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Deutsche Grammatik (de Gruyter Lexikon)

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Thema-Rhema-Glie<strong>de</strong>rung<br />

heranzuziehen versucht hat (vgl. Keenan 1976: 318f.). Allerdings ist dies<br />

nicht notwendig <strong>de</strong>r Fall und bei entsprechen<strong>de</strong>r Betonung kann das Subjekt<br />

durchaus das Rhema <strong>de</strong>s Satzes bil<strong>de</strong>n: Gestern wur<strong>de</strong> mitten in <strong>de</strong>r Stadt<br />

ein Bär gesichtet. Es gibt auch Sätze, die keine thematische, son<strong>de</strong>rn nur rhematische<br />

Information enthalten. In diesen Sätzen, die insbeson<strong>de</strong>re in Texto<strong>de</strong>r<br />

Absatzeinleitungssätzen auftreten, in <strong>de</strong>nen nicht an bereits Gesagtes<br />

angeknüpft wird, wie z. B. in Es war einmal eine Königin, bil<strong>de</strong>t das Subjekt<br />

ebenfalls das Rhema (vgl. hierzu auch Küper 1998: 228).<br />

Thema und Rhema wer<strong>de</strong>n ten<strong>de</strong>nziell auch durch unterschiedliche<br />

Wortarten realisiert, was damit zusammenhängt, dass mit <strong>de</strong>m Thema häufig<br />

auf schon Erwähntes Bezug genommen wird o<strong>de</strong>r auf in <strong>de</strong>r Äußerungssituation<br />

Vorhan<strong>de</strong>nes referiert wird. So wird das Thema sehr häufig durch<br />

Elemente wie Pronomina o<strong>de</strong>r Eigennamen ausgedrückt, die nur unter Berücksichtigung<br />

<strong>de</strong>s Kontextes verständlich sind. Eine Folge dieser Ten<strong>de</strong>nz<br />

ist, dass sich die Themen eines Texts durch geringere lexikalische Varianz<br />

auszeichnen (vgl. Cummings 2004: 349; Cummings 2006: 293).<br />

Die Thema-Rhema-Glie<strong>de</strong>rung hilft Sprecherinnen und Sprechern nicht<br />

nur, Informationen in Sätzen zu strukturieren, son<strong>de</strong>rn auch, die Informationsstruktur<br />

von ganzen Texten zu organisieren. Wenn man Texte auf ihre<br />

Thema-Rhema-Glie<strong>de</strong>rung hin analysiert, zeigen sich teilweise sehr komplexe<br />

Thema-Rhema-Abfolgen (vgl. Eroms 1986: 90–97), die auch als Themen-Progression<br />

o<strong>de</strong>r Themenentfaltung bezeichnet wer<strong>de</strong>n. Eine <strong>de</strong>r oft<br />

auftreten<strong>de</strong>n Strukturen ist z. B. diejenige, in <strong>de</strong>r das Rhema <strong>de</strong>s vorangegangenen<br />

Satzes als Thema <strong>de</strong>s Folgesatzes aufgenommen wird (sog. lineare<br />

o<strong>de</strong>r einfache Progression):<br />

Thema 1 Rhema 1<br />

Thema 2 Rhema 2<br />

(= Rhema 1)<br />

An dieser Skizze wird auch ersichtlich, dass die Thema-Rhema-Abfolge eine<br />

<strong>de</strong>r Grundlagen für die Textkohärenz bil<strong>de</strong>t, die sich durch satzübergreifen<strong>de</strong><br />

Bezüge bzw. durch die Wie<strong>de</strong>raufnahme von bereits erwähnter Information<br />

konstituiert.<br />

Bühler, Karl (1934/1999): Sprachtheorie. Die Darstellungsfunktion <strong>de</strong>r Sprache. Ungekürzter<br />

Neudruck <strong>de</strong>r Ausg. von 1934. 3. Aufl. Stuttgart: Lucius und Lucius.<br />

Cummings, Michael (2004): „Towards a Statistical Interpretation of Systemic-Functional Theme/Rheme“.<br />

Lacus Forum 30: 343–354.<br />

Cummings, Michael (2006): „Measuring Lexical Distribution across Theme and Rheme“. Lacus<br />

Forum 32: 289–299.<br />

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