- <strong>und</strong> Verdauungsstörungen, Schlafstörungen, Bettnässen (1,<br />
8). Diese Störungen können auftreten <strong>und</strong> sind typischerweise kurz anhaltend, nur bei 3% von<br />
Geschwistern verstorbener Leukämiekinder konnten über längere Zeit emotionale Störungen<br />
nachgewiesen werden (17). Regression (Rückkehr) in frühere Entwicklungsstadien mit<br />
Einbußen von Fähigkeiten, Aufgeben von erreichten Entwicklungsschritten (Sprache, Stuhl-,<br />
Blasenkontrolle, soziale Anpassung), Probleme in Schule oder Kindergarten <strong>und</strong> alle anderen<br />
denkbaren sozialen Probleme (Rückzug, Gewaltakte, Delinquenz etc.) können auftreten, sind<br />
aber wie o.g. keine Reaktionen, die typisch für unbewältigte Trauer sind. Es seien besonders<br />
jene Fähigkeiten dazu disponiert, aufgegeben oder beeinträchtigt zu werden, die kurz vor dem<br />
belastenden Ereignis gewonnen werden konnten (11). Tod <strong>und</strong> Strafe werden bei kleinen<br />
Kindern häufig verknüpft, Todesängste bzw. Todeswünsche können auf unbewusste<br />
Schuldgefühle oder mangelnde Geborgenheit hinweisen (12). Beinahe alle typisch-kindlichen<br />
Verhaltensauffälligkeiten wie Daumenlutschen, Nägelkauen, Hautkratzen, Zähneknirschen<br />
etc. können auch nach kindlichen Todeserfahrungen auftreten, sie kommen jedoch auch<br />
infolge anderer Entwicklungsstörungen oder Traumata vor <strong>und</strong> geben daher keinen kausalen<br />
ätiologischen Hinweis. 3-5jährige flüchten in Phantasienwelten, angepasste Kinder<br />
„explodieren“ vor allem in der Pubertät (4). Die Phantasien könnten z.B. sein, dass die Eltern<br />
noch am Leben wären, aber verreist sind oder dass sich das Kind im Besitz magischer Kräfte<br />
weiß, <strong>und</strong> die Eltern wiederkommen, wenn bestimmte Vorraussetzungen hergestellt sind.<br />
Leist (12) sagt aus, dass in solchen Fällen notwendige Reifungsschritte blockiert werden<br />
können, wenn ein Kind diese Phantasien, die es häufig nicht mitteilt, hegt. Nach Bogyi (1) ist<br />
es therapeutisch wichtig, sich mit den Kindern in diese Phantasien zu begeben, gleichzeitig<br />
aber dennoch die Wahrheit nicht zu leugnen.<br />
Wir können einem Kind nur helfen, wenn wir sehr viel über seine augenblickliche<br />
Entwicklungsphase, mit den spezifischen Problemen innerhalb der Familie Bescheid wissen<br />
(12).<br />
Marielene Leist (12) stellt in Berufung auf Kliman (11) einen Katalog vor, der die Betreuer<br />
von Kindern dazu anleiten soll, welche Umstände oder Äußerungen des Kindes dazu führen<br />
sollten, unbedingt professionelle psychotherapeutische Hilfe einzubeziehen – dieser Katalog<br />
wurde erweitert (<strong>Weixler</strong>, Kursivschrift)