IRAK DIE WIEGE DER ZIVILISATION

SAVOIR-VIVRE PRAGUE
Glänzende Tage in der Goldenen Stadt
Shiny Days in the Golden City
Text: Gerald Sturz
HOTELTIPP
Prag ist der ideale
Ort, um ein gleichermaßen
entspanntes
wie spannendes
Wochenende zu
verbringen.
Prague is the ideal
place to enjoy a
relaxed but also an
exciting weekend.
PHOTOS: GERALD STURZ
Etwas mehr als vier Stunden dauert die Fahrt
mit dem Railjet, dem Hochgeschwindigkeitszug
der Österreichischen Bundesbahnen, von
Wiens Hauptbahnhof nach Praha hlavní nádraží,
dem Hauptbahnhof von Prag. Eine gute Zeit, um ein
wenig Distanz zum Alltag zu gewinnen und sich auf
ein wunderbares Wochenende zu freuen.
Zwei, drei Tage sind vermutlich nicht genug, um
alle Sehenswürdigkeiten und Annehmlichkeiten der
Stadt kennenzulernen. Aber lassen Sie es uns
dennoch versuchen.
Wer sich zuerst einmal einen guten Überblick
über die Stadt verschaffen will, wird den Hradschin,
den Burgberg, besteigen. Man macht das am besten
gleich am frühen Morgen, nach einem guten Frühstück
im Hotel und bevor noch die Touristenmassen
in Autobussen angekarrt werden. Wenn man von
hier oben auf die Stadt blickt, dann versteht man,
warum Prag auch die „Goldene Stadt“ genannt wird,
und die „Stadt der tausend Türme“: Unter einem
reckt und streckt sich tatsächlich eine Unzahl an
Türmen und Türmchen hoch, glänzen Kuppeln im
Licht der langsam hochsteigenden Sonne. Von hier
sieht man viele der Sehenswürdigkeiten der Stadt:
die Karlsbrücke, die die Moldau überquert, die
Kirche der Jungfrau Maria vor dem Teyn mit ihren
Spitztürmchen und Giebeln, das Konzertgebäude
Rudolfinum, den Fernsehturm.
Hier oben residierte also der kunstsinnige
Rudolf II., der als Kaiser des Heiligen Römischen
Reiches am Ende des 16. Jahrhunderts seine Residenz
von Wien nach Prag verlegte. Man kann es dem
Habsburger nicht verdenken, dass er lieber an der
Moldau lebte als an der Donau. Heute ist der
Hradschin Sitz des tschechischen Präsidenten.
Durch enge Gassen geht es dann runter nach Malá
Strana, der so genannten „Kleinseite“. Nach all den
frühmorgendlichen Anstrengungen ist Zeit für eine
Pause. Prag hatte einst eine Kaffeehauskultur, die
jener Wiens durchaus ebenbürtig war. Das Café Savoy
(cafesavoy.ambi.cz), ein prächtiges Art- déco-Kaffeehaus
an der Vítězná, erinnert an diese Zeit. Wir laben
uns an köstlichen Patisserien und Café au lait Savoy,
der mit Schokolade und Zimt angereichert wird.
Es ist Zeit, das Ufer zu wechseln. Wir überqueren
die Moldau von der Kleinseite, der Malá Strana, nach
Staré Město, der Altstadt, und finden uns zwischen
all den Kirchen, Palästen und Bürgerhäusern wieder,
die wir vom Hradschin aus gesehen haben. Staunend
wandern wir durch die engen Gassen.
Ein riesiger roter Totenkopf am Dach des Museums DOX.
A giant red skull on the roof of the DOX Museum.
Zwei sehr auffällige Gebäude, die aus dem
Ensemble herausragen, wollen wir bei dieser Gelegenheit
erwähnen. Da ist einmal das Haus zur
Schwarzen Mutter Gottes, ein Meisterwerk des
tschechischen Kubismus. Im ersten Stock des eigenwilligen
Gebäudes befindet sich das Grand Café
Orient (grandcafeorient.cz), das sich konsequent an
die Formensprache dieser besonderen Variante des
Kubismus hält – und das nicht nur bei der Innengestaltung,
sondern auch bei den Speisen: Hier ist
der Venecky, der traditionelle Germteigkranz, quadratisch
statt rund.
Ein anderes recht auffälliges Gebäude nennt sich
„Ginger und Fred“. Frank O. Gehry und Vlado
Milunic, die beiden Architekten, hatten Fred Astaire
und Ginger Rogers, das Traumpaar der klassischen
Hollywood-Tanzfilme, im Kopf, als sie dieses
tänzelnd leichte und frivol-elegante Gebäude entwarfen.
Weil uns aber vor allem das historische, das klassische
Prag interessiert, werfen wir uns jetzt in das
Getümmel in der Altstadt. Dass es hier etliche Touristen
gibt, die wegen ihrer Leibesfülle lieber mit
dem Segway durch die Stadt kurven als sie zu Fuß zu
erkunden, nehmen wir mit Amusement zur Kenntnis.
Ihnen wird viel entgehen.
Dass Prag in Sachen Kulinarik längst viel mehr zu
bieten hat als Braten, Knödel und Bier, können wir
im Restaurant La Degustation Bohême Bourgeoise
(ladegustation.cz, +420 222 311 234; eine Reservierung
wird eindringlich empfohlen) erfahren. Was
Küchenchef Oldřich Sahajdák hier seinen Gästen
bietet, ist wahrlich ein Erlebnis. Seine Interpretation
einer klassischen böhmischen Küche ist schlicht
atemberaubend.
The Augustine
Der Name des Hotels spielt
auf seine Geschichte an:
Was heute eines der
elegantesten und besten
Häuser Prags ist, war einst
ein Kloster der Augustiner
Mönche. Das Gebäude am
Fuß des Hradschin stammt
aus dem 13. Jahrhundert,
wurde jedoch mit viel
Feingefühl zeitgemäß
adaptiert. Gutes
Restaurant, toller Spa,
lässige Bar, eine Oase der
Ruhe. Das Augustine
gehört zur prestigeträchtigen
Gruppe der Leading
Hotels of the World.
The name of the hotel has
its origin in the building’s
history. It was once a
monastery of Augustinian
monks and remains one of
the most elegant and best
houses in Prague today.
The building at the foot of
the castle dates from the
13th century and has been
adapted over time with
much finesse. A good
restaurant, great spa, a
casual bar – an oasis of
calm. The Augustine
belongs to the prestigious
group of the Leading
Hotels of the World.
The Augustine
Letenská 12/33
+420 266 11 22 33
lhw.com/augustine
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