Trauerkiste und Co - Dr. Dietmar Weixler
Trauerkiste und Co - Dr. Dietmar Weixler
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Familienrituale erhalten bleiben (Sonntagsspaziergang, Pizza <strong>und</strong> gemeinsam Fernsehen am<br />
Samstag o. dgl.)(14). Kinder wollen kein Mitleid, sie wollen wie die anderen Kinder<br />
behandelt werden (1). Dennoch sollte Krankheit <strong>und</strong> Sterben auch in den pädagogischen<br />
Institutionen offen behandelt werden <strong>und</strong> darüber gesprochen werden (8), wenn die Themen<br />
„im Raum stehen“. Betreuer können auch aktiv auf Vertrauenslehrer oder den<br />
Klassenvorstand zugehen <strong>und</strong> ihn auffordern, zu berichten, falls das Kind in der Schule<br />
gewisse Sorgen äußert.<br />
Das Einbeziehen der Kinder wird auch Ausdrucksformen suchen, die anders sind, als die der<br />
Erwachsenen, deren Ausdruck sehr stark an Sprache geb<strong>und</strong>en ist: das Spiel <strong>und</strong> andere<br />
Ausdrucksformen, die auch abhängig sind von der Individualität <strong>und</strong> Sozialisation des Kindes<br />
(Zeichnen, Malen, Basteln, Bewegung, Sport etc.). Hilfreich ist es, Interesse am Tagesablauf<br />
der Kinder zu zeigen <strong>und</strong> sie zu fragen, ob man ihre Gedanken zur Krankheit <strong>und</strong> Sterben<br />
hören oder teilen darf. Tatsächlich ist es häufig so, dass Kinder bei diesen Ereignissen affektiv<br />
ersäuft werden <strong>und</strong> zu viel materielle <strong>und</strong> emotionale Zuwendung erhalten (P.F. Herdina, 4).<br />
Die Aufgabe der Erwachsenen soll nicht so aufgefasst werden, dass sie wissen, wie man sich<br />
„richtig“ verhält <strong>und</strong> dieses Verhalten auch von Kindern erwarten, vielmehr soll ihre Aufgabe<br />
darin bestehen, dem Kind seinen individuellen Weg (in seiner individuellen Zeit) in der<br />
Trauer <strong>und</strong> beim Abschied zu ermöglichen (12) – oder wie G. Bogyi es w<strong>und</strong>erbar formuliert:<br />
„Trauerarbeit ist ein individueller Prozess, setzt Vertrauen ins eigene Ich <strong>und</strong> eine<br />
verständnisvolle Umgebung voraus, die nicht einengt, sondern ermöglicht.“ (1).<br />
Literatur:<br />
(1) Bogyi G.: Kindliches Erleben <strong>und</strong> Psychosomatik bei Tod eines Elternteils. In:<br />
Jellenz-Siegel B., Prettenthaler M., Tuider S. (Hg.): ... <strong>und</strong> was ist mit mir.<br />
Kinder im Blickpunkt von Trennungs- <strong>und</strong> Verlusterlebnissen; B<strong>und</strong>esverein<br />
Rainbows Österreich, Steirische Verlagsgesellschaft m.b.H., 2001<br />
(2) Ensink F.B., Bautz M.T., Hanekop G.G.: Optimierung der ambulanten<br />
palliativmedizinischen Betreuung terminal kranker Tumorpatienten am Beispiel<br />
SUPPORT – ethisch zu präferierende Alternative zur Forderung nach aktiver<br />
Sterbehilfe. 2001 AINS 36:530-7<br />
(3) Fässler-Weibel P., Expertengespräch: Bedürfnisse von Kindern im Umgang mit dem<br />
Tod wichtiger Bezugspersonen, Wien, Kardinal-König-Haus, 8.12.2002<br />
(4) Fässler-Weibel P., Herdina P.F., Rosenmayr F., Waldenmayer M.: Expertengespräch: