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Deutsche Grammatik (de Gruyter Lexikon)

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u<br />

direktes Objekt<br />

-li, -el u. a. m.) gebil<strong>de</strong>t. Sie sind, unabhängig vom Genus <strong>de</strong>s Ausgangsworts,<br />

stets Neutrum: das Männlein, das Hütchen. Ihre Funktion besteht darin,<br />

das Bezeichnete nicht nur als ‚klein‘, son<strong>de</strong>rn auch positiv als ‚harmlos‘,<br />

‚ungefährlich‘ o<strong>de</strong>r ‚liebenswert‘ zu markieren; daher wer<strong>de</strong>n Diminutiva<br />

wie *Stechmücklein o<strong>de</strong>r *Rättchen normalerweise nicht gebil<strong>de</strong>t (vgl. aber:<br />

Käferchen, Mäuschen).<br />

[MS]<br />

direktes Objekt (engl. direct object; von lat. obicere ‚entgegenstellen‘)<br />

Beim prototypischen direkten Objekt han<strong>de</strong>lt es sich um das sog. Patiens<br />

(von lat. patiens ‚erlei<strong>de</strong>nd‘, abgekürzt P), das etwa in einem Satz wie Der Bär<br />

frisst <strong>de</strong>n Fisch <strong>de</strong>m Han<strong>de</strong>ln<strong>de</strong>n (Agens, hier: <strong>de</strong>r Bär) gegenübersteht. Für<br />

das <strong>Deutsche</strong> kann man daher auch sagen, dass das Akkusativobjekt mit <strong>de</strong>m<br />

direkten Objekt gleichzusetzen ist. Wenn man das direkte Objekt übereinzelsprachlich<br />

<strong>de</strong>finiert, kommt als weitere Bedingung hinzu, dass <strong>de</strong>r dafür<br />

verwen<strong>de</strong>te grammatische Ausdruck nicht zugleich als Subjekt eines intransitiven<br />

Verbs wie etwa in Der Fisch leuchtet im Dunkeln auftreten kann, was<br />

etwa in Ergativsprachen <strong>de</strong>r Fall ist. Allgemeiner ausgedrückt kann man<br />

auch sagen, dass das direkte Objekt das Ziel einer Handlung ausdrückt. In<br />

<strong>de</strong>r Hierarchie <strong>de</strong>s Satzes nimmt es eine Position nach <strong>de</strong>m Subjekt und vor<br />

<strong>de</strong>n an<strong>de</strong>ren Satzteilen ein (vgl. Blake 2001: 133). Bei <strong>de</strong>r Passivtransformation<br />

kann das direkte Objekt in die Subjektposition bewegt wer<strong>de</strong>n: Der<br />

Fisch wird vom Bären gefressen.<br />

Wenn von einem direkten Objekt die Re<strong>de</strong> ist, dann impliziert dies automatisch<br />

auch das Vorhan<strong>de</strong>nsein eines indirekten Objekts. Die bei<strong>de</strong>n<br />

Objekte treten typischerweise in Konstruktionen mit <strong>de</strong>r Be<strong>de</strong>utung ‚geben‘<br />

nebeneinan<strong>de</strong>r auf: Der Pinguin überlässt <strong>de</strong>m Bären <strong>de</strong>n Fisch. In <strong>de</strong>r Typologie<br />

unterschei<strong>de</strong>t man dann die Funktion <strong>de</strong>s direkten Ziels <strong>de</strong>r Handlung<br />

(hier: <strong>de</strong>n Fisch) als theme (abgekürzt: T) von <strong>de</strong>r <strong>de</strong>s indirekt von <strong>de</strong>r Handlung<br />

Betroffenen (hier: <strong>de</strong>m Bären) als goal (abgekürzt G). Von einem direkten<br />

Objekt spricht man nur dann, wenn T mit <strong>de</strong>nselben grammatischen<br />

Mitteln ausgedrückt wird wie P. Das ist im <strong>Deutsche</strong>n <strong>de</strong>r Fall: sowohl P in<br />

Der Bär frisst <strong>de</strong>n Fisch als auch T in Der Pinguin stiehlt <strong>de</strong>m Bären <strong>de</strong>n Fisch<br />

wer<strong>de</strong>n mit Akkusativ markiert. In an<strong>de</strong>ren Sprachen kann es aber auch vorkommen,<br />

dass G und T mit <strong>de</strong>nselben Mitteln ausgedrückt wer<strong>de</strong>n. In diesem<br />

Fall spricht man dann nicht von direkten und indirekten, son<strong>de</strong>rn von<br />

primären und sekundären Objekten (vgl. ebd.: 204)<br />

Blake, Barry J. (2001): Case. 2 nd ed. Cambridge/New York: Cambridge University Press.<br />

[EH]<br />

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