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Deutsche Grammatik (de Gruyter Lexikon)

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Tempus<br />

relatives Tempus ist das Plusquamperfekt: in ich hatte schon geschlafen wird<br />

das Ereignis <strong>de</strong>s Schlafens vor einem an<strong>de</strong>ren Ereignis in <strong>de</strong>r Vergangenheit<br />

positioniert (etwa: als es an <strong>de</strong>r Tür klingelte), das als Bezugszeitpunkt dient.<br />

Ein Tempus, das ausdrückt, dass <strong>de</strong>r Ereigniszeitpunkt mit <strong>de</strong>m Sprechzeitpunkt<br />

zusammenfällt, wird als Präsens bezeichnet. In manchen Sprachen<br />

gibt es mehr als eine Präsensform, und die Wahl <strong>de</strong>r Form hängt dann davon<br />

ab, ob ein Ereignis als im Verlauf befindlich (progressiv) o<strong>de</strong>r habituell aufgefasst<br />

wird. Im <strong>Deutsche</strong>n gibt es zwar Ansätze zu einer Verlaufsform (ich<br />

bin gera<strong>de</strong> am Arbeiten), aber sie ist nicht vollständig grammatikalisiert, und<br />

auch das reine Präsens kann dasselbe ausdrücken (ich arbeite gera<strong>de</strong>). In bei<strong>de</strong>n<br />

Fällen wird gesagt, dass das Arbeiten sich gleichzeitig mit <strong>de</strong>m Sprechen<br />

vollzieht. Ein Beispiel für ein Tempus, das ausdrückt, dass das Ereignis vor<br />

<strong>de</strong>m Sprechzeitpunkt liegt, wäre hingegen das Präteritum: Ich lag auf <strong>de</strong>r<br />

Wiese und sah <strong>de</strong>n Wolken nach. Hier wird ausgedrückt, dass das Liegen und<br />

<strong>de</strong>n Wolken Nachsehen vor <strong>de</strong>m Zeitpunkt <strong>de</strong>s Sprechens stattgefun<strong>de</strong>n hat.<br />

Nachzeitigkeit hingegen, also einen Ereigniszeitpunkt, <strong>de</strong>r nach <strong>de</strong>m Sprechzeitpunkt<br />

liegt, drückt das Futur aus: Morgen um diese Zeit wer<strong>de</strong> ich schon in<br />

Rom sein. Man stellt diese Verhältnisse auch oft auf einer Zeitachse dar:<br />

Präsens:<br />

---------------(E, S)--------------><br />

Präteritum:<br />

------------E---------S-----------><br />

Futur:<br />

------------S---------E-----------><br />

Relative Tempora, die das Ereignis nicht in erster Linie zum Sprechzeitpunkt,<br />

son<strong>de</strong>rn zu einem an<strong>de</strong>ren Zeitpunkt B in Bezug setzen, sind im<br />

<strong>Deutsche</strong>n Plusquamperfekt und Futur II. So liegt im Beispielsatz Ich hatte<br />

schon geschlafen (als es an <strong>de</strong>r Tür klingelte) das Ereignis (hier: schlafen) nicht<br />

nur vor <strong>de</strong>m Sprechzeitpunkt, son<strong>de</strong>rn zusätzlich noch vor einem weiteren<br />

Bezugszeitpunkt in <strong>de</strong>r Vergangenheit (hier: als es an <strong>de</strong>r Tür klingelte):<br />

Plusquamperfekt:<br />

--------E------B------S----------><br />

Beim Futur II hingegen, z. B. im Satz: Morgen um diese Zeit wer<strong>de</strong> ich die<br />

Arbeit erledigt haben liegt das Ereignis (hier: das Erledigen <strong>de</strong>r Arbeit) vor<br />

einem Bezugszeitpunkt (hier: morgen um diese Zeit), <strong>de</strong>r seinerseits nach <strong>de</strong>m<br />

Sprechzeitpunkt liegt:<br />

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