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Trauerkiste und Co - Dr. Dietmar Weixler

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Kinder uns ein. Häufig ergeben sich daraus Gespräche, z.B. wie denn das nun ist, wenn wir<br />

Fleisch essen, die zeitweise eine Wendung nehmen können, mit der wir uns nicht mehr so<br />

wohl fühlen. Ich denke an ein kleines Mädchen aus meinem Bekanntenkreis, die beim<br />

Weihnachtsessen (Forellen) in Tränen ausbrach <strong>und</strong> meinte „ich möchte, dass die Fische auch<br />

Weihnachten feiern können“. Sie konnten es offensichtlich nicht mehr <strong>und</strong> wir mussten ihr<br />

erklären, warum wir sie getötet hatten, auch auf die Gefahr hin, dass sie böse auf uns war.<br />

Einige St<strong>und</strong>en später hatte sie uns verziehen.<br />

Zwischen dem Tier am Bauernhof <strong>und</strong> dem Mittagessen steht ein Akt des Tötens, das Tier ist<br />

gestorben. Ein Baum muss gefällt werden, möchten wir sein Holz nutzen. Ein Haus wird<br />

abgerissen <strong>und</strong> ein neues gebaut. Kinder nehmen das wahr <strong>und</strong> erinnern uns daran. „Stirbt die<br />

Wolke, wenn es regnet ?“ (Vivian, 4 Jahre alt)<br />

„Kinder erleben den Tod … zwangsläufig im Bereich ihrer unmittelbaren Umwelt“…“Wenn<br />

Kinder dann nicht die Möglichkeit haben, mit Erwachsenen offen darüber zu sprechen, wenn<br />

sie nur das Unbehagen <strong>und</strong> ängstliches Zögern spüren, führt das bei ihnen zu Unsicherheit, zu<br />

Phantasievorstellungen, Verwirrung <strong>und</strong> Angst. Die Folge ist dann oftmals die, dass die<br />

Befürchtungen <strong>und</strong> das Schweigen der Erwachsenen von den Kindern übernommen werden<br />

(3).“ Gute Beispiele dafür sind z.B. im Umgang mit dem Tod eines Haustieres beobachtbar.<br />

Kinder nehmen wahr, dass das Tier sich nicht mehr bewegt, sie nicht begrüßt, anders ist. Es<br />

ist eine Möglichkeit, tot zu begreifen als das Gegenteil von lebendig. Wenn Erwachsene sie<br />

nun vor der Trauer über den Verlust ihres Haustieres schützen möchten <strong>und</strong> dieses schnell<br />

ersetzen, enthalten sie den Kindern die Verabschiedung vor. „…es geschah beim Verlust des<br />

geliebten Hamsters: Wir wollten ihn eigentlich beerdigen, Abschied nehmen – aber die Mutter<br />

hatte den Hamster schon in den Abfall getan <strong>und</strong> dachte daran, schnell wieder einen neuen zu<br />

kaufen. Wir hatten keine Zeit, keine Möglichkeit, über unseren Hamster, dem wir alle Ängste<br />

sagen <strong>und</strong> alle unsere Kindersorgen anvertrauen konnten, zu trauern. Wir durften nicht<br />

weinen <strong>und</strong> klagen, weil ja schon wieder ein neuer Hamster da war. Dass dieser aber eben<br />

nicht unser Hamster war, das verstanden die Erwachsenen nicht (15).“<br />

Gemeinsam ein Haustier zu beerdigen, wobei Kinder sehr kreativ ihre Form des Abschieds<br />

finden, kann Anlass zu weiteren Fragen sein, die Tod <strong>und</strong> Sterben betreffen. Sehr schön wird<br />

diese Situation in dem Bilderbuch „Leb wohl, Chaja!“ (10) beschrieben: „Chaja wacht nicht<br />

mehr auf, sagte Valentin plötzlich, <strong>und</strong> dann weinte er <strong>und</strong> streichelte ihr goldgelbes Gefieder.<br />

Oma legte ihren Arm um Valentin. Alle waren traurig. Dann holte Oma ihr schönstes<br />

Spitzentaschentuch <strong>und</strong> breitete es über Chaja. Papa grub unter der Fichte ein tiefes Loch im<br />

Garten. Oma hatte ihren Wintermantel angezogen <strong>und</strong> ihre Pelzmütze aufgesetzt. Valentin

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