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Deutsche Grammatik (de Gruyter Lexikon)

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u<br />

infinit<br />

Verbs, das nicht das direkte Ziel <strong>de</strong>r Handlung darstellt, aber gleichwohl von<br />

ihr betroffen ist. Im prototypischen Fall han<strong>de</strong>lt es sich dabei um <strong>de</strong>n Empfänger<br />

bei einem Verb wie geben, schenken, schicken o<strong>de</strong>r sen<strong>de</strong>n: Ich schicke<br />

dir einen Brief. Wie das Beispiel zeigt, steht das indirekte Objekt im Dativ.<br />

Während in <strong>de</strong>r <strong>de</strong>utschen <strong>Grammatik</strong>schreibung gewöhnlich alle Dativobjekte<br />

als indirekte Objekte bezeichnet wer<strong>de</strong>n, auch wenn sie das alleinige<br />

Objekt <strong>de</strong>s Verbs sind wie in Ich helfe dir gerne, ist in sprachübergreifen<strong>de</strong>n<br />

Beschreibungen gemeinhin nur dann von einem indirekten Objekt die<br />

Re<strong>de</strong>, wenn es mehr als ein Objekt gibt. Damit ist die Definition auch auf<br />

Sprachen anwendbar, die keine Kasusmarkierungen verwen<strong>de</strong>n.<br />

[EH]<br />

infinit (engl. infinite; von lat. infinitum ‚unbestimmt‘)<br />

Die Frage, was eine infinite Verbform von einer finiten unterschei<strong>de</strong>t, wird<br />

in <strong>de</strong>n <strong>Grammatik</strong>en und linguistischen Lexika sehr unterschiedlich beantwortet.<br />

Am weitesten geht die Definition, <strong>de</strong>rzufolge eine Verbform dann<br />

infinit ist, wenn sie we<strong>de</strong>r Person noch Numerus, Tempus und Modus (so<br />

z. B. Lewandowski 1994: 442) o<strong>de</strong>r darüber hinaus auch kein Genus Verbi,<br />

also keine Unterscheidung nach Aktiv o<strong>de</strong>r Passiv, enthält (vgl. z. B. Bußmann<br />

2008: 290). Da aber typische infinite Verbformen wie beispielsweise<br />

Infinitive im <strong>Deutsche</strong>n wie auch in an<strong>de</strong>ren Sprachen sowohl Tempus als<br />

auch Genus Verbi enthalten, ist eine solche Definition höchst problematisch.<br />

So ist z. B. betrügen ein Infinitiv Präsens Aktiv, betrogen wor<strong>de</strong>n sein<br />

hingegen ein Infinitiv Perfekt Passiv. In an<strong>de</strong>ren Sprachen gibt es zu<strong>de</strong>m Infinitive,<br />

die auch einen Modus enthalten. Als einzige <strong>de</strong>r aufgeführten Kategorien,<br />

die sich nirgendwo bei infiniten Verbformen fin<strong>de</strong>n lassen, bleiben<br />

damit nur Person und Numerus. Eine einfache Definition für die Praxis<br />

könnte daher darin bestehen, infinite Verbformen als solche zu bestimmen,<br />

die keine Personalendung haben. Allerdings kann eine solche Definition naturgemäß<br />

nur für Sprachen gelten, die auch über entsprechen<strong>de</strong> morphologische<br />

Markierungen verfügen. Sprachen wie das Chinesische, die grundsätzlich<br />

keine Personalendungen kennen, wer<strong>de</strong>n daher gelegentlich auch<br />

als grundsätzlich nicht finite Sprachen angesehen (vgl. z. B. Bisang 2001:<br />

1408). Bei sprachübergreifen<strong>de</strong>n Definitionen wird aber meist kein morphologischer,<br />

son<strong>de</strong>rn ein syntaktischer Ansatz gewählt: Verben wer<strong>de</strong>n<br />

dann als finit angesehen, wenn sie das Prädikat in einem selbständigen Satz<br />

bil<strong>de</strong>n können (vgl. z. B. Koptjevskaja-Tamm 1994: 1245). In Sprachen wie<br />

<strong>de</strong>m <strong>Deutsche</strong>n tragen Verben in solchen Fällen immer auch eine Personalendung,<br />

anhand <strong>de</strong>rer man sie leicht von infiniten Formen unterschei<strong>de</strong>n<br />

kann.<br />

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