IRAK DIE WIEGE DER ZIVILISATION
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L‘AUTRICHE ECONOMIC AFFAIRS<br />
Reinhold Mitterlehner<br />
„Nationaler Protektionismus wäre genau die falsche Strategie“<br />
“National protectionism would be precisely the wrong strategy”<br />
Interview: Petra Stix<br />
Österreichs Wirtschaftsminister Reinhold Mitterlehner über die Liberalisierung<br />
des Welthandels und die Exportmärkte der Zukunft.<br />
Austria’s Minister of Economy Reinhold Mitterlehner on liberalising world trade<br />
and the export markets of the future.<br />
Für die Zukunft des Wirtschaftsstandortes Österreich<br />
ist eine weitere Liberalisierung des Welthandels von<br />
enormer Bedeutung. Wie stellen Sie sich diese<br />
Liberalisierung vor?<br />
Um die Wirtschaftskrise nachhaltig und langfristig<br />
zu überwinden, muss der Welthandel weiter belebt<br />
werden. Denn der Abbau von unnötigen Handelshemmnissen<br />
wie zum Beispiel langwierigen Zollverfahren<br />
schafft Wachstum und Arbeitsplätze und<br />
nützt sowohl den Unternehmen als auch den Konsumenten.<br />
Im Gegensatz dazu wäre ein Rückfall in nationalen<br />
Protektionismus genau die falsche Strategie.<br />
Abschottung löst keine Probleme, sondern verschärft<br />
sie. Dass sich die Internationalisierung bewährt und<br />
letztlich für alle Beteiligten Vorteile bringt, sehen wir<br />
auch in der Forschung.<br />
Welche Bedeutung hat das umstrittene Freihandelsabkommen<br />
zwischen der EU und den USA (TTIP) für den<br />
Wirtschaftsstandort Österreich?<br />
Die USA sind nach Deutschland und Italien Österreichs<br />
drittwichtigster Handelspartner. Ein starkes<br />
Exportland wie Österreich kann daher von einem<br />
gut gemachten Handelsabkommen besonders profitieren,<br />
aber die Qualität muss stimmen. Entscheidend<br />
für den Erfolg von TTIP ist daher, dass jeder<br />
Vertragspartner das Schutzniveau nach eigenem Ermessen<br />
festlegen kann und unsere nationalen Standards<br />
gesichert und respektiert werden. Das gilt vor<br />
allem bei Lebensmitteln, Umwelt, Gesundheit und<br />
Konsumentenschutz. Auch die Transparenz muss<br />
trotz einiger Fortschritte weiter gestärkt werden. Wir<br />
brauchen bei den künftigen Verhandlungsrunden<br />
mehr Offenheit, um das Vertrauen der Bürgerinnen<br />
und Bürger zu erhalten.<br />
Wie ist der Ist-Stand der österreichischen Internationalisierungsoffensive?<br />
Was sind die Vorhaben der Zukunft?<br />
Die Maßnahmen und Angebote von „go international“<br />
haben sich bewährt und unterstützen vor allem<br />
Klein- und Mittelbetriebe beim ersten Schritt in den<br />
Export, bei der Erschließung von Zukunftsmärkten<br />
und der Vermarktung ihrer Innovationen. Weitere<br />
Instrumente sind die Unterstützung des Besuchs<br />
wichtiger Branchentreffs, von Kongressen und Messen,<br />
sowie die Teilnahme an Forschungskooperationen.<br />
Neben Marktstudien werden auch Rechtsberatungen<br />
und Risikoanalysen durchgeführt und den<br />
Unternehmen angeboten. Unsere Exportbetriebe<br />
zählen zu den wichtigsten Konjunkturstützen und<br />
sichern Wachstum und Arbeitsplätze in Österreich.<br />
Was sind, Ihrer Meinung nach, die Exportmärkte der<br />
Zukunft?<br />
Aufgrund der Wachstumsschwäche in Europa müssen<br />
wir die erfolgreich eingeleitete Diversifikation<br />
der Exporte weiter forcieren, um neue Märkte zu erschließen<br />
und das Risiko zu diversifizieren. Wir<br />
müssen dorthin gehen, wo das stärkste Wachstum<br />
ist, ohne die traditionellen Märkte wie Deutschland<br />
zu vernachlässigen. Großes Potenzial sehe ich zum<br />
Beispiel in China, das ich im Vorjahr gemeinsam mit<br />
einer großen Wirtschaftsdelegation besucht habe.<br />
Heimisches Know-how und hochwertige Produkte<br />
und Dienstleistungen treffen dort auf eine stark steigende<br />
Nachfrage. Unser Ziel ist es daher, das gesamte<br />
Handelsvolumen mit China bis 2020 zu verdoppeln.<br />
Gerade die Russland/Ukraine-Krise macht es<br />
notwendig, noch stärker als bisher neue Märkte zu<br />
erschließen, um die Exportströme zu diversifizieren.<br />
Die EU-Sanktionen gegen Russland haben auch Auswirkungen<br />
auf Österreichs Wirtschaft. Welche Maßnahmen hat<br />
sich das Wirtschaftsministerium überlegt, um hier<br />
gegenzusteuern?<br />
Gerade in schwierigen Zeiten ist es besonders wichtig,<br />
ein verlässlicher Partner der Wirtschaft zu sein.<br />
Daher unterstützen wir die von der Russland/Ukraine-Krise<br />
betroffenen Unternehmen noch intensiver.<br />
Durch die rasche Aufstockung unserer Exportoffen-<br />
FOTOS: XYXXYXYXY<br />
PHOTOS: BMWFW/JAKOB GLASER<br />
PERSONAL DETAILS<br />
Reinhold Mitterlehner<br />
ist seit 2008 Österreichs Wirtschaftsminister. Im Jahr 2013 übernahm<br />
er auch die Agenden des Wissenschafts- und Forschungsministers.<br />
Seit 1. September 2014 ist er auch Vizekanzler der Republik Österreich.<br />
Reinhold Mitterlehner has been Austria’s Minister of Economy since 2008.<br />
He also took on the Science and Research Ministry portfolios in 2013.<br />
In September 2014 he additionally became Vice Chancellor of Austria.<br />
72 Cercle Diplomatique 1/2015<br />
Cercle Diplomatique 1/2015<br />
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