2012 - Ärztliche Weiterbildung in Sachsen-Anhalt
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Im vergangenen Jahr erschien im Ärzteblatt <strong>Sachsen</strong>-<strong>Anhalt</strong><br />
(22 (2011) 7) e<strong>in</strong>e Laudatio für Herrn Prof. Dr. Axel Simon,<br />
ehem. Direktor des Institutes für Gerichtliche Mediz<strong>in</strong> (sive<br />
Rechtsmediz<strong>in</strong>) der Mart<strong>in</strong>-Luther-Universität <strong>in</strong> Halle,<br />
anlässlich se<strong>in</strong>es 80. Geburtstages. Der dar<strong>in</strong> geäußerte<br />
Wunsch, dass ihm noch viele glückliche Jahre vergönnt se<strong>in</strong><br />
mögen, hat sich leider nicht erfüllt.<br />
Prof. Simon starb am 04.07.<strong>2012</strong> im Alter von 81 Jahren.<br />
Obwohl sich <strong>in</strong> den letzten Monaten abgezeichnet hat, dass<br />
sich se<strong>in</strong> Leben zum Ende neigt, hat die Nachricht von<br />
se<strong>in</strong>em Tod bei se<strong>in</strong>en ehemaligen Mitarbeiter<strong>in</strong>nen und<br />
Mitarbeitern sowie Freunden Bestürzung und Trauer ausgelöst.<br />
Prof. Simon wurde 1931 <strong>in</strong> Riga geboren. Se<strong>in</strong>e Schulzeit,<br />
die durch den zweiten Weltkrieg und se<strong>in</strong>en Folgen überschattet<br />
war, verbrachte er <strong>in</strong> Lodz und später <strong>in</strong> Dahme, wo<br />
er 1949 das Abitur ablegte.<br />
Anschließend studierte er bis 1955 an der Mart<strong>in</strong>-Luther-<br />
Universität <strong>in</strong> Halle Mediz<strong>in</strong>. Se<strong>in</strong> besonderes Interesse<br />
muss schon frühzeitig dem Fach Gerichtliche Mediz<strong>in</strong><br />
gegolten haben, geht doch aus dem Archiv des Halleschen<br />
Institutes hervor, dass hier bereits im Jahr 1953 e<strong>in</strong> Famulus<br />
Simon als zweiter Obduzent tätig war. Folgerichtig promovierte<br />
er im Jahre 1955 zu e<strong>in</strong>em gerichtsmediz<strong>in</strong>ischen<br />
Thema „Über Wasserleichen, <strong>in</strong>sbesondere zur Frage des<br />
sogenannten Badetodes“.<br />
Nach e<strong>in</strong>er e<strong>in</strong>jährigen Pflichtassistenz am Bezirkskrankenhaus<br />
Dessau-Alten begann er im September 1956 am Institut<br />
für Gerichtliche Mediz<strong>in</strong> der Leipziger Universität die<br />
<strong>Weiterbildung</strong> zum Facharzt für Gerichtsmediz<strong>in</strong>. Hier war<br />
der nicht nur <strong>in</strong> Fachkreisen hoch geschätzte Otto Prokop<br />
se<strong>in</strong> Lehrer. Offensichtlich überzeugte Axel Simon schon<br />
frühzeitig durch fachliche Kompetenz, denn noch bevor er<br />
im September 1959 Facharzt wurde, beauftragte man ihn,<br />
als Oberarzt die fachlichen Belange am durch den Weggang<br />
von Koch verwaisten Halleschen Institut zu vertreten.<br />
Unter Vamosi wurde er dann 1963 zum 1. Oberarzt ernannt.<br />
1969 habilitierte er sich mit der Schrift „Über immunologische<br />
Wechselbeziehungen bei Mensch und Tier als Störfaktor<br />
bei serologischen Untersuchungen der Art- und Gruppenspezifität“.<br />
