2012 - Ärztliche Weiterbildung in Sachsen-Anhalt
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Fotos: Autor<br />
zeigten sich <strong>in</strong> der Bodyplethysmographie die pulmonale<br />
Überblähung und e<strong>in</strong>e e<strong>in</strong>geschränkte Vitalkapazität (siehe<br />
Tab. 1 und Abb. 6). Röntgen- und CT-morphologisch konnte<br />
e<strong>in</strong> heterogenes Lungenemphysem mit Überblähung des<br />
rechten Lungenoberlappens diagnostiziert werden (Abb. 4),<br />
so dass wir mit dem Patienten die Möglichkeit der endoskopischen<br />
Lungenvolumenreduktion diskutierten. Geme<strong>in</strong>sam<br />
entschieden wir, dass, wenn die Chartisuntersuchung e<strong>in</strong>e<br />
kollaterale Ventilation ausschließt, e<strong>in</strong>e Ventilimplantation<br />
<strong>in</strong> die rechten Oberlappenbronchien durchgeführt werden<br />
soll. Die Chartismessung zeigte e<strong>in</strong>en e<strong>in</strong>deutigen Befund<br />
(Abb. 1), so dass am Folgetag die Ventilimplantation <strong>in</strong> flexibler<br />
Bronchoskopietechnik <strong>in</strong> balancierter Analgosedierung<br />
erfolgte. Der Patient konnte 48 h später die Kl<strong>in</strong>ik verlassen<br />
und bef<strong>in</strong>det sich bisher <strong>in</strong> regelmäßiger Kontrolle. Über<br />
e<strong>in</strong>e spürbare Verbesserung der körperlichen Leistungsfähigkeit<br />
berichtete der Patient zum zweiten Kontrollterm<strong>in</strong><br />
nach 16 Wochen. Zu diesem Zeitpunkt waren auch e<strong>in</strong>e<br />
Besserung der Lungenfunktion (Anstieg der Vitalkapazität<br />
auf 2,08l, Abnahme der Überblähung) und e<strong>in</strong>e Schrumpfung<br />
des rechten Oberlappens sichtbar. Aktuell (nach 1Jahr<br />
und 10 Monaten) ist der Patient vollständig selbständig. Die<br />
Belastungen im täglichen Alltag kann er ohne Atemnot<br />
bewältigen, COPD-Exazerbationen s<strong>in</strong>d bisher e<strong>in</strong>malig<br />
aufgetreten, die Leistungsfähigkeit konnte deutlich gebessert<br />
werden. Der Vergleich der Lungenfunktionen erbrachte vor<br />
allem e<strong>in</strong>e Zunahme der <strong>in</strong>spiratorischen Vitalkapazität<br />
sowie e<strong>in</strong>e Abnahme der Überblähung. Daneben kann auch<br />
e<strong>in</strong>e Zunahme des FEV1 dokumentiert werden (s. Tab. 1).<br />
Dieser Fall zeigt die Möglichkeit e<strong>in</strong>er langfristigen Verbesserung<br />
der Belastbarkeit durch Lungenvolumenreduktion<br />
mittels e<strong>in</strong>es endoskopischen Verfahrens. Im Zentrum der<br />
spezifischen diagnostischen Maßnahmen stand, nach der<br />
Lungenfunktionsprüfung und dem Computertomogramm,<br />
die Chartismessung. Nach Ventilimplantation bei fehlender<br />
kollateraler Ventilation konnte e<strong>in</strong> spürbarer und messbarer<br />
Effekt bei diesem Patienten bisher über bis zu 10 Monate<br />
nachgewiesen werden.<br />
Abb. 6: Fluss-Volumen-Kurven vor Ventilimplantation (blaue<br />
Kurve) und 4 Wochen nach Ventilimplantation (rote Kurve)<br />
Bewertung der endoskopischen<br />
Lungenvolumenreduktion<br />
Aus den gezeigten Daten und den pathophysiologischen<br />
Überlegungen können bisher die folgenden Schlüsse<br />
gezogen werden: Bei Patienten mit pulmonaler Überblähung<br />
(Lungenemphysem) kann Lungenvolumenreduktion<br />
die Lungenfunktion, die Atemnot und damit die Belastbarkeit<br />
verbessern. E<strong>in</strong> kl<strong>in</strong>isch relevanter Effekt wird nur bei<br />
e<strong>in</strong>er erkennbaren Lungenvolumenreduktion erreicht<br />
werden, dieser hält i.d.R. über länger als 12 Monate an.<br />
Endoskopische Lungenvolumenreduktion ist auch bei<br />
schwerem Lungenemphysem möglich und sicher, e<strong>in</strong>e<br />
Komplikationsrate von 10% ist zu beachten. Dieses<br />
Verfahren ist bisher ke<strong>in</strong> Rout<strong>in</strong>everfahren, das ungezielt<br />
angewandt werden sollte, da nur wenige Patienten profitieren.<br />
E<strong>in</strong>e weitere Etablierung von Prädiktoren für e<strong>in</strong>e<br />
erfolgreiche endoskopische Lungenvolumenreduktion ist<br />
notwendig, bevor die ELV <strong>in</strong> der kl<strong>in</strong>ischen Rout<strong>in</strong>e E<strong>in</strong>zug<br />
halten kann. Dazu steht mit Chartis e<strong>in</strong> effektives prädiktives<br />
diagnostisches Verfahren zur Verfügung. Symptomatische<br />
Lungenemphysempatienten mit e<strong>in</strong>em FEV1 zwischen 45<br />
und 15% des Sollwertes sollten weiterer Diagnostik zugeführt<br />
werden (siehe Tab. 2). Die Therapie sollte aus den<br />
dargestellten Gründen <strong>in</strong>nerhalb kl<strong>in</strong>ischer Studien <strong>in</strong><br />
Zentren erfolgen. Der E<strong>in</strong>satz endobronchialer Ventile ist<br />
ohne die Erfassung prädiktiver Befunde, z.B. Chartis, nicht<br />
empfehlenswert.<br />
Literatur bei den Verfassern<br />
Korrespondenzanschrift:<br />
Dr. Thomas Blankenburg<br />
Kl<strong>in</strong>ik für Innere Mediz<strong>in</strong> II,<br />
Krankenhaus Martha-Maria Halle-Dölau<br />
Röntgenstr. 1<br />
06120 Halle<br />
Tel.: 0345 559 1209<br />
e-mail: thomas.blankenburg@martha-maria.de<br />
Ärzteblatt <strong>Sachsen</strong>-<strong>Anhalt</strong> 23 (<strong>2012</strong>) 10 55