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Deutsche Grammatik (de Gruyter Lexikon)

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Perfekt<br />

ebenfalls aus sein + Partizip II besteht. Zur Unterscheidung <strong>de</strong>r bei<strong>de</strong>n Konstruktionen<br />

schreiben Helbig/Buscha (2007: 158): „Der Unterschied zwischen<br />

bei<strong>de</strong>n Formen wird dadurch <strong>de</strong>utlich, dass das Perfekt Aktiv (im Gegensatz<br />

zum Zustandspassiv) auf das Präsens zurückgeführt wer<strong>de</strong>n kann,<br />

dass dagegen das Zustandspassiv (im Gegensatz zum Perfekt Aktiv) auf ein<br />

entsprechen<strong>de</strong>s Vorgangspassiv zurückgeführt wer<strong>de</strong>n kann.“ Helbig/Buscha<br />

(ebd.) ver<strong>de</strong>utlichen dies mit <strong>de</strong>n folgen<strong>de</strong>n Beispielen:<br />

Perfekt<br />

Aktiv:<br />

Zustandspassiv:<br />

Die Autoren sprechen allerdings auch von einer „semantischen Übereinstimmung<br />

bei<strong>de</strong>r Konstruktionen“, die „sich aus ihrer gemeinsamen resultativen<br />

Be<strong>de</strong>utungskomponente“ ergebe (ebd.: 157). Von einer solchen gemeinsamen<br />

Be<strong>de</strong>utung geht auch Leiss (1992: 164) aus, <strong>de</strong>r zufolge „sein + Partizip II<br />

im Neuhoch<strong>de</strong>utschen we<strong>de</strong>r ein Perfekt noch ein Zustandspassiv ist“, son<strong>de</strong>rn<br />

ein „Resultativum“. Dagegen bestreitet Rapp (1996: 263) die Existenz<br />

eines Zustandspassivs und analysiert sein + Partizip II als Kopulakonstruktion.<br />

Schließlich argumentiert Teuber (2005: 137), dass sowohl ist eingeschlafen<br />

(sein-Perfekt) als auch ist gelesen (Zustandspassiv) nichts an<strong>de</strong>res als<br />

Kopulakonstruktionen seien.<br />

Gegen die Analyse, dass in einem Satz wie Er ist eingeschlafen und einem<br />

wie Die Ausstellung ist eröffnet gleichermaßen ein Resultativum vorliege,<br />

spricht das Folgen<strong>de</strong>. Erweitert man die bei<strong>de</strong>n Sätze durch ein vergangenheitsbezogenes<br />

Temporaladverbial, durch ein Adverbial, das typischerweise<br />

Zustän<strong>de</strong> modifiziert, o<strong>de</strong>r durch einen Satz, <strong>de</strong>r <strong>de</strong>m erreichten Nachzustand<br />

wi<strong>de</strong>rspricht, dann wird <strong>de</strong>utlich, dass in ist eingeschlafen kein Resultativum<br />

vorliegt, son<strong>de</strong>rn eben doch ein Perfekt (vgl. Thieroff 1995):<br />

Temporaladverbial: Er ist gestern eingeschlafen.<br />

Zustandsmodifizieren<strong>de</strong>s Adverbial: *Er ist immer noch eingeschlafen.<br />

Wi<strong>de</strong>rspruch zum Nachzustand: Er ist eingeschlafen, aber dann ist er<br />

wie<strong>de</strong>r aufgewacht.<br />

Temporaladverbial: *Die Ausstellung ist gestern eröffnet.<br />

Zustandsmodifizieren<strong>de</strong>s Adverbial: Die Ausstellung ist immer noch<br />

eröffnet.<br />

Wi<strong>de</strong>rspruch zum Nachzustand: *Die Ausstellung ist eröffnet, aber<br />

dann wur<strong>de</strong> sie wie<strong>de</strong>r geschlossen.<br />

236<br />

Die Frucht ist gereift. ← Die Frucht reift.<br />

← *Die Frucht ist gereift wor<strong>de</strong>n.<br />

Der Brief ist geschrieben. ← *Der Brief schreibt.<br />

← Der Brief ist geschrieben wor<strong>de</strong>n.

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