Im September 1970 wurde er zum ordentlichen Professor<br />
und zum Direktor des Institutes für Gerichtliche Mediz<strong>in</strong> <strong>in</strong><br />
Halle berufen und war als solcher bis zu se<strong>in</strong>em krankheitsbed<strong>in</strong>gten<br />
Ausscheiden im Jahre1992 tätig.<br />
Prof. Simon war e<strong>in</strong> hervorragender gerichtsmediz<strong>in</strong>ischer<br />
Praktiker, auch der Schwerpunkt se<strong>in</strong>er wissenschaftlichen<br />
In Memoriam<br />
Prof. Dr. med.<br />
habil.<br />
Axel Simon<br />
Arbeit war der Forensischen Pathologie gewidmet. Als<br />
Beispiel s<strong>in</strong>d die als SIMONsche Blutungen <strong>in</strong> die Literatur<br />
e<strong>in</strong>gegangenen Befunde beim Erhängen zu erwähnen.<br />
Darüber h<strong>in</strong>aus galt se<strong>in</strong>e wissenschaftliche Tätigkeit aber<br />
auch der Forensischen Serologie und Spurenkunde, Rechtsfragen<br />
<strong>in</strong> der Mediz<strong>in</strong> und mediz<strong>in</strong>historischen Themen.<br />
Als Vorsitzender der Gesellschaft für Gerichtliche Mediz<strong>in</strong><br />
der DDR vertrat er die Interessen des Faches von 1972 bis<br />
1975 an herausragender Stelle.<br />
Se<strong>in</strong>e Verdienste um das Fach wurden national mit der<br />
Verleihung der Richard-Kockel-Medaille und <strong>in</strong>ternational<br />
mit den Ehrenmitgliedschaften <strong>in</strong> der polnischen und <strong>in</strong> der<br />
tschechoslowakischen Gesellschaft für Gerichtliche Mediz<strong>in</strong><br />
gewürdigt. 1983 wurde ihm der Titel Mediz<strong>in</strong>alrat verliehen.<br />
Se<strong>in</strong>en Schülern wird Prof. Simon als e<strong>in</strong> Lehrer <strong>in</strong> Er<strong>in</strong>nerung<br />
bleiben, der konsequent forderte, praktische gerichtsmediz<strong>in</strong>ische<br />
Tätigkeit mit wissenschaftlichem Denken und<br />
Arbeiten zu verknüpfen.<br />
E<strong>in</strong>er der letzten Höhepunkte <strong>in</strong> se<strong>in</strong>em Leben dürfte das<br />
anlässlich se<strong>in</strong>es achtzigsten Geburtstages ihm zu Ehren von<br />
se<strong>in</strong>em „Enkel im Amte“, Prof. Lessig, veranstaltete wissenschaftliche<br />
Symposium gewesen se<strong>in</strong>. Neben den Beiträgen<br />
se<strong>in</strong>er drei bereits im Ruhestand bef<strong>in</strong>dlichen Habilitanden<br />
konnte er sich über die Vorträge jüngerer jetzt am Institut<br />
tätiger Kollegen freuen, die bewiesen, dass die von ihm<br />
postulierte E<strong>in</strong>heit von Wissenschaft und Praxis an se<strong>in</strong>er<br />
ehemaligen Wirkungsstätte fortlebt. In diesem S<strong>in</strong>ne wird<br />
se<strong>in</strong> Vermächtnis bewahrt werden.<br />
Im Namen der Mitarbeiter<strong>in</strong>nen und Mitarbeiter des Institutes<br />
für Rechtsmediz<strong>in</strong> der Mart<strong>in</strong>-Luther-Universität Halle-<br />
Wittenberg<br />
Doz. Dr. med. habil. Uta Romanowski<br />
ehem. Oberärzt<strong>in</strong><br />
Ärzteblatt <strong>Sachsen</strong>-<strong>Anhalt</strong> 23 (<strong>2012</strong>) 10 69