Landtagspräsident Christoph Grimm - Landtag Rheinland-Pfalz
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Schüler-<strong>Landtag</strong> <strong>Rheinland</strong>-<strong>Pfalz</strong> - 20. Sitzung am 2. Dezember 2004<br />
denen heraus man sagt: „Nein, jetzt kann man die<br />
Familien, jetzt kann man die Kinder nicht nach Hause<br />
schicken. Die sind gerade dabei, für ihre Zukunft<br />
eine Basis zu legen.“? Ich denke, wir werden uns<br />
mit denselben Punkten beschäftigen.<br />
Zu dem Antrag zur Bekämpfung der Jugendkriminalität<br />
in <strong>Rheinland</strong>-<strong>Pfalz</strong> sage ich euch: Ich bin froh,<br />
dass ihr zum Schluss keine Bootcamps beschlossen<br />
habt. Mich hat ein bisschen die Vorstellung<br />
erschüttert, dass wir in Deutschland so etwas tun.<br />
Ich kenne Bootcamps wirklich nur aus diesen grauseligen<br />
Filmen aus den USA, wo man sieht, wie<br />
junge Menschen, zum Teil auch Erwachsene, angebrüllt<br />
werden und psychisch ihr Genick gebrochen<br />
wird. Ich bin froh, dass ihr das nicht beschlossen<br />
habt. Ich bin froh, dass ihr euch für Variationen<br />
entschieden habt, die bedeuten, demjenigen zu<br />
helfen, der schon tief in der Tinte sitzt, und die vor<br />
allen Dingen aber auch Prävention bedeuten.<br />
Das ist ein Politikinhalt, dem wir uns verschrieben<br />
haben, wann immer es geht, über Präventionsmöglichkeiten<br />
nachzudenken und, wenn etwas Schlimmes<br />
passiert ist, wenn jemand aus dem Ruder gelaufen<br />
ist, zu versuchen, ihn zu überzeugen und<br />
wieder in unsere Gesellschaft zurückzuführen, und<br />
nicht, ihn psychisch kaputt zu machen. Ich fand gut,<br />
dass ihr darum so heftig gerungen habt und dann zu<br />
der sehr viel humaneren Behandlungsform gefunden<br />
habt.<br />
Den Antrag „Verbesserte Sicherheit für die Jugend<br />
in <strong>Rheinland</strong>-<strong>Pfalz</strong>“ habe ich zum Teil nicht miterleben<br />
können. Ich bedaure das zutiefst, denn die<br />
Diskussion, die ich zum letzten Teil mitgekriegt<br />
habe, war Klasse. Die war nicht nur Klasse, weil sie<br />
unendlich lebhaft war, sondern weil ihr euch gegenseitig<br />
gezeigt habt, dass ihr wirklich die beste Möglichkeit<br />
und die beste Lösung wollt, dass ihr eure<br />
eigenen Erfahrungen einbringt, eure eigenen Ängste<br />
vor Polizei auf dem Schulhof einbringt, dass ihr<br />
aber auch eure eigenen Ängste davor einbringt,<br />
dass eine Genussgesellschaft hin und wieder tatsächlich<br />
abdriften könnte, auch in eurer Generation<br />
abdriften könnte, dass ihr das nicht wollt, dass ihr<br />
das auch für eure Alterskameradinnen und<br />
-kameraden nicht wollt.<br />
59<br />
Den Teil der Diskussion, den ich miterlebt habe,<br />
fand ich echt Klasse, muss ich wirklich sagen. Er<br />
war zum Teil auch noch amüsant. Es gelingt uns<br />
hier übrigens auch nicht immer oder ganz selten,<br />
dass alle so viel klatschen und so viel lachen, wie<br />
ihr das gekonnt habt.<br />
Wir sind in den letzten Monaten auf Antrag einzelner<br />
Fraktionen in der Diskussion des Parlaments<br />
auch öfter an diesem Thema gewesen. Es ging um<br />
die rauchfreie Schule, auch um die Frage: Wie gehen<br />
wir mit Alkohol bei Jugendlichen um? Finden<br />
wir die Alkopopsteuer richtig? Glauben wir, dass<br />
man über den Faktor Geld die Gefahr von Sucht<br />
einschränken kann?<br />
Bei aller Hoffnung, die auch in eurer Diskussion<br />
zum Ausdruck kam – die Jugendlichen werden<br />
schon wissen, was für sie richtig ist –, sind wir allerdings<br />
auch der Meinung: Die Auswüchse muss man<br />
irgendwo versuchen einzuschränken, auch mit<br />
steuernden und politischen Mitteln. Da ist Geld einer<br />
der Faktoren. Ich glaube, der Faktor Aufklärung, der<br />
Faktor Vorbild – wie leben wir Erwachsene euch<br />
das vor? – ist natürlich auch einer der ganz zentralen.<br />
Wenn es um das Thema Rauchen in der Schule<br />
geht, muss man in Richtung der Lehrkräfte schauen.<br />
Wenn ein Lehrer, eine Lehrerin in der Schule<br />
irgendwo raucht, ist dies natürlich auch nicht gerade<br />
das Beispiel, nach dem wir uns sehnen. Aber bei<br />
uns Abgeordneten gibt es auch noch genügend<br />
schlechte Beispiele. Ich kann das locker sagen; ich<br />
rauche nicht.<br />
Zum Schluss kamen noch die Hühner in den Käfigen,<br />
eine Diskussion, die so ganz aus der Jugendschiene<br />
rausfiel, aber trotzdem mein Kompliment<br />
dafür, denn sie ist sicherlich die alleraktuellste.<br />
Einer eurer Lehrer hat mir gezeigt – das wusste ich<br />
gar nicht –, dass am 17. Dezember der Bundesrat<br />
dazu etwas entscheiden wird.<br />
Ihr habt von der Vertretung der Landesregierung<br />
hier gehört: In <strong>Rheinland</strong>-<strong>Pfalz</strong> haben wir eure Position;<br />
wir sehen das genauso wie ihr. Deswegen<br />
freue ich mich darüber, ist eine total tolle Unterstützung.<br />
Wir werden unserem Ministerpräsidenten<br />
noch ganz schnell auf den Weg geben, dass die