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Deutsche Grammatik (de Gruyter Lexikon)

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u<br />

finit finite Verbform<br />

zu eingeleitet (sog. Infinitivsatz: Sie stellte sich schlafend, um nicht mit ihm re<strong>de</strong>n<br />

zu müssen).<br />

→ Nebensatz<br />

[EH]<br />

finit, finite Verbform (engl. finite verb; von lat. finitum ‚bestimmt‘)<br />

Sprachübergreifend ist eine finite Verbform als eine Form <strong>de</strong>finiert, die das<br />

Prädikat in einem selbständigen Satz bil<strong>de</strong>n kann (vgl. z. B. Koptjevskaja-<br />

Tamm 1994: 1245). In Sprachen wie <strong>de</strong>m <strong>Deutsche</strong>n, die ihre Verben morphologisch<br />

auch im Hinblick auf Person markieren, be<strong>de</strong>utet dies zugleich,<br />

dass eine finite Verbform eine Personalendung trägt. Ein<strong>de</strong>utig finit wären<br />

daher z. B. Verbformen wie siehst, <strong>de</strong>ren -st-Endung das Merkmal ‚2. Person<br />

Singular‘ beinhaltet.<br />

Sog. analytische, also zusammengesetzte Verbformen enthalten nur jeweils<br />

eine finite Form, während die übrigen Bestandteile infinit sind. So ist<br />

in du bist aufgewacht nur bist finit, in sie wird aufgehalten wor<strong>de</strong>n sein nur<br />

wird. Bei <strong>de</strong>n infiniten Verbformen han<strong>de</strong>lt es sich um Partizipien und Infinitive,<br />

die zusammen mit <strong>de</strong>r finiten Form eine semantische Einheit bil<strong>de</strong>n,<br />

in <strong>de</strong>n bei<strong>de</strong>n Beispielen die 2. Person Perfekt Aktiv von aufwachen und die<br />

3. Person Futur II Passiv von aufhalten.<br />

Umstritten ist <strong>de</strong>r Status <strong>de</strong>s Imperativs als finite Verbform; einige Autoren<br />

(z. B. Thieroff 1992: 7) rechnen ihn nicht dazu und begrün<strong>de</strong>n dies damit,<br />

dass die Form zum einen auf das Präsens Aktiv beschränkt sei und zum<br />

an<strong>de</strong>ren nicht wirklich eine Personalendung enthalte, da außer <strong>de</strong>r zweiten<br />

Person keine weitere zulässig sei (so auch Eisenberg 2006: 202). Allerdings<br />

gilt die Beschränkung auf Präsens und Aktiv nicht durchgehend. So gibt es<br />

zahlreiche Gegenbeispiele im Passiv wie Sei gegrüßt! Seid mir willkommen! Sei<br />

bedankt usw., und auch ein Imperativ Perfekt kann gelegentlich gebil<strong>de</strong>t<br />

wer<strong>de</strong>n (z. B. bei Goethe: Besen! Besen! Seids gewesen!). Damit wird <strong>de</strong>r Hinweis<br />

auf die Beschränkung auf die 2. Person zum zentralen Kriterium. In<br />

<strong>de</strong>r Tat können Imperative im <strong>Deutsche</strong>n nur die 2. Person ausdrücken,<br />

während es in an<strong>de</strong>ren Sprachen auch Imperative in an<strong>de</strong>ren Personen gibt.<br />

Jedoch implizieren Imperative stets ein Subjekt, mit <strong>de</strong>m sie im Numerus<br />

kongruieren und das an<strong>de</strong>rs als das implizite Subjekt <strong>de</strong>r Infinitive bei<br />

beson<strong>de</strong>rer Hervorhebung auch ausgedrückt wer<strong>de</strong>n kann: Sei du bloß<br />

still!/Seid ihr bloß still!<br />

Im <strong>Deutsche</strong>n spielt die finite Verbform auch bei <strong>de</strong>r Satzstellung eine<br />

zentrale Rolle. In Hauptsätzen vom Typ Assertionssatz (Aussagesatz) steht<br />

das finite Verb stets an zweiter Stelle, unabhängig davon, von welchem Satzglied<br />

die erste Stelle besetzt wird:<br />

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